Etymologische Untersuchung
der altägyptischen Waffen und Geräte, die aus bj3
bestehen
Im Zuge meiner Bearbeitung und Erforschung der Gewinnung und
Nutzung von Eisen im Alten Ägypten, finden sich auch
sprachlich-etymologische Indizien, die mit dem Gebrauch des Ausdrucks bj3 im
Zusammenhang stehen.
Hierzu liefert uns Erhart Graefe in seiner Dissertation zur
Untersuchung der Wortfamilie bj3 (1) auf Seite 82, “§18, bj3 in Verbindung mit Waffen“ einen äußerst wertvollen Beitrag.
In seiner Doktorarbeit wird klar ausgearbeitet, dass es sich bei
bj3 um einen Werkstoff handelt, der seit dem Alten Reich bis zur Spätzeit als Eisen
verstanden wird. Erst im Laufe des Neuen Reiches erschien eine zweite
Bezeichnung “bj3 n pt“, die parallel zum selben bereits bekannten Metall
Anwendung fand und auch austauschbar war. Graefe schreibt Seite 83: “wohingegen
seit dem Neuen Reich bei Geräten und vielleicht auch bei dem Horusspeer bj3 als
Eisen aufgefasst und manchmal gegenüber den Vorlagen in bj3 n pt abgeändert
wurde“. Trotz etymologisch auffallender Diskrepanzen, will Graefe nur Meteoreisen
gelten lassen.
Laut dem “Wörterbuch der ägyptischen Sprache“ Band I (2), Seite 436 wird bj3 als Bezeichnung für das
ägyptische Gebrauchsmetall definiert.
Zusätzlich wird auf gleichlautende Wörter aus dem koptischen
hingewiesen, die das Schmiedeeisen benennen.
Bj3 bezeichnet (Wb I, S. 436, a I) Material für Waffen,
Haken zur Mundöffnung, Gefäße, Götterfiguren, und Throne. Des Weiteren wird es
als Erz, Waffe aus Erz, Meißel und auch Fessel aus Erz bezeichnet. Berge oder
Mauern aus bj3 symbolisieren die bildliche Bedeutung der Festigkeit.
“bj3 n pt“ bezeichnet das Eisen (Wb I, 436 B, 14), die
zusätzliche Angabe “Erz des Himmels“ beruht womöglich auf einer falschen
Auslegung, die richtiggestellt als “Erz (so fest) wie der Himmel“ zu deuten
ist, denn viele weitere Fakten des Wb belegen eindeutig die nicht meteoritische
Herkunft. Wie bereits erwähnt greift hier die gleichlautende koptische
Bezeichnung für das Schmiedeeisen. Unter Belegnummer 16 steht “auch offiziell
als etwas, das im Wasser zerkleinert wird“, was als Tätigkeit zur
Erzaufbereitung zu verstehen ist. Es wurden also Eisenoxide, zerriebenes Erz
oder auch Erzknollen im Wasser von Fremdstoffen gereinigt.
Weiter belegen die Titel der Anwesenheitsinschriften im
Bergwerksbetrieb (Mine) des Wadi Hammamat
jr n bj3 n pt “Verfertiger eiserner Werkzeuge“ (Wb I, 436, Nr. 19) den
Abbau der Eisenerze und Herstellung eiserner Werkzeuge, somit kann keine meteorische
Herkunft abgeleitet werden. Die ideographische Schreibung für dasselbe Wort belegen
zwei Hieroglyphen aus dem Alten Reich (Wb I, 436 letzter Absatz).
bj3 n pt wurde ab der 19. Dynastie gelegentlich aus Syrien
importiert (Graefe S. 30). Auch hierbei handelt es sich nicht um Meteoreisen,
denn wir wissen aus einem Brief der gleichen Epoche von Hattusilis an einen
befreundeten König, dass er zur Zeit kein gutes Eisen liefern kann. Was darauf
hindeutet, dass die erzverarbeitende Bevölkerung nur zu bestimmten Zeiten,
vorwiegend nach der Ernteeinbringung, Eisen produzieren konnte. Ansonsten hätte
er das Warten auf einen Meteoritenschauer beteuert.
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Wenn es so wäre, wie Graefe meint, müssten alle Eisenfunde
ab dem Neuen Reich (bj3 n pt) die Parameter des Meteoreisens erfüllen, dies
sind ein Nickelgehalt von ca. 5 – 15 % Nickel, die Wittmannstättschen
Strukturen sowie chemisch ungebundenen Kohlenstoff. Dies trifft nicht zu.
Wichtig sind auch die Hinweise von Wainwright, dass bj3 n
pt ausschließlich auf irdisches Eisen angewandt wird (Graefe 30), und Hannig,
Die Sprache der Pharaonen 1995, der bj3 als Erz, Metall; Eisen,
tellurisches Eisen übersetzt.
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Eine plausible Erklärung für die parallel dazu verwendete neue
Bezeichnung ab dem Neuen Reich liefert uns Ludwig Beck, Die Geschichte des
Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher Beziehung, Bd I, 1884:
“…. wenn uns die Entdeckung der uralten Eisenbergwerke zu Surabit el-Khadur am Abhang des Sinai den
Beweis liefern, dass Eisen schon zur Zeit der vierten Dynastie in Ägypten im
Gebrauch war, so wird dies fernerhin durch die Abbildungen in den alten
Grabkammern bestätigt, aus denen wir zugleich die Mannigfaltigkeit der
Anwendung, wie die Art der Gewinnung des Eisens kennen lernen. Auf den
Wandgemälden wird das Eisen mit blauer Farbe dargestellt.
Wie es sich damit aber auch verhalten mag,
jedenfalls haben wir in dem Vorhergehenden eine Reihe von Tatsachen, welche die
frühe Vertrautheit der Ägypter mit dem Eisen erhärten, erbracht. Schon in der
ältesten Zeit der beglaubigten Geschichte Ägyptens, in der Periode der vierten
Dynastie, war das Eisen den Nilbewohnern bekannt und in Gebrauch und blieb in
Gebrauch neben Kupfer und Bronze in allen Perioden der ägyptischen Geschichte.
In der älteren Zeit, in der die Ägypter neben dem Eisen nur das Kupfer zu
Werkzeugen verarbeiteten, scheint es sogar in mannigfacherer Verwendung gewesen
zu sein, als in späterer Zeit, nachdem die Ägypter durch Handel und Eroberungen
mit der Bronze Asiens bekannt und förmlich überflutet wurden.
Zu allen Zeiten scheint die Eisengewinnung im
eigenen Lande von untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein, wenn auch aus den
Resten alter Bergwerke im erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel hervorgeht,
dass ihnen die Gewinnung nicht unbekannt war.
Sie bezogen vielmehr das meiste Eisen aus dem
Auslande, und zwar in älterer Zeit als fertige Waren aus Nubien; während dieser
Bezug späterhin, als Ägypten mit Ostasien in Verkehr kam und mit den Bronzegeräten
der Semiten, namentlich der Phönizier überschwemmt wurde, in den Hintergrund
trat und zwar so sehr, dass die alte, wahrscheinlich nubische Bezeichnung für
Eisen verloren ging und an dessen Stelle für das Eisen aus Asien ein neuer Name
in Aufnahme kam. Ähnlichen Wortwandlungen begegnen wir im Altertume öfter.“
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Wir können also davon ausgehen, dass das Eisen bereits zu
vordynastischen Zeiten in Gebrauch war. In Anbetracht des Mangels an
Brennstoffen im eigenen Land wurde es unter anderem auch aus Nubien importiert,
bzw. dort in eigener Regie als Barren oder als Werkzeug hergestellt. Die
Nutzung des Eisens wird durch ein sehr reiches Repertoire an Hieroglyphen ab
dem Alten Reich belegt, und da
es bereits das übliche Gebrauchsmetall darstellte, musste
nicht mehr darauf hingewiesen werden, dass der Gegenstand (Hake, Sichel),
Werkzeug (Messer, Meißel) oder Waffe (Dolch, Speerspitze) aus Eisen besteht.
Die ab dem Neuen Reich bis zur Perfektion ausgereifte
Schmiedekunst Ägyptens (Eisendolch des Tutanchamun) stand nun mit dem Aufkommen
der als Massenware importierten Bronze in direkter Konkurrenz. Den Ägyptern erschien
es wichtig, die Qualität der Eisenwerkzeuge im Vergleich zu den gegossenen
Bronzeartefakten durch eine prägnante Metallbezeichnung zu unterscheiden.
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Vor dem
Hintergrund, dass sich alle antiken Völker den Himmel als Gewölbe auf stabilen,
festen Säulen stehend dachten, lag es nahe, den Festigkeitsvorteil des gestählten
Eisens gegenüber der Bronze in der Werkstoffbezeichnung zu untermauern. Die
konventionelle Schreibung bj3 wurde um n pt “so fest wie der Himmel“ als neuer
Standard für die Metallbezeichnung festgelegt, innerhalb Ägyptens war man
sich des bj3 bewusst, und es war unerheblich eine bestimmte Schreibweise zu
bevorzugen.
Somit ist es plausibel erklärbar, dass die Namenserweiterung
n pt wegen Wirtschafts- und Handelsinteressen erfolgte.
Belegt wird dies durch die Schreibung von bj3 mit dem Zusatz
ägyptischer Ortsbezeichnungen, bzw. der Benennung als ober- oder unterägyptisch
(Graefe S.30-33), diese wurden als Varianten von Eisenerzsorten betrachtet (Graefe
S. 5). Zur Herstellung von Werkzeugen konnten beide Bezeichnungen stehen (S.31)
bzw. es wurden Vorlagen bei denen man bja als Eisen auffasste in bj3 n pt
abgeändert (S.83), das aus dem Ausland importierte Eisen aus Syrien wird jedoch
mit bja n pt bezeichnet (S.30).
Hierzu ein Zitat von H. Grapow: „Die Belege mit bj3 n pt
sind einfach “modernes Vokabular“, da der Begriff bj3 im NR hauptsächlich nur
noch aus der alten (religiösen ?) Literatur bekannt und daher etwas undeutlich
geworden war“.
In Bezug auf die etruskische Eisenherstellung auf Elba und
in Populonia mit einer Anzahl an Rennöfen, dass deren Rauch fast die Sonne
verdunkelte – weit über 1000 Jahre vor den Kopten, als auch den gewaltigen
Schlackenbergen mitsamt Funden von Stahlerzeugnissen bei Napata und Meroe (3) –
weit über 800 Jahre vor den Kopten, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass die
koptisch gleichlautende Bezeichnung für
bj3 n pt als Meteoreisen oder Eisen vom Himmel verstanden werden muss.
Es ist der Stahl “Eisen (so fest) wie der Himmel“. Zudem wussten die Kopten aus ihren biblischen
Schriften, dass bereits die Israeliten beim Auszug aus Ägypten die
Eisenschmiedetechnik beherrschten (Bücher Mose und Ezechiel).
“In einem ägyptisch-hethitischen Grenzposten ist um 1200 v.
Chr. Eisen ein gewöhnliches Metall, und das 12. Jahrhundert bringt in diesem
Grenzposten auch große und grobe Werkzeuge für schwere Arbeit, Hacken, Hauen,
Pickel und Pflugscharen mit Stückgewichten über 3 kg zustande“, so die
Feststellung eines wissenschaftlich arbeitenden Metallurgen . (4)
All diese Fakten belegen die weit verbreitete Kenntnis von der
Eisenherstellung. Von Meteoreisen ist weder die Rede, noch hätte sich darauf
eine derartige Industrie aufbauen können – was von der nachfolgenden
Indizienkette untermauert wird.
Die beschriebenen
Waffen
Zitiert wird im Folgenden nach E. Graefe (1), Seite 82. (Auf
seine auf die Magie ausgelegten Erklärungsversuche wird aus Platzgründen nicht
näher eingegangen).
“In den folgenden Dokumenten kommt bj3 darin entweder in der
Verbindung “Waffe aus bja“ vor, oder ein einfaches bj3 ersetzt die Bezeichnung
der Waffe. Man hat damit schon oft die Ersatzbezeichnung “Eisen“ für “Schwert“
verglichen“.
a) Dokument 127, Etikette Dwn c, dieser früheste Beleg stammt
nach Kaplony aus der 1. Dynastie:
„Nehmen des bj3-Speeres von vier Ellen Länge, Harpunieren
des Nilpferdes“. Hierbei handelt es sich um die älteste Schreibung von bj3 mit
dem Schlitten, wenn auch ohne Schakalkopf wie bei Pyramidentext 647a aus der 4.
Dynastie.
