110728 #81 Die
Hieroglyphen für „Erz“ und „Erzarbeiter“
Seite 1
Zur Orientierung:
Vorwort (v. Luschan: die Farbe Blau für Eisen)
Einleitung, “gegen die Kupfer-Theorie“ Seite 2
Vorbemerkung zum Hauptteil, Seite 4
Hauptteil:
Literaturforschung zur Hieroglyphe
für „Erz“ und „Erzarbeiter“ , Seite 4
Teil 1.) E. Graefe ab Seite 4
Teil 2.) Hermann Junker ab Seite 6 bis 12;
Dr. Richard Andree, Die Farbe Blau
für Eisen ab Seite 8;
F. Stuhlmann ab
Seite 9 bis 10
Teil 3.) Die Lehre
des Cheti von Brunner und Helck, S. Curto, ab Seite 13
Beschreibung der ersten Blasebälge von Franz Stuhlmann und Richard
Andree Seite 17
Teil 4.) Die Erklärung der Symbole für den Erzarbeiter ab Seite 18
4.2) Die altägyptische Schrift
machte keine Fehler, die Schreibungen für bj3 Seite 19
Quintessenz Seite 20
VORWORT
Zur Untersuchung der Hieroglyphen für „Erz“ und
„Erzarbeiter“ herrscht ein reges Durcheinander in der ägyptologischen
Sprachwissenschaft und in der Auslegung zur Metallurgie im Alten Ägypten.
Der Begriff bj3 (bjA)
ist auch hier wiederum der Dreh- und Angelpunkt, den es gilt, erneut
einzugrenzen und seine Identität zu festigen. In der Einleitung zum Thema
werden von mir Argumente angeführt, die uns verdeutlichen, dass es sich nicht
um Bronze oder Kupfer handeln kann. Die im Hauptteil angeführten Quellen belegen
ethnologische als auch etymologische Aspekte, die uns das Umfeld des Erzarbeiters
sowie die von ihm hergestellten Werkzeuge unzweifelhaft veranschaulichen.
Im Weiteren stellen wir neben der Nutzung des Blasebalges im
Mittleren Reich fest, dass die Hieroglyphen Auskunft geben auf das hergestellte
Eisen- Metall und dessen Schreibung bis zum Neuen Reich und der Spätzeit.
Vorab noch ein Plädoyer aus der Zeitschrift für Ethnologie,
1907, von Waldemar Belok, “Zur Erfindung der Eisentechnik“, Seite 367 –
382, Zitat von Felix von Luschan, Dr. med. et phil., Pro- fessor der
Anthropologie:
“Meinerseits habe ich schon seit ungefähr 15 Jahren in meinen
Universitäts -Vorlesungen erst als wahrscheinlich, später als so gut wie
sicher bezeichnet, dass unsere Eisentechnik aus dem tropischen Afrika
stamme. Für mich kann es nicht dem allergeringsten Zweifel unterliegen,
dass in Ägypten das Eisen schon sehr lange vor Mitte des zweiten
vorchristlichen Jahrtausends bekannt war.
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Immer wieder sind es dunkle
Südländer, die das blaue Eisen als Geschenk oder als Tribut dem Pharao
überbringen. Es mag natürlich an sich überraschend und für manche Leute
vielleicht auch peinlich erscheinen, wenn wir unsere Eisentechnik, also
die Technik, die unserer Zeit so eigentlich den Stempel aufdrückt,
dunklen Afrikanern, d. h. „Wilden", verdanken sollen, aber ich sehe
keine Möglichkeit, gegen diese Erkenntnis anzukämpfen. Ungefähr in
der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends ist die Eisentechnik
dann über Ägypten nach Syrien und zu den anderen Mittelmeerländern
gelangt und die Prähistoriker belehren uns, dass sie etwa neun oder zehn
Jahrhunderte gebraucht hat, um von Griechenland nach Skandinavien zu
kommen.