An anderer Stelle empfängt Horus seinen Speer aus bj3, um
die Götterfeinde und die Feinde Pharaos zu vernichten. Er wird in einigen
Texten genauer beschrieben: „mit bj3 versehen und einem Schaft aus Holz“, ist
also zweiteilig.
b) Dokument 128, Tb Kap.
108, Seth im Kampf gegen die feindliche Apophisschlange, nach der Übersetzung
von Sethe:
… dann lässt Seth seinen Gabelspieß aus bj3 herausfliegen,
und sagt: “Weiche zurück vor dem spitzen bj3, das in meiner Hand ist“
c) Im Kampf zwischen Horus und Seth sind der Dolch und der
Speer ebenfalls als aus bj3 bestehend beschrieben.
d) Dokument 130, Urk.
VI, 59, ½
(Nut wütet gegen Seth): “Meine Finger sind gegen ihn scharfe
Flintmesser, meine Nägel sind gegen ihn Dolche (Klingen) aus bj3“.
e) “Vermutlich dominiert
der Aspekt “Waffe“ (Gerät), wohingegen seit dem Neuen Reich bei Geräten und
vielleicht auch bei dem Horusspeer bj3 als “Eisen“ aufgefasst und manchmal
gegenüber den Vorlagen in “bj3 n pt“ abgeändert wurde“.
Diese Zeugnisse beschreiben also real existierende Waffen
und Geräte sowie deren Wirksamkeit in der Anwendung. Analog zur Nutzung von
Flint oder Obsidian, wie es bei den Fingern der Nuth hervorgehoben wird,
bestehen die Waffen – zum Zeitpunkt der Inschriften – bereits aus einem
hinlänglich bekannten modernen Werkstoff, der von jener Zeit aus der Geschichte
nicht mehr zu tilgen ist.
Die eisernen Throne
Die frühesten
Inschriften hierfür stammen ebenfalls aus der 1. Dynastie:
Anedjib, (Hor-aned-jib) ist der Horusname des
altägyptischen Königs (Pharaos) der 1. Dynastie (Frühdynastische Zeit),
welcher um 2910 v. Chr. regierte.
Sein Nebtiname: Nbwj-mr.j-bj3-p = Geliebter des eisernen Throns der beiden
Herren.
Der Thron- und Eigenname: Mr.j-bj3-p = Geliebter des eisernen Throns. (Q:
Wikipedia, Anedjib)
Pyramidentext 1562 b/c: “Außer dem Thron ist auch noch das
Zepter in der Hand des Königs aus bj3“.
Die zahlreichen weiteren Belege der Pyramiden- und Sargtexte
aus dem Alten Reich, in denen der Thron aus bj3 bestehend beschrieben wird,
brauchen wir nicht weiter zu kommentieren.
Dass der Thron real aus Eisen besteht, geht aus Dokument 35
Urkunde IV, 257, 7 hervor:
“Ich Amun setze Hatschepsut zu meinem Nachfolger ein. Diese
ist auf diesem meinem Thron, denn ihr Amt einnehmen ist es, auf diesem Thron
aus bj3“. Von daher ist also der tatsächliche, irdische Regierungssitz gemeint.
Im Neuen Reich wird Kupfer mit hmt /hmtj, Bronze mit hsmn geschrieben (Wb III,
99, 163).
Symbolische
Darstellungen
Die frühesten Indizien hierfür stammen aus der frühdynastischen
Zeit:
a) Ein Königsname aus
der 1. Dynastie “Miebis“ – Mr pw bj3 (j) wird übersetzt mit “er ist ein fester
Kanal“.
Von daher dürfte auch schon in dem thinitischen Königsnamen
die Bedeutung von “stabil, oder
vortrefflich“ vorliegen, d.h. “seine Funktion erfüllender Kanal“. (eigene Anmerkung “so fest wie aus Eisen
bestehend“).
Gleiches wird in den Hymnen an Sesostris III (Mittleres
Reich) aus Kahun zitiert. Graefe S. 39
b) Von Sethos I wird
gesagt, dass er eine Mauer aus bj3 (Eisen) für Ägypten sei und deren
Verschlüsse aus Kupfer bestünden.
c) Sein direkter Nachfolger
Ramses II wird als Mauer um sein Heer als aus bj3 n pt tituliert (Graefe S.
24).
d) In Dokument 46,
Ptahstele von Abu Simbel Z. 9/10:
(Ptah sagt zu Ramses II): “… Ich habe dein Fleisch aus Gold
gebildet, deine Knochen aus Kupfer, deine Glieder aus (bj3) Eisen“. (Graefe S.
39)
Anmerkung zu a-c): Aus dem Wissen, dass Gold die gleichen Festigkeitseigenschaften
wie Kupfer hat, und dass beide Metalle mit Eisen bearbeitbar waren, jedoch
nicht umgekehrt, wurde mit dem festeren Werkstoff bj3 argumentiert.
Anmerkung zu b-d): Obwohl man schon im Neuen Reich mit
Zinnbronzen experimentierte, die Bezeichnung lautete dafür hsmn, erreichte die
Bronze nicht die Festigkeit des Eisens. Angesichts dieser Tatsachen konnten die
Mauern nur aus bj3 bestehen.
Anmerkung zu d): Diese Überlieferung hinsichtlich des
Gebrauchs der verschiedenen Metalle verdeutlicht, dass bj3 nicht als Kupfer
gedeutet werden kann.
Allgemeines
Inventar
Gewichte, die das Fischernetz nach unten ziehen, bzw. beim
Schleppen am Grund halten, bestehen aus bj3 (Graefe S. 15).
Im Abusirpapyrus aus der 5. Dynastie werden Biergefäße aus
bj3 beschrieben - woraus zu entnehmen ist, dass es allgemein in Gebrauch war.
In Urkunde VI, 85, 9 ist von einem Ring aus bj3 die Rede. (Graefe
S. 159)
Ringe aus Eisen wurden bereits in prädynastischen Gräbern
gefunden. (5)
Werkzeuge
Seit dem Alten Reich beschreiben Sargtexte und Dokumente das
sb3-Messer aus bj3 (Graefe S. 23, 28-29).
Ebenso wird aus derselben Zeit beim Ritual der Mundöffnung
vom Peseschkef (Fischschwanzmesser) und Netjeri-Klingen (Messerklingen) aus bja
bestehend berichtet.
Beide Messer sind auch Gegenstand der Opferlisten des Alten
Reiches (Graefe S. 32).
G. A. Reisner publiziert 1908 aus dem Taltempel der
Mykerinos-Pyramide (4. Dynastie), ein dem Mundöffnungsritual zugeschriebenes
Besteck aus stark oxidiertem Eisen, eine chemische Analyse erwies sich als
nickelfrei, was also den terrestrischen Ursprung hinreichend belegt.
Ab der 5. Dynastie werden Bildhauerwerkzeuge zur
Statuenherstellung wie der Meißel und der Dechsel aus bj3 den
Mundöffnungsgeräten hinzugefügt.
Der in abgewandelter Form als gekrümmter metallener Stab
dargestellte Dechsel wird von Graefe S. 23 als mshtjw-Haken aus bj3 bezeichnet.
In der flachbildlichen Darstellung ist er im Grab Sethos I (siehe oben:
Symbolische Darstellungen) und im Papyrus Hunnefer aus dem 13. Jh. v. Chr. mit
der Farbe Blau dargestellt. Derselben Zeit entstammt die Darstellung des
Schwertes von Ramses III, dessen Klinge blau gefasst ist.
Neben diesen Belegen finden sich weitere Darstellungen von
Waffen und Werkzeugen aus dem Mittleren Reich, die in blauer Farbe überliefert
sind.
Bei einem aus Holz bestehenden Modelldolch aus der Mastaba
des Jj-m-htp in Lischt, und einem aus Meir (Kat.Nr. 14, S.97), beide aus der
12. Dynastie, sowie bei dem abgebildeten Dolch am Objektfries des Sarges von
Sbk-c3 aus derselben Zeit, sind die Klingen monochrom blau koloriert. Bestimmte
Metalle werden hingegen gekennzeichnet durch die Farben: Weiß für Silber und
Elektron; Gelb für Gold, Rotbraun sind die Buntmetalle. (6)
Ab der ersten Zwischenzeit werden in der Lehre des Cheti die
Hacke des Bauern sowie der Meißel und Dechsel zur Holz- und Steinbearbeitung
aus bj3 bestehend aufgezählt.
Das bj3-Erz aus den
Minen und Bergwerken “bj3 w“
Eine Zusammenfassung aus den Belegen von Graefe S. 26 – 36. (Auf
die Auslegung ob bj3 nun Gold, Türkis, Quarzit, Amethyst oder Meteoreisen sei,
wird hier nicht näher eingegangen)
Die Grundlage für die Übersetzung als Mine, Minengebiet
liefern die zahlreichen Belege von “bj3 w“ als Bezeichnung von Bergwerken wie
zum Beispiel auf der Halbinsel Sinai. Dazu gibt es eine Parallele auf einer
Stele aus dem Wadi el Hudi (südöstlich von Assuan), wo nach bj3 geschürft
wurde.
Dokument 37, Inschrift des Ameni aus Beni Hassan, Zeit
Sesostris I (-2000):
“Da fuhr ich nach Süden, um bj3 aus der Mine (bj3 w) zu
holen, zur Stadt Koptos …“, und
“ich fuhr nach Süden, um bj3 aus dem Minengebiet (bj3 w) zu
holen für die Majestät …“
Dokument 38, Inschrift aus dem Wadi Abu Mu Awad (Ostwüste,
südöstlich von Koptos):
“Der Graf … bei seinem Kommen in das Gebiet (bj3 w), um bj3
auszubeuten“
Dokument 39, Urkunde IV, 1111,24:
“Betreffend jede bj3-Mine und jede Expedition zu ihr, um in
ihr nach Erz zu suchen“ (Graefe S. 85)
Dokument 40, Urkunde IV, 825,10 aus der Zeit des Thutmosis
III:
“… das Erzgebiet (bj3w), bei der Nekropole die über Elefantine liegt“ (nordwestlich von Assuan)
Dokument 41, Stele eines Horus aus der Zeit Sesostris I,
Mittleres Reich:
“Die Truppe wurde unter meinem Befehl ausgeschickt, um zu
tun, was mein Ka liebt in diesem bj3-Gebiet (bj3 w) von Nubien“
Dokument 131 Stele
eines Horus aus der Zeit Sesostris I; (siehe auch oben Dok. 37 und 41)
Der Beamte berichtet: „Ich wurde geschickt von der Majestät,
um zu tun, was sein Ka wünscht in dieser bj3-Mine von Nubien.
Innerhalb einer Werkzeugliste aus der 6. Dynastie wird neben
Äxten, Dechseln und verschiedenen Meißeln eine hieroglyphische Bezeichnung
aufgeführt, die Hermann Junker als: „ein mineralischer Stoff, der aus
Elefantine geholt wird“ übersetzt. Dies deutet darauf hin, dass die Werkzeuge daraus
hergestellt wurden, bzw. dass das Erz für den Grabherren von hoher Bedeutung
war. Weitere Hieroglyphen beschreiben einen Metallbrocken sowie Inhalte von
Reden und Rufen der Erzarbeiter. (17)
Elephantine könnte somit als Verwaltungssitz und Verschiffungsort, der
am Qubbet el Hawa abgebauten Eisenerze angesehen werden. (siehe dazu weiter unten)
Ebenso wird in der Sinaiinschrift No. 90, zur Zeit des
Amenemhet III, 12 Dynastie, für die
Erzbeschaffung bj3 w genannt, Graefe S.
28 mit Hinweis auf Anmerkung 16): “Da bj3 keine spezielle Bezeichnung für das
Metall Kupfer ist (11) bleibt nur übrig, bj3w hier als allgemeinere Bezeichnung
“Metall“ und “Erz“ oder sogar “Minenprodukt“ zu verstehen“ (Graefe S.161).
Bei unserem Ausdruck “bj3 w“ handelt es sich um einen Ortsnamen
oder um eine allgemeine Bezeichnung für “Minengebiet“. Harris spricht sich für “bj3 w“ als Ortsnamen
aus.
Golenischeff übersetzt “bj3 w“ als Mine, eine Stelle um Erz
zu gewinnen, also Erzgebiet oder Abbaugebiet von Erzen, das Produkt steht für
den Ort. (Graefe S. 35-36)
Wb I, 438, 6/7 ist zu entnehmen, dass unser Ausdruck bj3 w
“Erzausbeute“ bedeutet;
was die obigen Dokumente stützt, und als “bja-Erz schürfen/holen
bei den genannten Orten“ übersetzt werden kann.
Wb I, 438, 12/13: “bj3 w“ ist belegt seit dem Alten Reich,
und oft im Mittleren Reich als BERGWERK, besonders auf dem Sinai. Somit kann
übersetzt werden: “die bj3-Erzausbeute aus den Bergwerken der genannten Orte“.
Belegt wird dies weiterhin durch die Schreibung von bj3 mit
dem Zusatz ägyptischer Ortsbezeichnungen, bzw. der Benennung von wo es kommt
(Graefe S.30-33), diese wurden als Varianten von Eisenerzsorten betrachtet (Graefe
S. 5)
Als ergänzende Belege dafür - dass es von Bedeutung war, das
Erz hinsichtlich seiner Qualität mit der zusätzlichen Angabe des Ortes, wo sich
die Mine, das Bergwerk, befand zu charakterisieren – benannte man bj3 mit –smc,
-mh und –qzj was die Ortsbezeichnungen für Ober-, Unterägypten und für die
Hauptstadt Cusae des 15. oberägyptischen
Gaues bedeuteten; siehe auch oben Dokument 37-41.
Dafür spricht auch, dass bj3-smc außerhalb der Opferlisten
vorkommt, wobei es durch bj3-qzj ersetzt werden kann und dass diese Bezeichnungen
des Erzes seit dem Alten Reich bis zu den Inschriften der Spätzeittempel
überliefert sind. (Graefe S. 30-33)
Hier ist nun der Zeitpunkt um auf E. Chassinat (Le Mystere d
Osiris, 1968) einzugehen, auf den sich Graefe stützt.
Chassinat legt in seiner Untersuchung nachdrücklich dar,
dass bj3 das Erz und das daraus zu gewinnende Metall gleichzeitig bezeichnete,
zumindest in früher Zeit. Dazu gehört auch das Eisenerz Hämatit, das als
Ausgangsprodukt für Eisen verwendet werden konnte (Graefe S. 32). Ein
himmlischer Aspekt wurde von ihm nicht angegeben (Graefe S. 26).
Chassinat kommt bei seinen Überlegungen zu dem Schluss, dass
das bj3-Erz bereits in ältester Zeit in Minen gewonnen und mit Feuer zum
bj3-Metall verhüttet wurde, es deutet auf Eisen hin (Graefe S.
26). Er weist etymologisch nach, dass mit bj3 das Mineral, Eisenoxid, Haematit – also das Erz - als auch das (in alten
liturgischen Texten) Metall an sich gemeint ist, und als neuer Begriff bj3 n
pt das Eisen bezeichnet. (Graefe S. 33)
Auf den Versuch, Kupfer und Bronze erst für bj3, dann für
hsmn und später für bj3 n pt sehen zu wollen, können wir hier nicht eingehen, da
es semantisch keinen Sinn macht. Da es zweitens von Haus aus drei verschiedene
Metalle sind, die Eigennamen erfordern. Da es drittens hinreichend wiederlegt
ist und weil Graefe sowieso nur Meteoreisen gelten lässt: „Ich halte es , wie
in der Einleitung und im §3 ausgeführt, für wahrscheinlicher, dass man für bj3 statt
Kupfer – Meteorgestein/Eisen einsetzen muss“ (Graefe S. 34).
Wobei das tellurische Eisen genauso gemeint sein kann, denn:
„Bj3 umfasst also das Erz und das daraus zu gewinnende Metall, sei es himmlischer,
sei es irdischer Herkunft“ (Graefe S. 27)
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Die Definition der himmlischen Herkunft ist deshalb falsch,
weil ein Eisenmeteorit bereits das (zu gewinnen wollende) Metall darstellt. Ein
Erz ist ein Stoff, der noch keine metallischen Eigenschaften aufweist, weshalb
das Meteoreisen nicht als Erz bezeichnet werden kann. Zudem verweisen die
Expeditionen, über die im Alten Ägypten berichtet wird, ausschließlich auf Orte
und Gebiete von Eisenerzlagerstätten (Eisenoxid, Haematit) ohne
Meteoriteneinschläge und ohne Meteoreisenfunde.
“Das Material wurde gezogen auf bj3-Schlitten und geladen
auf ziehbare Behälter“, man hätte also zwischen Nubien und dem Sinai riesige
Mengen von Meteoriten abtransportiert!
Die behauptete “himmlische Herkunft“ beruht deshalb auf subjektiven
Ansichten, die aus Erklärungsnöten unter dem Aspekt “kein tellurisches Eisen im
Alten Ägypten“ entstanden sind.
Die Reliefs der eisenverarbeitenden Schmiede aus der 6.
Dynastie zeigen das Verhütten der Erze mit Rennöfen, das Zwischen- oder Aufglühen
und das Schmieden. Für die Verarbeitung von Eisenmeteoriten hätte man den zur
Verfügung stehenden (fertigen) Rohstoff dargestellt, und lediglich das
Aufglühen und das Schmieden charakterisiert.
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Die Widersprüchlichkeit und Fehlinterpretation von Graefe
ist lediglich auf die Ablehnung des tellurischen Eisens zurückzuführen. Schlüssig
werden die von ihm angeführten Fakten nur in Anbetracht des von Menschenhand
erzeugten Eisens.
Die Bedeutung des Wortes “bj3 w“ erklärt sich umfassend aus
seiner Herkunft und Geschichte, woraus unzweifelhaft zu erkennen ist, dass
damit seit Beginn der ägyptischen Schrift ein Ort benannt wird, bei dem der Grundstoff zur Herstellung des
Eisens (Eisenoxide) abgebaut wurde.
Das Zeichen “Schlitten“ als Transportmittel für das Erz bzw. für das
bj3-Metall Eisen.
Die wertvollen Hinweise hierzu stammen von E. Graefe ab
Seite 85, die Erläuterung wie gehabt aus meiner Feder.
Seit dem Alten Reich bis zu den ptolemäischen Zeiten wird
das bj3-Metall Schmiedeeisen neben weiteren Hieroglyphen mit dem in vielen
Variationen dargestellten Zeichen für “Schlitten“ – genannt auch Schakal- oder
Wolfsschlitten – geschrieben. Dafür folgende Beweise:
Dokument 131 Stele
eines Horus aus der Zeit Sesostris I; (siehe auch oben Dok. 37 und 41)
Der Beamte berichtet: „Ich wurde geschickt von der Majestät,
um zu tun, was sein Ka wünscht in dieser bj3-Mine von Nubien. Das Material
wurde gezogen auf bj3-Schlitten und geladen auf ziehbare Behälter“.
Aus der Nennung von Behältnissen kann man schließen, dass
bei der Mine das lose aufbereitete Erz, vielleicht auch als Halbfertigware die
gewonnen Eisenluppen/Klumpen in Säcken oder Bottichen transportiert wurden. In
anderen Varianten des Schlittenzeichens ist die Ladung als lose Eisenbrocken
oder als massive rechteckige Eisenbarren dargestellt.
Im Sign-Papyrus dient wns als Erklärung des Schriftzeichens
bj3-Schlitten. Der Schlitten heißt dort Schakal oder Wolf, eine Bezeichnung
vergleichbar unserem “Hund“ für “Förderwagen“ im Bergbau.
Der Lautwert der Etikette Dwn c aus der 1. Dynastie (Dokument
127 siehe oben zu den beschriebenen Waffen unter a.) und Pyramidentext 647a ist sicherlich aus dem Erzklumpen auf dem Schlitten abzuleiten, weil das bj3-Material
etwas ist, was man gewöhnlich vom Ort des Fundes oder der Schürfstelle auf
Schlitten wegtransportiert. (Graefe S. 86)
Das Schlittenzeichen wird nach Kaplony charakterisiert als
bj3 und seinen Gebrauch für bj3. Nach Gardiner (Pyramidentext 800 d) und Silvio
Curto (Postille circa la Metallurgia Antico-Egizia S.67) wird es als “aus bj3
bestehend“ gedeutet.
Was das Schlittenzeichen letztendlich bedeutet, erfahren wir
aus den ptolemäischen Spätzeitinschriften in Dendera, die vielfältig
überliefert sind; z.B.:
Dokument 260, CD IV, 259; 3,4: „(Gold der Götter, Silber der
Göttinnen …) Eisen der Großen Götterneunheit“.
Dendera Inschrift 270 (Graefe S. 146; mit ausführlicher
Beschreibung der Anmerkung Nr. 151, S. 223): “Hathor, Herrin des Eisens …“
In Tabelle 5 auf Tafel 11-12 werden für die Spätzeit 11 Schlittenzeichen
(Nr. 44 – 58) gelistet, mit denen das irdische “echte Eisen“ geschrieben wird. Dieselben
Zeichen und Varianten davon sind seit dem Alten Reich vielfach belegt.
Genutzt wurde der Schlitten als Transportmittel, auf dem man
Rohmaterial wie Erz oder Eisenbarren aus den Minen transportierte. Deswegen und
weil sich eine Vielzahl von Handwerkerschaften auf die Herstellung des Eisens
spezialisierten, war das Zeichen des Schlittens mit seiner speziellen Ladung
das Ideogramm für das Gebrauchsmetall Eisen.
Somit können wir den Gebrauch des Zeichens durch alle
Epochen bis zurück in die 1. Dynastie verfolgen, was unzweifelhaft die Nutzung
des tellurischen Eisens beweist.
Das Ideogramm “Brunnen“
oder “Wasserloch“ für bj3
Für diese Hieroglyphe kursieren verschiedenste
Interpretationen. Fest steht, dass das Zeichen N41/42 (Gardiner`s Sign List) sinngemäß bj3-Erz bezeichnet, da es in
Korrelation mit gleichwertigen Schriftzeichen vorkommt, siehe Graefe S. 84 – 86.
Die sack-, korb- oder wasserlochähnlichen Gebilde
beherbergen sinngebende zeichnerische Füllungen, bestehend aus Linien,
Wellenlinien, unterschiedlich gezeichneten Rechtecken, Kornreihen, unförmigen spitzzulaufenden
Blasen und zeichnerischen Kombinationen daraus.
Mit dem Wissen aus der Montanarchäologie, wie man Bergbau zu
alten Zeiten betrieben hat, lässt sich der bildliche Mikrokosmos leicht
erklären. Dargestellt werden demnach abzuteufende Abbaugruben (Pingen) oder
Minen mit der zeichnerischen Angabe/Inhalt der Qualität, der Quantität und in
welchen Abbaustufen reiches Vorkommen für das betreffende Minenfeld zu erwarten
war. Weiterhin verrät die Füllung der Hieroglyphe die Art der Erzvorkommen
hinsichtlich der Beschaffenheit der Erze wie z.B. sedimentär, oolithische Zwischenschichten
im Festgestein oder auffindbare Erzknollen in Bodenschichten.
Die Vielfältigkeit dieser Hieroglyphe lässt auch darauf
schließen, dass sich eine Wertung hinsichtlich der Weiterverarbeitung zu
bevorzugten Werkzeugen ablesen ließ, bzw. welcher Anspruch an das zu gewinnende
Metall gestellt wurde. Geregelt wurde
hiermit die Bestellung bzw. die Lieferung sowie deren Wertausgleich.
Auch dieses in vielen Varianten überlieferte Schriftzeichen ist seit der ersten Dynastie
(Anedjib) bis in die Spätzeit für bj3 in Gebrauch, was darauf hinweist, dass
die Werkzeuge und Waffen aus mineralischen Eisenoxiden hergestellt wurden. (Siehe
hierzu die Beitrage #56 – 57, Seite VIII)
Die Belegstellen
der Erzvorkommen aus der alten Zeit und die neuzeitliche Gegenüberstellung
Sinai:
Die frühesten Inschriften stammen von Expeditionen unter Djoser
und Snofru, dann auch von vielen nachfolgenden Pharaonen bis in die Spätzeit.
Man begegnete dort den einheimischen Hüttenleuten, die sich
auf den Kupferabbau spezialisiert hatten, und die zu keiner Zeit usurpiert
wurden. Von daher ist davon auszugehen, dass auch der aufwändige Türkisabbau
von den einheimischen Prospektoren erfolgte.
Türkis wurde neben anderen Halbedelsteinen zu Schmuck und
Pektoralen ausschließlich für die Könige verarbeitet. In Anbetracht der
Türkisressourcen im eigenen Land, und dass sich ein Machtwechsel erst nach
mehreren Jahrzehnten vollzog, wäre es unangemessen, solche Expeditionen mit
ungeheurem Risiko und Aufwand wegen einiger Kilogramm Türkis pro Amtszeit in
die ferngelegenen Fremdgebiete zu schicken. Ägypten war auch in schlechten
Zeiten nicht mittellos, und Feindseligkeiten waren ihnen fremd. Das heißt, man
hätte Kupfer und Türkis von den dort ansässigen Spezialisten oder über Händler
leichter einhandeln können, als zu versuchen, es mit erheblichem Aufwand selbst
abzubauen.