Das also wäre meiner Meinung nach die Grundlinie einer
Geschichte der alten Eisentechnik, die im Einzelnen natürlich noch
überall gründlicher Untersuchungen bedarf. Aber die Grundlinie selbst
könnte man meines Erachtens schon jetzt als gesichert anerkennen“.
EINLEITUNG
Inhalte literarischer Werke, und Recherchen gegen die
Kupfer-Theorie:
Alan H. Gardiner (-Liste) deutet das seit dem Alten Reich
bekannte bj3-Metall als Kupfer oder auch als Bronze, wobei ihm bekannt gewesen
sein muss, dass diese zwei verschiedenen Buntmetalle erst im Neuen Reich mit
den Werkstoffbezeichnungen hmtj und hsmn Erwähnung fanden.
Hermann Junker liest es als Kupfer, Silvio Curto versteht es als Bronze, A. Brunner / A.
Scharff beschreibt es als „ehern und Graefe (Wortfamilie bj3 S. 30) lässt vom
Alten bis zum Mittleren Reich ausschließlich nur Meteoreisens gelten. Ab dem
Neuen Reich, seit der 19. Dynastie sei es “richtiges Eisen“, also von
Menschenhand aus Erz hergestelltes irdisches/tellurisches Eisen.
Da bei Gardiner und Curto mindestens 2000 Jahre von der
Kupfer- bis zur Bronzverarbeitung unterschlagen werden, gehen H. Junker und E.
Graefe verschiedenen Hypothesen nach. Sprachwissenschaftlich nachgewiesen sei,
dass das bjA vom Himmel sei, also meteoritischen Ursprungs, somit stehen die
genannten Referenten in der Pflicht, Kupfermeteoriten als auch Bronzemeteore
für Ägypten nachzuweisen.
Belege aus altägyptischen Reliefen wo Kupfer verarbeitet wird,
lassen nicht den Schluss zu, dass man Kupfermeteoriten als “Erz“ zerkleinert und
Verhüttet hätte. Im Gegenteil, adäquate Quellen bestätigen archäologische Funde
dieser seltenen Buntmetallwaren – wegen mangelnder Rohstoffvorkommen innerhalb
Ägyptens – als Importware. So spricht man erstmals im Neuen Reich von
Kupferbarren in Ochsenhautform als üblicher Import aus Asien (Davies, The Tomb
of Rekhmire at Thebes, Pl.53,1943; B. Scheel, Egyptian Metalworking and Tools,
S.14, 1989).
Auch Amenophis II, NR, Mitte der 18. Dynastie (-1454)
verkündet auf der sogenannten “Schießstele aus Karnak“ von Kupfer aus dem Kupferland,
wäre es doch herrschaftlicher gewesen, hierfür eine eigene Provinz nennen zu können.
Im
Papyrus Harris I. ist von einer Kupfer-Mission unter Ramses III. (-1200) zu
lesen, die nach Timna im Sinai zu Wasser durch Schiffe und zu Land durch Esel
erfolgte (P. Harris I, 78, 1-5). Angesichts des Aufwandes solcher Expeditionen
müssen wir davon ausgehen, dass die Prospektoren auf Kupferbergbau zur
damaligen Zeit im ägyptischen Land nicht fündig, zumindest nicht lohnenswert
fündig wurden.
Aus “Dienstverpflichtung im Alten Ägypten, während des Alten
und Mittleren Reiches“ von Ingelore Hafemann, 2009, zum Papyrus Reisner II (B
31 und M 41) lesen wir: „dort ist mehrmals von einer htr “Steuer“ die Rede, so
im Zusammenhang mit Kupfer sowie anderen, unbekannten Erzeugnissen (?).
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Das deutet auf eine Versorgungspflicht der umliegenden
Siedlungen an die Baustelle mit bestimmten Gütern“.