Zum Erwerb von Kupfererz und Türkis gibt es daher keinen
Grund, diese dort selbst abbauen zu wollen. Bei der Überlegung aber, dass im
Sinai ein ausgesprochen gut zu verarbeitendes Eisenerz – womit die Einheimischen
kaum Erfahrung hatten – als auch genügend Brennstoffe vorhanden waren, macht
der Aufwand eher Sinn, dies dort zu beschaffen, ohne mit den ansässigen
Stammesgemeinschaften in Konkurrenz zu treten.
Ludwig Beck, Die Geschichte des Eisens in technischer und
kulturgeschichtlicher Beziehung, 1903: „Die
Entdeckung der uralten Eisenbergwerke zu Serabit el-Khadim am Abhang des Sinai liefern uns den Beweis, dass
Eisen schon zur Zeit der vierten Dynastie in Ägypten im Gebrauch war“.
Die
Inschriften der Expedition des hntj-htj-nh ab aus der 5. Dynastie listen
erstmals Beamtentitel wie einen Schreiber und einen Aufseher für bj3-Erz auf (Ingelore Hafemann, Dienstverpflichtung im
Alten Ägypten während des Alten und Mittleren Reiches, 1990, S.92).
In den Aufzeichnungen des Annalen-Steins von Amenemhet II (Mittleres
Reich, 12. Dynastie) wird von asiatischer Bronze “hsmn“ und mehrfach von asiatischem
Kupfer “hmt j“ berichtet. Eine in den Sinai entsandte Expeditionstruppe hat gebracht:
5570 Deben bj3. (16)
Als weiteres Indiz gilt der Hathor-Tempel in Timna - Hathor
galt als Schutzgöttin der Bergleute und Herrin des Eisens – wo im Fundament 11
Stück Eisen-Artefakte aus dem Neuen Reich gefunden wurden. Die chemische
Analyse erwies sich als nickelfrei. (9), siehe auch meinen Beitrag # 81.
Die Inschriften, die oben besprochenen Belege für die
bj3-Erzbeschaffung in den (bj3 w)-Bergwerken im Sinai, sowie der archäologische
Eisenfund dokumentieren die altägyptische Eisenherstellung zu allen Zeiten,
datierbar bis ins Alte Reich.
Wenn man nun dem historischen Fehler mancher Forscher
glauben schenkt, dass die meisterhafte Steinbearbeitung Alt-Ägyptens mit
Kupferwerkzeugen vonstatten gegangen sei, und die Ägypter erst durch die
Griechen und Römer mit dem Eisen Bekanntschaft machten, ist dies nur darauf
zurückzuführen, dass man die Idealvorstellung bj3 sei Kupfer fälschlicher Weise
favorisierte. Ein solches Postulat ist schon deshalb nicht zutreffend, da man
ab dem Neuen Reich alles Eisen der damaligen Welt hätte kaufen oder erbeuten
können, soweit es verfügbar gewesen wäre.
Der
derzeitige Abbau von Eisenerz im Sinai beträgt ca. 150.000 Tonnen pro Jahr (Q: Mineral Industry in Egypt-Part I: Metallic
Mineral Commodities, Natural Resources,
2011).
Ostwüste
Die bereits oben erwähnten Inschriften - vorwiegend aus dem
Mittleren Reich - belegen die bj3-Expeditionen in die Ostwüste. Die
geographisch genannten Lagerstätten liegen demnach zwischen Quena (Koptos) und
Assuan im Niltal und zwischen Safaga und Marsa Alam am Roten Meer. Das Wadi
Hammamat mit seinen vielen Nebentälern scheint eine zentrale Rolle gespielt zu
haben.
G. Wilkinson berichtet, dass man die Reste uralter
Eisenbergwerke dort aufgefunden habe (Manners and customs of the ancient
Egyptians III 246, sowie J. Burton, als auch Beck S.83).
Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnte der
Eisenerzabbau für die Zeit um 1580 – 1350 v. Chr. nachgewiesen werden (DFG, Nordost-Afrika:
Strukturen und Ressourcen, 1999, Seite 294)
Zur Zeit werden die potenziellen Reserven von Eisenerzen auf
etwa 70 Millionen Tonnen geschätzt.
(Q: http://www.ida.gov.eg/PDF_En/ASWAN_Final%20design.pdf)
Oase Dachla
Durch Inschriften ist bezeugt, dass Djedefre (Radjedef) eine
Expedition in die Oase Dachla in der libyschen Wüste endsandte, wie es bereits
vor ihm sein Vater Cheops zwei Mal getan hatte. Ziel all dieser Expeditionen
war die Gewinnung von Eisenoxid. Die schriftlichen
Zeugnisse hierfür stammen von einem Lagerplatz in der Wüste, etwa 60 km
von Dachla entfernt. Dieser liegt am Fuß eines Sandsteinfelsens und wurde in
pharaonischer Zeit offenbar als „Wasserberg des Radjedef“ bezeichnet (Q:
Wikipedia Radjedef; u.a.: Website von Carlo Bergmann oder K. P. Kuhlmann)
Aus der angegebenen Mannschaftsgröße und der Zahl der
Lasttiere konnte man errechnen, dass Cheops ca. 60 Tonnen Eisenoxid aus der
Wüste herbeibringen ließ. Aktuelle chemische Analysen ermittelten einen
Eisenoxid-Gehalt von ca. 60 %. Siehe auch meinen Beitrag #76 Seite VIII.
Die geologische Formation entspricht der des Oasengebietes
von Bahariya, das sich gegenwärtig als einer der wichtigsten Eisenerzlieferanten
mit geschätzten Reserven von ca. 160 Mio. Tonnen behauptet.
Assuan, Elephantine
Assuan Westwüste:
Auch dieses in den ältesten Schriften genannte Erzgebiet für
bj3 beherbergt heute noch genügend Reserven an Eisenerz. Der früheste Abbau
wird belegt durch Funde von Reibsteinen mitsamt Reibschalen, Ofenstellen mit
Verglasungsrückständen und nubischen Tonscherben aus der vordynastischen
Naqada-Zeit (ca. 3200 v. Chr.). Die durch Eisenoxid rötlich imprägnierten
Steinrelikte fand man ausschließlich bei den mit Eisenoxid durchtränkten
Quarzitvorkommen in der Westwüste im Umfeld des Gebel Qubbet El-Hawa. Nach dem
aussortieren des erzhaltigen Gesteins wurde es fein gemahlen und dem Anschein
nach in Windöfen zu Eisen reduziert. Nahe dieser Reibsteinfunde wurden länglichovale
Steinsetzungen gefunden, auf denen diese Öfen aufgebaut wurden. Die täglich
garantierten Windverhältnisse, insbesondere auf den Anhöhen des Niltales
erforderten für den kontinuierlichen Abbrand keine Blasebälge.
Die aus Eisenerz bestehende Abu Agag- sowie die Thimsa-Formation
erstreckt sich kilometerweit am Westufer des Nils von Assuan Süd bis weit in
den Norden. Besonders auf den Anhöhen zwischen dem Grabmal des Aga Khan und
Gebel Qubbet el-Hawa sind heute noch die sich fast endlos aneinander reihenden
Pingen (kraterartige Schürfgruben) zu sehen (Q: QuarryScapes Report, 2007,
S.141 ff)(10).
Die historische Besiedelung des Umfeldes geht bis auf ca.
5000 – 4000 v. Chr. zurück.
Dass diese Erzgruben auch im Alten Reich ausgebeutet wurden,
belegen Scherben aus dieser Zeit.
Man fand auch Eisenschlacken im Zusammenhang mit Töpferwaren
aus dem Neuen Reich. (10)
Assuan Ostwüste
Die bj3-Expeditionen der Dokumente 40, 41 und 131 benennen
die Ortsbezeichnungen für Nubien und für Elephantine, woraus abzuleiten ist,
dass die Umgebung bzw. die Umschlagsplätze von Assuan gemeint sind.
Die Nilinsel Elephantine bezeugt einen der ältesten Orte in
der ägyptischen Siedlungsgeschichte.
Archäologische Ausgrabungen von Tempeln und
Verwaltungsgebäuden veranschaulichen den hohen Rang ansässiger Behörden und
Handwerker, deren Existenz auf Arbeitsteilung, Rohstoffgewinnung und
-verarbeitung sowie auf Handel schließen lässt. Von daher liegt es auf der
Hand, dass die Ressourcen aus der Ostwüste eine gewichtige Rolle spielten.
Der Schätzwert der heutzutage verfügbaren Eisenerze für das Gebiet
von Nordost-Assuan beläuft sich auf ca. 25 Mio. Tonnen, für Südost-Assuan auf ca. 300 Mio.
Tonnen. (12) (13)
http://www.ida.gov.eg/PDF_En/ASWAN_Final%20design.pdf:
Iron Raw: Iron is widespread in
the Eastern Desert, the western province of Aswan and Lake Nasser, the most
important areas that iron is widespread at are Wadi Abu Ajaj north east of
Aswan – Wadi Khor Abu Sberh ‐ Um Hakban – Um Baramil
– Om Hebal ‐ Arab Valley. The estimated
potential reserves of raw about 400 million tons, and the certain amount is
about 50 million.
Zusammenfassung
Selbst die
spärlichen Eisenfunde aus prädynastischen Gräbern, vielmehr aber die
frühdynastischen Schriftquellen als auch archäologische Funde, sind ernst zu
nehmende Hinweise auf die Produktion und Nutzung von Eisen bereits im Alten
Reich.
Frühdynastische
Mythen, die in den Pyramidentexten des Alten Reiches verankert sind, berichten
von eisernen Waffen (aus bj3 bestehend) der Göttin Nuth sowie im Kampf zwischen
Horus und Seth.
Des Weiteren
wird vom König Anedjib aus der 1. Dynastie berichtet, das sein Thron als aus Eisen
(bj3) bestehend beschrieben wird, bzw. mit den Eigenschaften des Eisens im
semantischen Sinn in Verbindung gebracht wird.
Der kleine
Meißel/Stemmeisen (Gardiner´s Sign List, U22) als eines der ersten
Schriftzeichen im Hieroglyphensystem, Determinativ für mnh “meißeln, eine Form
geben“ und als Ideogramm für “hervorragend sein, vortrefflich“ (7), weist
darauf hin, dass sich die Qualität seiner metallenen Spitze gegenüber anderen damals
bekannten Werkzeugen deutlich hervorhob. Die Verwendung von Meißeln zur
Statuenherstellung, deren Herstellung ohne eiserne Werkzeuge undenkbar ist, belegen
die altägyptischen Reliefs.
Das
Metallarbeiterrelief des Kaemrehu aus der 6. Dynastie beschreibt den Rennofenprozess
zur Verhüttung der Eisenerze, sowie das Ausglühen und Schmieden des
bj3-Metalls, welches dort und auch in der dazugehörigen Werkzeugliste benannt
wird (siehe # 78 ff).
Als weiteres Indiz gelten die Funde von unbearbeiteten
Eisenklumpen terrestrischer Herkunft aus der 6. Dynastie, zur Zeit des Pepi I
in Abydos (8).
Aus den Expeditionsinschriften erfahren wir von mehreren Orten
und Gebieten mit Eisenerzvorkommen, die jeweils zu unterschiedlichen Epochen
kommerziell genutzt wurden, und die auch heute noch nachweisbar sind.
Die nachweislich genutzten Vorkommen lagen demnach für
Cheops und Djedefre in der Oase Dachla. Für das Mittlere Reich wird Nubien und
Elephantine, sowie das Wadi Hammamat mit der Stadt Koptos als
Eingangstor, bzw. als Umschlagsplatz genannt. Spätzeitinschriften belegen die
dortige Eisenverarbeitung.
Der Sinai wurde bereits zu prädynastischen Zeiten
kontaktiert, die Inschriften belegen Djoser und viele nachfolgende Pharaonen.
Die späteste Eisenherstellung wird von 11 Stück Eisenartefakten aus dem Fundament
des Hathor-Tempels belegt, welche in das Neue Reich datiert wurden (9).
Gestützt werden diese Funde durch den Dolch des Tutanchamun -1355, sowie durch
ein eisernes Schwert und einer Axtklinge mit dem Namen des Pharao Merenptah
(Merneptah) -1230.
Unter “Nubien“ verstand man das heutige Gebiet um Assuan,
mit dem Stützpunkt von Elephantine als das damalige Handelszentrum.
Insbesondere ist hier auf das bereits zu vordynastischer
Zeit genutzte Eisenerzvorkommen des Höhenzugs des Gebel Qubbet El-Hawa,
nordwestlich von Elephantine hinzuweisen:
Dokument 40, Urkunde IV, 825,10 aus der Zeit des Thutmosis
III:
“… die Kapelle, die über/bei dem Erzgebiet (bj3 w) von
Elefantine liegt“
Mit dieser konkreten Ortsbezeichnung wird in der Tat ein Vorgängerbau
des heutigen Qubbet El-Hawa-Denkmals, oder die Gräber aus der 6. Dynastie “The
Tombs of Nobles“ genannt, die sich unmittelbar am Erzgebiet befinden.
Es ist deshalb kein
Zufall, dass dort im Grab des Chnum aus der 6. Dynastie, ein
bislang kaum veröffentlichtes Relief (da es mit koptischen Mörteln verdeckt
war) einer Metallarbeiterszene zu sehen ist. Die augenfällige Handlung der zwei
Männer mit Blasrohren vor dem Schmelzofen sitzend ist das typische Merkmal des
Alten und des Mittleren Reiches für die bj3 Verarbeitung. Links darunter stehen
zwei Männer in gebückter Haltung, die auf erhöhter Unterlage einen größeren
Reibstein bewegen. Rechts davon treibt ein Schmied mit hochgestrecktem
schlagendem Arm das Metall. In der sich anschließenden Szene kniet ein dem
Schmied zugewandter Arbeiter, der einen Reibstein auf der Reibschale betätigt (siehe
hierzu # 78 – 80/1).
Diese markanten Tätigkeiten, insbesondere das Zerreiben des
Erzes - welches durch Funde von Reibsteinen und Reibschalen aus vordynastischer
Zeit dort belegt wird – beweisen die Verhüttung der örtlich vorgefundenen Eisenerze
im Alten Reich (siehe auch oben Relief des Kaemrehu, sowie die ausführliche
Beschreibung im Vorwort des Beitrags #83 auf Seite XVI).
Diese und viele weitere Indizien aus Wort, Schrift und Bild,
sowie auch Eisenfunde zeugen von der Kenntnis und der Nutzung des Eisens seit
frühdynastischen Zeiten (3000 v. Chr.).
Die Bedeutung von bj3 als altägyptischem Gebrauchsmetall (Wb
I, 436 – 437) hat somit seine Berechtigung, da es von bürgerlichen Handwerkern,
teils von Erzleuten aus der unteren sozialen Schicht hergestellt wurde
(Beiträge #78 – 78/1), und als Steuerabgaben an die Verwaltung zu entrichten
war. Zur Versorgung der königlichen Baustellen und Werkstätten waren eigens
dafür geplante Expeditionen nötig, den zusätzlichen Bedarf zu decken.
Fest steht, das bj3 wurde zu allen Zeiten in
Ägypten aus Eisenerzgebieten, Bergwerken oder Minen abgebaut und verhüttet.
Die Meteoreisen-Hypothese hat weder reale Grundlagen noch Sinn und auch keine
Berechtigung mehr.
Die Waffen der Götter in den altägyptischen Mythen enthüllen
uns lediglich das Wissen der damaligen Zeit, dass das Metall zur Verfügung
stand und dass es offenbar zu zweckmäßigen Geräten geformt werden konnte. Bereits
mit dem Aufkommen der Schrift wird der Werkstoff bj3 mit verschiedenen Hieroglyphen
dargestellt. Diese Kenntnis wird von allen nachfolgenden Zeiten bestätigt,
wobei man davon ausgehen kann, dass es eine frühere gezielte Produktion
voraussetzte.
Aus diesen
Einzelheiten erfahren wir, dass sowohl die Herstellung des Eisens als auch das Schmieden von Geräten und Waffen in einer sehr frühen Epoche der altägyptischen
Hochkultur bekannt gewesen sein muss.
Ausblick auf die Entdeckung und auf die Verbreitung des Eisens
Wir wissen aus
altägyptischen Reliefen und Schriften, dass die Ägypter das Eisen kannten und gewinnen konnten. Die literarischen Mythen und Legenden verweisen nur darauf,
dass das Metall seit Menschengedenken bekannt war. Die erste Infrastruktur zur
Verhüttung von Eisen findet sich am ersten Nilkatarakt, im Bereich der
Eisenmine des Gebel Qubbet El-Hawa, nordwestlich von Assuan. Die gefundenen
Geräte und Siedlungsspuren verweisen auf die Nubien A-Gruppe (Naqada II-III) um
ca. 3300 v. Chr., was darauf hinweist, dass die Entdeckung des Eisens und die Erarbeitung der Technologie zur Gewinnung den
ansässigen nubischen Volksgruppen zugestanden werden kann.
Die Verbreitung des
Eisens erfolgte durch die Eisenwerkzeuge des Cheops, dessen Mannschaften das
Holz zum Pyramidenbau in den Wäldern bei Byblos selbst schlugen, und für die
Verschiffung vorbereiteten (14). Ihre scharfen Klingen und Äxte blieben von den
levantischen Partnern (Assyrern) nicht unbemerkt.
Von hier an dürfte die Neugier an dem neuen Metall in das erzreiche Ostanatolien getragen worden sein. Des Weiteren
erfolgten Königsgeschenke, wie z.B. der in Catalhöyüc in Anatolien gefundene
Eisendolch (-2600). Auch der Eisendolch aus Ur (-2600) wird ein
Freundschaftsgeschenk aus Ägypten gewesen sein, um den Handel von Kupfer und
Lapislazuli aus Asien zu garantieren. Dies kann deshalb angenommen werden, da
in beiden Regionen keine Anzeichen zur Eisenherstellung für diese Zeit feststellbar
sind. Es kann jedoch der Beginn der Lernphase vermutet werden.
Um ca. 2000 vor
unserer Zeitrechnung waren Eisenwerkzeuge in Mesopotamien bekannt. Die Hyksos
(-1600, vermutlich aus Kleinasien) konnten mit eisernen Waffen einen Teil
Unterägyptens erobern, wurden aber nach hundertjähriger Besatzung wieder
vertrieben. Thutmosis I (-1500) konnte das ägyptische Weltreich aufgrund seines
Waffenvorteils bis zur Stadt Karkemish in Südanatolien ausweiten.
Die inzwischen weit
verbreitete Schmiedekunst äußert sich in den Geschenken vom Mitannikönig
Tusratta an Amenophis III (-1400), dies sind Dolche, Arm- und Fingerringe sowie
Speerspitzen aus Eisen (Amarnabriefe).
Um -1250, in der Auseinandersetzung
zwischen Ramses II und dem Hethiterkönig Hatusilis III bei Kadesch, scheint es,
als ob die technischen Errungenschaften in der Waffenschmiedekunst
gleichberechtigt sind.
Um -1200,
verwüsteten die Seevölker – mit eigenen und erbeuteten Eisenwaffen - den
gesamten Mittelmeerraum, nur die Ägypter waren in der Lage, diesen Ansturm
abzuwehren. Einem Bericht aus dem 8. Regierungsjahr von Ramses III ist
zu entnehmen: „Ich, Ramses III schütze Ägypten, indem ich die Angreifer
abwehre. Die Fremdländer vollzogen alle zusammen die Trennung von ihren Inseln.
Sie zogen fort und verstreut sind im Kampfgewühl die Länder auf einen Schlag.
Nicht hielt irgendein Land vor ihren Armeen stand; und die Länder von
Hatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa und Alasia waren entwurzelt
auf einen Schlag. Wir vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie
gewesen“ (Q: www.Makedon.eu).
Aus der Dissertation
von Jens Nieling (15):
Für Zentralanatolien
und bis Südkaukasien können Eisenfunde und die schriftliche Erwähnung des
Eisens erst ab dem 13. Jh. v. Chr. nachgewiesen werden (S. 42 ff). Vereinzelt kann
die Kohlenstoffanreicherung belegt
werden, was auf Stahl hindeutet (S. 278). In der gesamten Dissertation mit
geschichtlich weitreichendem Rückblick, finden sich keinerlei Hinweise auf
Meteoreisen. Von daher kann dessen Verwendung im Untersuchungsgebiet und auch
insgesamt – da die Ägypter dies von dort importiert hätten – völlig
ausgeschlossen werden, was die Meteoreisen-Hypothese wieder einmal entkräftet.
Für die Calyber
gilt, dass sie zwar den besten Stahl im 7. Jh. v. Chr. herstellen konnten,
jedoch nicht mit der Entdeckung des Eisens im Zusammenhang stehen; siehe oben
und Jens Nieling (15) S. 55, 268, und weil der Stahl für die gleiche Zeit ebenso
in Meroe verbreitet ist (3).
Wenn nun von vielen,
die etwas über die Entdeckung des Eisens schreiben, und die Hethiter oder die
Calyber als die Erfinder des Eisens tituliert werden, so kann das zwar für Südeuropa
gelten, jedoch nicht für Ägypten, da sowohl der schriftliche als auch der
materielle Fundkontext ca. 1500 Jahre vorher einsetzt.
Quellen:
1) Erhart Graefe, Untersuchungen zur
Wortfamilie bjA (Dissertation 1971,
Köln)
2) A. Erman, H. Grapow, Wörterbuch der
ägyptischen Sprache, Band I, 1931
3) Thilo Rehren, Meroitische
Eisenobjekte aus Musawwarat es Sufra, 1995
4) Hasso Moesta, Erze und Metalle, 1986,
Seite 168
5) A. Lucas – J. R. Harris, Ancient Egyptian Materials and Industries,
London 1962, S. 237
6) Susanne Petschel, Den Dolch betreffend –
Typologie der Stichwaffen in Ägypten von der prädynastischen Zeit bis zur 3. Zwischenzeit, Dissertation Wiesbaden
2011, Seite 62, 98
7) M. C. Betro, Heilige Zeichen, 1995,
Seite 230, 241
8) S. Przeworski, Die Metallindustrie
Anatoliens in der Zeit 1500-700 v. Chr., Seite 142.
9)
Encyclopedia of the Archaelogy of Ancient Egypt, 1999, S. 526.
10) QuarryScapes
Report, Characterisation of complex quarry landscapes: an example from the West Bank quarries, Aswan, 2007, S.144ff, 204
11) J. R.
Harris, Lexicographical Studies in Ancient Egyptian Minerals, Berlin 1961, S.
54,62; sowie P. Posener, Ugaritica VI,
1969, 424/25.
12) Mineral
Industry in Egypt-Part I: Metallic Mineral Commodities, Natural Resources, 2011
13) F. M.
Nakhla/M. R. N. Shehata, Contributions to the Mineralogyand Geochemistry of Some
Iron-Ore
Deposits in Egypt, 1967
14) Landesamt für Wald und Forstwirtschaft, 14. Jahrgang;
Ausgabe 5-2007; ISSN 1435-4098 Holzkunst im Land der Pyramiden, S. 85: „Das
Holz, das aus dem Norden importiert wurde, fällten häufig ägyptische
Mannschaften selbst, die Stämme verbanden sie in Byblos zu Schiffen und
überführten sie auf dem Seeweg nach Ägypten, wo sie wieder auseinander genommen
wurden“
15) Jens Nieling, Die Einführung der Eisentechnologie in
Südkaukasien und Ostanatolien während der Spätbronze- und Früheisenzeit,
Dissertation 2009 Tübingen. 16) Christian Wastlhuber, Die Beziehung zwischen Ägypten und
der Levante während der 12. Dynastie, Dissertation München 2011, ab Seite 75.
17) Junker Hermann, Giza IV., Grabungen auf dem Friedhof des
Alten Reiches, Mastaba des
K3jm-nh (Kai-em-anch) aus der 6. Dynastie, Band VI, 1939, Seite 72
Anhang I
Auszug aus der Web-Site von wikisource “bergbau“:
Eisen muß den Ägyptern schon in ältester Zeit bekannt
gewesen sein. Ohne Anwendung von Stahlwerkzeugen wäre die Bearbeitung des
härtesten Steinmaterials (Syenit, Porphyr, Basalt)
nicht denkbar. Nun bezeugen aber auch hieroglyphische Bezeichnungen für Eisen,
Inschriften und Abbildungen in den Gräbern die Kenntnis dieses Metalls.