Für das Mittlere Reich jedoch belegen nur vereinzelte
Expeditionsinschriften und biographische
Grabinschriften hoher Beamter den Kupferabbau auf dem Sinai. Deshalb ist es
nicht erklärbar, dass die ländliche Bevölkerung hätte Kupferabgaben an den
König leisten können. Der Widerspruch des Papyrus kann nur dahingehend
aufgelöst werden, dass auch hier das Metall falsch interpretiert wird. Die mit
Eisenoxid imprägnierten Bodenschätze Ägyptens lassen nur den Schluss zu, dass
es sich bei den Steuerabgaben der Einheimischen um Eisen handeln kann, welches
von den Erzleuten der Bevölkerung hergestellt wurde.
Der Bau der Pyramiden im Alten Reich kann somit nicht mit
Kupferwerkzeugen erklärt werden.
Graefe kommt mit “Meteorit-Eisen“ der Sache schon näher,
doch müsste er beweisen, dass permanente Eisenmeteoritenschauer auf Ägypten
niedergeprasselt sind, denn der bjA-Schmied und –Erzarbeiter gehörte seit dem
Alten Reich zu den üblichen Handwerkern jeder größeren Siedlung (siehe # 78 bis
80 zu Bernd Scheel). Da aber weniger als 5 % aller Meteoriten, die weltweit die
Erdoberfläche erreichen eisenhaltig sind, wären die alten Niltaler genötigt gewesen
ständig auszuschwärmen, um jeden zwanzigsten – der sich in die Erde bohrte,
oder auch nicht, oder auch vorher verglühte – einzusammeln; schriftliche
Überlieferungen zu einem solchen Tatbestand wurden nicht gefunden.
Wenn nun Graefe unser bjA als Wunder, wundersames Ding oder
als wundersame Erscheinung übersetzt, so gilt das auch für unser Verständnis,
denn wir wundern uns heute noch, wenn aus einem erhitzten roten Pulver
(Eisenoxid), was nichts mit einem Metall gemeinsam hat, ein silbrig
schimmernder Metallklumpen (Schwammeisen
/ Luppe) zum Vorschein kommt.
Im Weiteren analysiert er das Eisenoxid Hämatit,
Erzbergwerke und Erzminen sowie den Schlitten der das Erz transportiert als Begriffe
für bj3. Das Resultat dieser Befunde, dass es sich beim bj3-Metall nur um
irdisches Eisen (aus Erz hergestellt) handeln kann, wird - aus welchen Gründen
auch immer – konsequent ignoriert. „Meteoreisen“ lautet seine Deutung.
Gegen die Eisenmeteorit-Hypothese wenden sich vermehrt
denkende Forscher mit klaren Argumenten. Siehe auch meine Beiträge #47 (Prof.
Moesta: Eisenherstellung von chalkolitischen Hüttenleuten) und #54 (prädynastische
Eisenperlen).
Zum Thema zitiere ich aus “Encyclopedia of the Archaelogy of
Ancient Egypt“ 1999, zur Metallurgie für Eisen, mit der Schreibung bj3, auf
Seite 526:
„ … It is
generally assumed that all early iron artifacts from Egypt and elsewhere were
made of meteoritic iron. This is not necessarily correct; smelted iron was
sometimes inadvertently produced in the course of copper smelting operations.
This seems to have been the source of iron used in making the iron artifacts
from the New Kingdom Hathor temple at Timna, as none of the eleven analyzed
artifacts contained any nickel”
Seite
525: ”… the use of bronze in Egypt
really begins only in the New Kingdom”
Die maßgebenden Autoren Bard/Shubert bezeichnen die Schreibung
bj3 als das altägyptische Eisen.
Erstaunlicher Weise warten sie mit neuen – bislang in der traditionellen
Fachwelt nicht beschriebenen –
Eisenfunden auf. Die archäologischen Funde, der 11 Stück nickelfreien
Eisenartefakte stammen aus den Grundmauern des Hathor Tempels, erbaut im 14.
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.