Eisenerze haben sich in dem Kalkgebirge östlich des Nils gefunden, doch hat sich
nicht nachweisen lassen, dass dort Eisen gewonnen wurde. Sollten hier
Eisengruben vorhanden gewesen sein, so haben sie jedenfalls hinter denen der
Sinaihalbinsel zurückgestanden.
Hier haben sich bei Serabît-el Khadim, unweit des
Kupferbergwerks des Wâdi Maghâra, Reste umfangreicher befestigter
Eisenbergwerke gefunden. Besonders reich an Eisenerzen war das südliche Bergland
Altägyptens: Nubien, Äthiopien und Meroë, wie Strabon (XVII p. 822) und Diodor
(I 33) berichten.
Reste alter Eisenbergwerke sollen an verschiedenen Stellen
des weiten Tales zwischen Rotem Meere und Nil gefunden worden sein (von Burton i. J. 1822 bei Hammamat, nach Wilkinson Manners and customs of the
ancient Egyptians III 246).
Auch aus Kordofan, wo noch in der Jetztzeit Eisen in Menge
gewonnen wird (Russegger, Reise in Ägypten, Nubien und Ostsudan II 2, 286ff.),
mochte schon von den alten Ägyptern Eisen eingeführt [112] worden sein.
Anhang II
Die Eisenminen am Gebel
Qubbet El-Hawa,
nordwestlich von
Elephantine (Assuan)
Wer sich für die ältesten nachweisbaren Eisenminen
interessiert, ist am Gebel Qubbet El-Hawa genau richtig. Das Gebiet zwischen
den Tombs of Nobles und dem Aga Khan Mausoleum beherbergt unzählige aneinander
gereihte trichterförmige Mulden (Pingen) die vom Abbau von Eisenoxid
zurückblieben; behördlich steht es unter Denkmalschutz.
Laut einer Feldforschung von QuarryScapes Report (1), lässt
sich die intensive Besiedlung des Gebietes durch Petroglyphen der Nubian
A-Group aus dem 5., 4. und 3. Jahrtausend v. Chr., sowie von Hieroglyphen aus
dem Alten Reich, nachweisen (S. 90, 147, 163).
Es konnten in den Siedlungen, nahe der Erzvorkommen,
Feuerungsplätze in Form von halbrunden Ofenfundamenten von ca. 1 Meter
Durchmesser gefunden werden, die teils mit verglastem (überhitztem) Lehm
ausgekleidet waren, sowie Asche und Holzkohlenreste (144).
Hierbei ließen sich Schlacken und Tonscherben aus dem Alten
Reich, sowie Keramik aus dem Neuen Reich mitsamt Eisenschlacken nachweisen
(144–147, 173).
Durch Eisenoxid rötlich verfärbte Reibsteine und
Reibschalen, mit denen das Erz zerkleinert wurde, konnten sowohl in die
prädynastische Zeit, als auch in das Mittlere Reich datiert werden (100, 144).
Die “Lagerfeuer-Theorie“ als Vermutung der zufälligen Entdeckung
des Eisens, gewinnt weiter an Bedeutung, wenn man die altägyptische Bezeichnung
des Gebietes als “Hügel der Winde“ berücksichtigt. Durch stetiges Anfachen der
Glut, wurden Temperaturen erzeugt, die das Erz der Einfassungssteine der
Feuerstellen in kleine Eisenschwämme und Schlacke umwandeln konnten, die nur
darauf warteten, entdeckt zu werden.
QuarryScapes, zitiert
Seite 27: “de Morgan et al. (1894: 139-141) paid attention to the deposit between
Gebel Gubbet el-Hawa and St.
Simeon's monastery and inferred that "millions of tons"
of iron ore
would have been extracted here, but were not able to date the ore extraction”.
Die Einfassungsmauern der zwei Rampen zu den Gräbern als
auch die des Treppenaufgangs zu den Gräbern bestehen aus dem weniger wertvollen
Schuttgestein des Erzabbaus. Trotzdem haften oft noch millimeterdicke
Eisenoxidschichten am Großteil der verbauten Bruchsteine. Man kann das rötliche
Mineral mit dem Fingernagel abheben, und zwischen den Fingern zerreiben, um den
Stoff zu spüren, der in einem Holzkohlefeuer bei Temperaturen um 900 Grad zu
einem Eisenschwamm (Luppe) verschmilzt.
Der Treppenaufgang zu den Tombs of Nobles endet vor dem Grab
des Chnum aus der 6. Dynastie, in dem an der linken Wand auf Augenhöhe,
ein
bislang nicht veröffentlichtes Relief (da es mit koptischen Mörteln
verdeckt
war) einer Metallarbeiterszene zu sehen ist. Die augenfällige Handlung
der zwei
Männer mit Blasrohren zeigen, vor dem Schmelzofen sitzend, das typische
Merkmal des
Alten und des Mittleren Reiches für die bj3 Verarbeitung. Links darunter
stehen
zwei Männer in gebückter Haltung, die auf erhöhter Unterlage einen
größeren
Reibstein bewegen. Rechts davon treibt ein Schmied mit hochgestrecktem
schlagendem Arm das Metall. In der sich anschließenden Szene kniet ein
dem
Schmied zugewandter Arbeiter, der einen Reibstein auf der Reibschale
betätigt. Dies sind die typischen Merkmale zur Verhüttung des Eisens.
(siehe hierzu Beiträge # 78 – 80/1) Von daher ist es offensichtlich, dass die vor
Ort abgebauten Eisenerze, mit Reibsteinen zerkleinert wurden.
Archäologische Grabungen fanden in der Umgebung nicht statt.
Aber aus Oberflächenfunden konnte der Abbau der Erze für das Alte Reich, und Eisenschlacken
als Abfall der Eisenherstellung für das Neue Reich, datiert werden (1; Seite 144
ff).
Nicht zuletzt verweisen die Expeditionsinschriften zur
Metallbeschaffung des Mittleren und Neuen Reiches namentlich auf diesen Ort.
Zum Beispiel:
Dokument 40, Urkunde IV, 825,10 aus der Zeit des Thutmosis
III:
“… die Kapelle, die über/bei dem Erzgebiet (bj3 w) von
Elefantine liegt“ (nordwestlich von Assuan)
Dokument 41, Stele eines Horus aus der Zeit Sesostris I,
Mittleres Reich: “Die Truppe wurde unter meinem Befehl ausgeschickt, um zu
tun, was mein Ka liebt in diesem bj3-Gebiet (bj3 w) von Nubien“
Im Register der Werkzeugliste der Mastaba des
K3jm-nh, aus der 6. Dynastie, wird neben
Äxten, Dechseln und verschiedenen Meißeln eine hieroglyphische Bezeichnung
aufgeführt, die Hermann Junker übersetzt als: „ein mineralischer Stoff, der aus
Elefantine geholt wird“. Unmittelbar daneben befindet sich das Ideogramm "Tropfenform mit kleinem Zapfen" was die Werkstoffbezeichnung bja bezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass die Werkzeuge aus dem Pulver hergestellt wurden, und dass das Erz für den Grabherren von hoher
Bedeutung war. Weitere Hieroglyphen beschreiben Inhalte von Reden und Rufen der Erzarbeiter. (17)
Elephantine könnte somit als Verwaltungssitz und
Verschiffungsort, für die am Qubbet el Hawa abgebauten Eisenerze angesehen
werden.
Ein prädynastischer Ort, im Zentrum einer Erzlandschaft, mit
allen Voraussetzungen und Nachweisen zur Verhüttung des Eisens, dessen Nutzung
man sich nicht verwehren konnte. Belegt wird dies durch die archäologischen
Funde der Werkzeuge zum Mörsern des Erzes und die zugehörigen Ofenfundamente.
Deren praktische Anwendung zur Eisenerzeugung wird von den
Darstellungen des Alten Reiches und späterer Zeit verbildlicht.
Es war das Metall, das die Arbeitsteilung, soziale
Verhältnisse und den Wohlstand förderte.
Seit prädynastischer Zeit entwickelte sich ein
nubisch-ägyptisches Handelszentrum, dass sich bis in die heutige Zeit
behauptet. Der Mensch ersann Werkzeuge zur kreativen Steinbearbeitung, die sich
alsbald zum steinbruchtechnischen Abbau von Großblöcken entwickeln sollten.
Der archäologische Befund weist darauf hin, dass der
späteste Ursprung der Eisentechnologie bei den Erzleuten der Nubier in der
Neolithischen Zeit zu finden ist. Der nubische Schmied war demnach der
Lehrmeister der sich durchsetzenden und besser organisierten Stämme Ägyptens
(Badari/Naqada), die sich deren Wissen und Erfahrung für spätere Großtaten
zunutze machten.
1) QuarryScapes
Report, Characterisation of complex quarry landscapes: an example form the West
Bank quarries, Aswan 2007
17) Junker Hermann, Giza IV., Grabungen auf dem Friedhof des
Alten Reiches, Mastaba des
K3jm-nh (Kai-em-anch) aus der 6. Dynastie, Band VI, 1939, Seite 72 ff.
170226 # 78/2 Die Werft und die Werkzeuge des Kai-em-anch
Zu einer Grabmalerei aus dem Alten Reich:
Die Werft, mit Szenen des Schiffbaues und einem
Metallarbeiter mit Blasrohr am Schmelzofen.
Sowie die zugehörige Darstellung der Metallwerkzeuge.
Hermann Junker, Giza IV., Grabungen auf dem Friedhof des
Alten Reiches,
Mastaba des K3jm-nh (Kai-em-anch) aus der 6. Dynastie. (1)
Allgemeines:
Betrachten wir die aus Kupfer bestehenden Grabbeigaben in Gräbern
des Alten Reiches, so stellt man ernüchtert fest, dass es sich lediglich um
Miniatur- und Modellwerkzeuge von Meißeln, Dächseln und Äxten handelt.
Vorwiegend sind diese aus dünnem Kupferblech gearbeitet, oft nur mit einer Länge von ca. fünf Zentimetern
(3).
Vergleicht man demgegenüber die Kosten zum Bau der Mastaba,
mit in den massiven Fels gehauenen Kult- und Totenkammern, zuzüglich eines
Steinsarkophags, so muss der Rohstoff Kupfer wohl sehr begrenzt zur Verfügung
gestanden haben. Einerseits sind massive Meißel mit Gebrauchsspuren oder
gebrauchsfähige Beilklingen aus Kupfer weder aus Grabbeigaben noch aus
archäologischen Feldgrabungen bekannt.
Aus diesem Kostenvergleich sowie dem negativen Fundbestand
andererseits ziehe ich den Schluss, dass es kaum vorstellbar ist, dass
selbständige Waldarbeiter, Zimmerleute, Bauern und Steinmetzen, sich massive
Kupferwerkzeuge hätten leisten können.
Zitat
von Hermann Junker:
„Die
Szenen und Inschriften der Totenkammer auf der Westwand beschreiben eine Werft
mit Handwerkern und den Listen der Schiffe und Schiffsteile. In der Werft, also
im Umfeld der Schiffsbauer, sind Handwerker bei der Arbeit dargestellt, Einer derselben bearbeitet ein Holzstück mit
dem Dächsel, der andere massive Holzteile mit der Axt.
Ein
dritter bläst mit einem Rohr in einen Erzofen,an das Rohr ist unten ein
Nilschlammansatz gesteckt, um es vor der Glut zu schützen“ (Text und Abbildung
S. 72 ff).
„Hergestellt
wurden Barken und Lastboote, die die Lebensmittel und die Geräte oder das
Getreide zu den Scheunen bringen. Dazu kommen die leichten Kähne, auf denen man
dem Fischstechen oder der Vogeljagd nachgeht.“
Der
Werkstoff der Werkzeuge in der Wandmalerei ist angegeben mit der Hieroglyphe
“Tropfenform mit kleinem Zapfen“ als Ideogramm für bja, mit dem Zusatz “das
Mineral, das aus Elephantine geholt wird“.
(4)
Junker
deutet dies als Kupfer, da Bronze erst ab dem Neuen Reich verfügbar war. Odler
hingegen, weist darauf hin, dass aufgrund der Experimente von D. Stocks (2003)
nachgewiesen sei, dass zur Holzbearbeitung zumindest Bronzewerkzeuge
erforderlich wären. (3, Seite 85)
Auch
C. S. Smith äußert sich zu den Kupferwerkzeugen entsprechend: „Ihre Herstellung war teuer, sie verbogen
verhältnismäßig leicht und wurden schnell stumpf“. (5)
Somit
ist es äußerst fragwürdig, ob die Miniatur-, Schein- und Ritualwerkzeuge aus
Kupfer auch in der Realität verwendet werden konnten.
Der
Schmied:
In
der altägyptischen Darstellung steht den holzbearbeitenden Handwerkern ein
Schmied beiseite, der die Werkzeuge herstellt, und instand hält. Wir können
davon ausgehen, dass er der gleichen sozialen Stellung angehört.
Da
das alte Ägypten weder nennenswerte Kupfervorkommen aufwies, und vorwiegend von
Importen aus Kleinasien, dem Sinai und Zypern angewiesen war, ist es nicht
vorstellbar, dass es als Gebrauchsmetall zur Verfügung stand. Landarbeiter
hätten nur kleinste, und dann trotzdem noch unbezahlbare Kontingente über einen
Amtsweg beantragen müssen.
Bei
den Metallarbeiterszenen des Kupferschmelzens, wiegen die Aufseher sowohl das
angelieferte Kupfer, als auch die daraus umgeschmolzenen Kleinbarren oder
Formstücke, um sicherzustellen, dass nichts abhandengekommen ist; Schreiber
dokumentieren die Ergebnisse. Die
Schmelzer tragen den Lendenschurz gehobener Diener, auch das Umfeld weist auf
Königswerkstätten hin. Der sorgfältige Umgang mit dem Metall steht dem der
Goldverarbeitung in nichts nach.
Wie
hätten dann einfache Arbeiter massive Kupferwerkzeuge besitzen können, die auf
Dauer durch Schmieden und Nachschärfen (Schleifen) hohe Verluste zu verzeichnen
hätten?
Und
wäre ein Kupferbeil überhaupt in der Lage, getrocknetes Zedernholz für den
Schiffsbau zu bearbeiten. Und, hätte der Barbier nicht eine sehr wertvolle
Rasierklinge die nicht schneidet? Nicht einmal einen Kupferring fand man in
Gräbern der arbeitenden Bevölkerung.
Die
Szenen der Kupferschmelzer sind gekennzeichnet durch vier bis sechs Bläser, die
den Schmelztiegel auf ca. 1200 Grad Celsius erhitzen müssen.
Bei
unserer Szene auf der Werft, sitzt nur ein Mann mit Blasrohr am
Verhüttungsofen, der lediglich die Aufgabe hat, den Abbrand zu überwachen, bzw.
bei Bedarf durch Blasen anzufachen. Die Skizze beschreibt ihn also, wie den üblichen
Schmied, der in Siedlungen und im Umfeld von Handwerkern vertreten ist. Ohne
dabei Gefahr zu laufen, von Dieben überfallen zu werden, da er ja Rohmaterial,
Halbfertigwaren und Werkzeuge von hohem Wert vorhalten würde.
In
der Lehre des Cheti,
dessen
Ursprung bis ins Alte Reich vermutet werden kann, wird die Hacke des Bauern als
Erzstichel, mit der Werkstoffbezeichnung n.t-bj3, beschrieben. In anderen
Texten wird auch von Pflugscharen oder von einem metallenen Dorn am Ackergerät
gesprochen.
Um
die mannigfaltigen Arbeiten der Landwirtschaft bewältigen zu können, wird er im
Besitz einer Sichel, einer Axt, ein paar Hacken, einem Messer, einigen
Kleinutensilien und vielleicht auch einer Pflugschar gewesen sein. Wären die
dann aus Kupfer, so hätte er den ca. tausendfachen Wert an Metall auf dem
Bauernhof, im Vergleich zu den kupfernen Grabbeigaben eines hohen
Würdenträgers.
Die
Diebe hätten sich beim Bauern bedient, nicht an den Gräbern.
Trotz
seines “Metallreichtums“ wird der Bauer in die unterste soziale Stellung
gedrängt: “nicht nennt man den Bauern einen Bürger“ ((2), S. 23, Pkt. 9.3).
Dies deutet darauf hin, dass er sich Kupfer nicht hätte leisten können, und
dass seine Metallgeräte keinen wesentlichen Wert darstellen konnten. Es kann
sich deshalb nicht um Kupfer handeln.
Das
Gebrauchsmetall war für arbeitende Hände bestimmt, es roch, es rostete und es
wurde von verachteten Erzarbeitern hergestellt und repariert: “Seine Finger
sind krokodilartig, er stinkt mehr als Fischlaich“ (2), womit auch das Umfeld
aller Beteiligten zur Metallherstellung gemeint sein dürfte. Und weil das Eisen
weder Glanz, noch Wert hatte, und auch die Zeiten nicht überdauerte, fand es
keinen Zugang in die Gräber der Elite.
Die
metallenen Werkzeuge werden bei Cheti aus “n.t-bja“ bestehend beschrieben,
Kupfer hätte die Bezeichnung “hmt(j)“.
--------
Zur
Beschreibung des Metalls:
Im
Register der Werkzeugliste des K3jm-nh aus der 6. Dynastie wird eine Axt, ein
Dechsel, eine Säge, vier verschiedene Meißel, ein Metallklumpen und “ein
mineralischer Stoff, der aus Elephantine geholt wird“ gelistet. Jedem dieser
Beigaben ist das Zeichen für “Tausend“ angefügt.
Weitere
zugehörige Hieroglyphen sind bekannt aus Reden der Arbeiter am Schmelzofen. (1)
Das
Zeichen des Metallklumpens ist in der Grabmalerei in Form eines Tropfens mit
unterem kleinen Zapfen dargestellt (Gardiners Sign-list Zeichen X3). Es wird
von Junker als metallischer Werkstoff, mit der Lesung bj3 gedeutet. (4)
In
Anbetracht der tausendfachen Nennung des Metallklumpens, könnte man geneigt
sein, diesen als Wert- oder Metallbarren anzusehen. Von der bildlichen
Darstellung aus gesehen, wäre auch ein Hackenblatt denkbar.
Um
die besondere Qualität der gelisteten metallischen Gegenstände hervorzuheben,
wird das Erz “ein mineralischer Stoff, der aus Elephantine geholt wird“ mit dem
Ort der Herkunft genannt. Es wird ebenso mit der tausendfachen Nennung,
unmittelbar neben dem Metallklumpen aufgeführt. Das Mineral ist bereits aus dem
Alten Reich belegt. (1)
Zum
Zwecke der Zuordnung spezieller Eigenschaften unterschied man z.B. bj3 aus
Ober- und Unterägypten.
Für
die Metallbeschaffung aus dem “Mineral aus Elephantine“ , spricht ebenso ein
Text aus der Zeit des Thutmosis III: “… das Erzgebiet (bj3w), bei der Nekropole
die über Elephantine liegt“ (12), womit nur die Eisenmine bei den Gräbern des
Alten Reiches, am Qubbet El-Hawa, gemeint sein kann (15).
Ein weiterer Hinweis
für das Eisenerz aus Assuan ergeht aus einer Schilderung von Gott Re an seine
Boten “Eilt nach Elephantine und holt mir viel Hämatit“ (13)
Die
ausdrückliche Nennung des Erzes als Grabbeigabe erklärt uns also den Rohstoff,
aus welchem das Metall der Gegenstände hergestellt ist.
Der
Wunsch des Grabherren, das Erz mit in den Himmel zu nehmen, wiederspricht somit
alternativen Auffassungen, dass es von dort gekommen sei.
Hermann Junker deutet bj3 als Kupfer, wobei E. Graefe (8),
P. Posener (9) und J. R. Harris (10) zu dem Ergebnis kommen, dass bj3 keine
spezielle Bezeichnung für das Metall Kupfer ist.
G. A.
Wainwright weist eindeutig nach, dass die Werkstoffbezeichnung (Tropfenform mit
kleinem Zapfen) „bja“ nirgends als Kupfer zu verstehen ist, sondern, dass sie
seit dem Alten und bis ins Neue Reich das Meteoreisen bezeichnet, und dass die
gleiche Schreibung dann in der Spätzeit, insbesondere im Koptischen, als das
Schmiedeeisen verstanden wird (6). Aufgrund seiner ausführlichen Recherche zu
den Hieroglyphen und den zugehörigen Ideogrammen, kann ihm bedenkenlos
zugestimmt werden. Nur die meteoritische Herleitung ist mit unserer Opferliste
nicht kompatibel, denn:
1.)
Der Schmied mit Blasrohr am Verhüttungsofen stellt ein Metall aus Erz her, für
Meteoreisen macht dies keinen Sinn, da es bereits in metallischer Form
vorliegt.
2.)
Der mineralische Stoff, der aus Elephantine geholt wird, gilt als Synonym des
Metalls der dargestellten Werkzeuge. Im Grab des Chnum der Tombs of the Nobles,
am Qubbet El-Hawa, wird in der Metallarbeiterszene das Erz mit Reibsteinen
zerkleinert, und bei Kaemrehu sind prall gefüllte Beutel der Schmelzer-Szene
zugeordnet, deren Inhalt ebenso nur ein sandiger Stoff sein kann, der den
Erzarbeitern für die Verhüttung zur Verfügung steht.
Für
Meteoreisen wäre der Werkstoff als Ideogramm eines existierenden Metalls angegeben, die Darstellung des Rohstoffs als
Pulver ergäbe dafür keinen Sinn.
3.)
Durch Inschriften ist bezeugt, dass Djedefre (Radjedef) eine Expedition in die
Oase Dachla (Dakhla) in der Lybischen Wüste endsandte, wie es bereits vor ihm
sein Vater Cheops zwei Mal getan hatte. Bei einer Expedition mit ca. 400 Mann,
wurden ca. 60 Tonnen Eisenoxid (mineralische Pigmente) ins Niltal gebracht, was
den Abbau von Eisenerz im Alten Reich bestätigt. (7)
4.)
Da alle Handwerker und Landarbeiter des Alten Reichs das Metall verwenden,
müsste Meteoreisen ein Massenartikel gewesen, und entsprechend als Grabbeigabe,
statt Kupfer, zu finden sein.
5.)
Bernd Scheel (Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten) untersuchte alle
verfügbaren Metallarbeiterszenen, wobei ihm die Ver- oder Bearbeitung von
Meteoreisen aufgefallen wäre. Auch H. Junker entdeckte keinen himmlischen
Aspekt bei seiner Vermutung, es sei Kupfer (unsere Hieroglyphe bja).
6.)
Rainer Hannig übersetzt bja als Erz, Metall, (tellurisches) Eisen, weiterhin
als Bedeutung für Siderit, Hämatit und Magnetit, was die Rohstoffe zur
Eisenherstellung sind (Eisenerze, Eisenoxide). Weiterhin wird genannt, woher es
stammt z.B. Erz aus Nordägypten, oder Erz aus Südägypten, Eisen aus
Syrien-Palästina sowie bja aus der Stadt Qusae. (11)
Man
findet in den Nekropolen weder Meteoreisen noch Kupfer als zu erwartender
Massenartikel, auch nicht das Eisen, weil es als übliches Gebrauchsmetall für
das Jenseits als unattraktiv empfunden wurde.
Weil
aber das Kupfer den Charakter eines Edelmetalls besaß, und weil es sich die
Elite leisten konnte, wurde es als Spiegelbild des tatsächlichen Werkzeugs, in
Form von Miniatur- oder Scheinwerkzeuge mit ins Grab genommen. Gold hingegen
war auch für die gehobene Gesellschaft nicht erschwinglich, sondern nur für den
Pharao.
Zu den Eigenschaften von Kupfer:
Martin
Odler befasst sich mit den schriftlichen und bildlichen Darstellungen des
Dechsels, insbesondere der Dechselklinge aus den ersten Dynastien und dem Alten
Reich. Alle bekannten Funde von Kupferklingen, ausschließlich aus Gräbern,
werden katalogisiert, und nach Formen eingeordnet. Die Klingenbeschreibungen
der Grabtexte bezüglich der Metallangabe ergab zweimal die Nennung von bj3(S.
89). (3)
Im
gesamten Fundkontext von vorwiegend Miniaturklingen zeigen sich einige Klingen,
die dem tatsächlich verwendeten Werkzeug in Form und Größe zuzuordnen sind. Die
Klingenlänge wird mit maximal ca. 235 mm angegeben, wobei die Breite etwa 95
mm, und die Stärke etwa 2 – 4 mm beträgt.
In
den überlieferten Darstellungen und Skizzen ist die flache Klinge weniger als
die Hälfte der Länge am abgeknickten Holzstiel geschäftet. So dass ca. 55% der
Klingenlänge ohne Stabilisierung, freistehend aus der Schäftung hervorragt
(Maßstäbliche Darstellung, Seite 87).
Kupfer
ist ein sehr weiches und biegsames Metall. Unter den geschilderten
Voraussetzungen, bei einer Arbeitsbreite von ca. 9,5 cm, und der freien
Klingenlänge von ca. 13cm, und bei einer Stärke von nur 2 - 4 mm, müsste sich
die Klinge beim ersten Hieb verbiegen, und somit wertlos werden. Der Dechsel in
dieser Ausführung mit Kupferklinge ist so nicht zu gebrauchen.
Auch
ist es fraglich, wie lange die geschmiedete Schneide ihre Schärfe behält, bis
sie erneut gehämmert oder gefeilt werden müsste, um ihren Dienst zu leisten.
Mit stumpfen Werkzeug, lässt sich weder Brot schneiden, Getreide ernten, noch
ein frischer Baumstamm entrinden. (Messer, Sichel, Dechsel)
Experimente
von Hobby-Archäologen (14) zeigen, dass mit nur sehr massiven Klingen, in
elliptischem oder rundem Querschnitt, mit sehr steiler Schneide, und nur kurz
aus der Schäftung hervorstehend, gewisse Erfolge zu verbuchen sind. Hierbei ist
es möglich, ausgesuchte Baumarten in einem gewissen Alter zu fällen. Das
Entasten oder die Zurichtung von abgelagertem Stammholz überschreitet bereits
die Grenzen der Leistungsfähigkeit der Kupferwerkzeuge.
(Reines
Kupfer ist auf dem heutigen Markt kaum mehr zu finden, ich gehe davon aus, dass
für solche Experimente verfügbare industrielle Kupferlegierungen verwendet
wurden)
Von
daher entsprechen die in Gräbern gefundenen Kupferklingen mit der dargestellten
Schäftung nicht den Anforderungen, um die Tätigkeiten der Handwerkerszenen
umzusetzen. Die sehr schlanken Dechselklingen würden die Prozedur des Schlagens
gegen abgelagertes Zedernholz nicht überstehen. (siehe oben: M. Odler fordert
Bronzeklingen, und Smith äußert : „sie verbogen verhältnismäßig leicht und
wurden schnell stumpf“).
Die
Funde der Kupferklingen können nur die Kopie eines anderen Metalls mit höherer
Festigkeit sein.
In
der Mastaba des Nefermaat (Wesir/Sohn des Pharao Snofru, 4. Dynastie) in
Meidum, wird in der Grabmalerei eine Sichel in blauer Farbe abgebildet. Diese
Farbgebung wurde ausschließlich nur für Eisen verwendet.
Zusammenfassung:
Das, für den Werft- und Landarbeiter benutzte
Gebrauchsmetall, aus dem die Werkzeuge bestanden, konnte nur durch die
Dorfgemeinschaft oder zumindest einer Sippe daraus hergestellt worden sein. Der
Abbau des Erzes, Transport zur Verhüttungsstelle, Herstellung der Holzkohle,
Verhüttung des Erzes, und die familiäre Herstellung der Endprodukte weist auf
die Arbeitsteilung und Spezialisierung einer vielfältig veranlagten
Gemeinschaft hin. (16)
Im Relief des Kaemrehu sind Jugendliche dargestellt, die an
der Schmiedeesse Metallstücke für den Schmied aufglühen. Was darauf hinweist, dass
die Nachwuchskräfte seit früher Kindheit am Arbeitsleben des Stammes teilnahmen.
Man produzierte nur gelegentlich, und nur so viel, um dem
Gemeinwohl Genüge zu tragen.
Das Werkzeug war dauerhaft, scharf, verschliss kaum, und der
Dächsel überdauerte mehrere Generationen.
Es ist auch leicht verständlich, dass wenn nach der
Pyramidenzeit die Brennholzvorräte erheblich reduziert waren, eine strenge
Begrenzung oder gar der Stopp der Eisenherstellung erlassen wurde. Auch eine
Klimaveränderung mit Dürren und sehr niedrigen Wasserständen von Flüssen und
Seen, mit einhergehender Versandung von Grünflächen ist für die Erste
Zwischenzeit wissenschaftlich belegt, was nicht ausschließt, dass die Abholzung
ihren Teil dazu beitrug.
Erst später dann, im Mittleren Reich, verschaffte sich
Sesostris I., in Inschriften von Stelen wieder Ruhm, indem er Expeditionen zur
bja-Erzbeschaffung verkündete. Was wiederum darauf hindeutet, dass die
Einschränkungen zur Eisenherstellung gelockert wurden.
Als Endbetrachtung kann man davon ausgehen, dass die
kupfernen Schein-, Miniatur- und Ritualwerkzeuge aus den Gräbern, das
Spiegelbild der eisernen Gebrauchswerkzeuge des arbeitenden Volkes darstellen.
Elephantine könnte somit als Verwaltungssitz und
Verschiffungsort, für die am Qubbet el Hawa abgebauten Eisenerze angesehen
werden.
1) Junker Hermann, Giza IV., Grabungen auf dem Friedhof des
Alten Reiches,
Mastaba des
K3jm-nh (Kai-em-anch) aus der 6. Dynastie, Band VI, 1939, Seite 72 ff
2) Brunner Helmut,
Die Lehre des Cheti, Sohnes des Duauf, 1944, Seite 22ff.
3) Odler Martin,
Adzes in the Early Dynastic Period and the Old Kingdom, 2012
4) Junker Hermann, Die Hieroglyphen für „Erz“ und
„Erzarbeiter“, 1956, Seite 93, 98
„die Hieroglyphe “Tropfenform mit unterem kleinen Zapfen“,
bezeichnet den Werkstoff bja“
5) Smith C. S., Die Frühzeit des Menschen, Die Entdeckung
des Metalls, 1977, S. 41
6) G. A. Wainwright, Iron in Egypt, 1932, S. 3-15
7) Eigener Beitrag #76, Seite XIII, Carlo Bergmann, Der
Wasserberg des Djedefre
http://www.cheops-insider.homepage.t-online.de/41004.html
8) Erhart Graefe, Untersuchungen zur Wortfamilie bjA,
Dissertation 1971, Seite 161
9) P. Posener, Ugaritica VI, 1969, 424-425
10) J. R. Harris, Lexicographical Studies in Ancient
Egyptian Minerals, Berlin 1961, S. 54-62
11) Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch.
(2800–950 v. Chr.), -Die Sprache der Pharaonen-, Marburger Edition, 4. überarbeitete Auflage,
Ph. von Zabern, Mainz 2006
12) Erhart Graefe,
Untersuchungen zur Wortfamilie bjA, Dissertation 1971, Dokument 40, Urkunde IV,
825,10
13) Wolfgang Helck, Das Bier im Alten Ägypten, 1971
14) siehe bei YouTube mit entsprechenden Suchwörtern, z.B.
auch Ötzi
16) Bis in die Neuzeit beherrschten die Naturvölker die
eigenständige Herstellung des Eisens. Jeder Stamm versorgte sich selbst damit,
und bei Überschuss konnte es auf Märkten eingetauscht werden. Keiner der unten
angegebenen Forscher sah Anzeichen dafür, dass man dieses Metall speziell an
Königswerkstätten herstellte. Jedenfalls wurde es vom Königshaus als
Steuerabgabe verlangt.
Siehe:
Franz Stuhlmann, Handwerk und Industrie in
Ostafrika, 1910: Die primitive Verhüttung in Afrika wurde oft nur in Dörfern und
von einer bestimmten Kaste ausgeführt. Frauen sammelten das Erz; manche
Schmiede waren hoch geachtet, während sie in anderen Gebieten gefürchtet bzw.
verachtet und gemieden wurden. Die Verbreitung der Schmiedekunst erfolgte durch
Wanderschmiede. In dem Zuge werden auch Nomaden, Waldstämme und Eingeborene
genannt.
BeckLudwig: Die Geschichte des Eisens.
Bd. 1, Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr.,
Braunschweig, 1884.
Richard Andree, Die Metalle bei den
Naturvölkern, 1884, S. 66.
E. O. Lippmann, Entstehung und Ausbreitung der Alchemie,
1918, S. 611-619.
Von Luschan, Eisentechnik in Afrika, Zeitschrift für
Ethnologie, 1909.
Für die Zeit des 13. Jh. v. Chr. beschreibt J. Nieling
einige Vorkommnisse zur Eisenerzeugung, die ich hier nur in Kurzform
wiedergeben will:
S. 43: Eisen wird am häufigsten in Inventarlisten von
Tempeln genannt, ist aber in geringen Mengen auch Teil des Steueraufkommens.
D.h., es wird privat außerhalb der Tempel und Siegelhäuser erzeugt und
verarbeitet.
S. 44: Wiederum andere Texte überliefern, dass es kaufbare
Metallarbeiter im Range von besseren Sklaven gegeben hat. (Eigene Anmerkung:
Das lässt darauf schließen, dass der “Sklave“ das Wissen und die Kenntnisse
besaß!)
S. 241: Die Nomadenkulturen sind davon abhängig, alles
Metall und auch sonst viele Güter bei Sesshaften einzutauschen. Wenn es ein
professionelles Handwerk oder auch nur eine Spezialisierung Einzelner in
Richtung Metallverarbeitung gab, wurden diese Tätigkeiten wahrscheinlich
saisonal in den tiefer gelegenen Winterlagern ausgeübt. Eine Alternative läge
auch darin, dass auch der Schmied im Sommer als Hirte auf die Yayla zieht und
erst im Winter, wenn alle Stammesmitglieder wieder im Heimatlager sind, sein
Handwerk in Teilzeitbeschäftigung ausübt.
Jens Nieling, Die
Einführung der Eisentechnologie in Südkaukasien und Ostanatolien während der
Spätbronze- und Früheisenzeit, Dissertation 2009 Tübingen.
Auch der Brief von Hattusilis III, an einen befreundeten
König beschreibt ein ähnliches Szenario: “ … Gutes Eisen in Kizzuwatna in
meinem Siegelhaus, gibt es nicht. Ich habe ja geschrieben, dass die Zeit
schlecht für die Herstellung von Eisen ist.“ Demgemäß hatte die Administration
wohl nicht so richtig Einfluss auf ihre Untertanen. Womit ich sagen will, dass
die Königshäuser des Altertums insgesamt nicht an der Eisenherstellung
beteiligt waren.
Aus all diesen Fakten lässt sich leicht ablesen, dass man
nicht auf Vorrat und Anhäufung produzierte, sondern nur den dringlichsten
Bedarf abdeckte. Die Nahrungsbeschaffung und der Unterhalt der Familie standen
im zentralen Mittelpunkt, Eisen hätte man aus Erfahrung auch leicht durch
Bekanntes ersetzen können.
Man hatte noch einen anderen Bezug zur Umwelt und zu
den materiellen Dingen. Eine Geisteshaltung, zu der wir nur begrenzt Zugang
haben.
Die
große Bedeutung des Kupfers für die Ägypter geht aus folgendem Auszug aus dem
Papyrus Harris I hervor, der in die Zeit Ramses' III. (1182-1151) zu datieren
ist:
"
... Man fand die Minen des Sinai, überreich an Kupfer. In unvorstellbarer Menge wurde es
auf
die
Schiffe geladen. Und man sandte (es) nach Ägypten, hier traf es sicher ein. Es
wurde herbeigeschafft und unter dem Audienzfenster aufgestapelt, viele Barren
Kupfer, wie Hunderte von Tausenden, dreimal so glänzend wie Gold. Ich erlaubte
dem Volk, sie zu betrachten wie ein Wunder." (1)
Wie kann es sein, wenn das Kupfer seit Jahrtausenden das
Gebrauchsmetall der Handwerker und Bauern gewesen sein soll, eine Ladung Kupfer
von solcher Wichtigkeit sein kann?
Wie kann es sein, dass eine Lieferung Kupfer von Privilegierten
als auch vom Volk als einzigartige Sensation und als Wunder wahrgenommen wurde?
Die Geschichtsschreibung täuscht sich, wenn sie aufgrund
kupferner Miniatur-, Ritual- und
Scheinwerkzeuge aus Gräbern annimmt, sie seien als tatsächliches Werkzeug
verwendet worden.
Auch Herodot beschreibt die Seltenheit des Kupfers für das
Alte Ägypten: “Kupfer sei so rar gewesen, dass die Gefangenen öfter mit Ketten
von Gold gefesselt wurden“.
1) Elfriede Storm, DER ANTIKE KUPFER-
UND TÜRKISBERGBAU AUF DEM SINAI, S.29,
in: DER SINAI UND DAS KATHARINENKLOSTER, 20. Jahrgang 1979- Heft
4
herausgegeben
im KARAWANE-VERLAG LUDWIGSBURG