Und, dass bj3 nicht als Kupfer gelesen werden kann,
betätigen E. Graefe sowie J. R. Harris und G. A. Wainwright.
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Vorbemerkung zum
Hauptteil:
In der nachfolgend aufgeführten Literatur versuchen wir die
Hieroglyphen für die Erzarbeiter / Erzschmelzer, Schmelzofen und dem Erz an
sich zu klären.
Q1) 1941 Dr. Arnold Brunner / Prof. A. Scharff, Die Lehre des Cheti, Sohnes des Duauf
Q2) 1956 Herman Junker, Die Hieroglyphen für „Erz“ und
„Erzarbeiter“, MDAIK 14
Q3) 1962 Prof. Dr. Silvio
Curto, Postille circa la Metallurgia Antico-Egizia, MDAIK 18
Q4) 1961 J. R. Harris, Lexicographical
Studies in Ancient Egyptian Minerals
Q5) 1966 Kaplony, Ägyptologische Abhandlungen Nr. 15, Die
Inschriften der äg. Frühzeit
Q6) 1970 Wolfgang Helck, Die Lehre des Dw3-Htjj
Q7) 1971
Erhart Graefe, Dissertation “Untersuchungen zur Wortfamilie bj3“
Q8) 1985 - 1987 Bernd
Scheel, Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten I, II und III,
Handlungen
und Beischriften in den Bildprogrammen der altägyptischen Gräber. SAK 12, 13, 14.
Das Hauptproblem
liegt hierbei im Widerspruch, dass es seit dem Alten Reich neben den
Edelmetallen, noch ein bj3-Buntmetall
gibt, welches ab dem Mittleren Reich eine zweite Werkstoffbezeichnung “hmtj“ erhalten hätte, und beide Schreibungen
für dasselbe Metall analog nebeneinander existiert hätten. Für das Neue Reich kann die Schreibung für
Kupfer (hmtj) und die für Bronze (hsmn) eindeutig definiert werden, wobei weiterhin
das bj3-Metall existiert, nun aber als Bezeichnung für irdisches Eisen gedeutet
wird (Graefe bezeichnet es als „echtes Eisen“). Letztendlich wird unser
bj3-Metall, in der Schreibung „bj3-np.t“ als Eisen oder Schmiedeeisen für die
Spätzeit ägyptologisch anerkannt.
Die Großmacht
Ägypten, dessen Bodenschätze fast ausnahmslos aus Fruchtland, Wüste, Fels und
Eisenerz besteht, kam also tausend Jahre länger ohne Eisen aus als ihre
angrenzenden oder weit entfernten Nachbarstaaten, so die Autoren.
Liest man Junker,
Curto, Kaplony und weitere Referenten, die sich mit dem bj3 beschäftigten, um
daraus Wissensfrüchte zu ziehen, entsteht jeweils ein nicht endend wollendes
Geflecht aus Vermutungen, teils angenommenen Deutungen und Entwicklungstheorien,
um zielgerichtet mit dem gemeinten Buntmetall aufwarten zu können.
Ab dem Neuen Reich
dominieren in der Metallverarbeitung die Buntmetalle wie Kupfer, Bronze und
Zinn. Die seit der Pyramidenzeit erwähnten Erzarbeiter, die bj3 herstellten,
be- und verarbeiteten finden nun kaum mehr Beachtung, ihre seit 1500 Jahren angewandte
Berufsbezeichnung lautet nun jrn bj3-npt „Verfertiger eiserner Werkzeuge“.
Um den Begriff
„Erzarbeiter“ für das Alte - und Mittlere Reich zu bestimmen benötigen wir
lediglich zwei Hieroglypen.
A.) Die Hieroglyphe „Metallarbeiter“
laut B. Scheel (Q8) und Graefe Q7 S.88, wie sie auch der Richtigkeit
entspricht. Ihr Aussehen gleicht dem Doppelschmelztiegel, einer Beilklinge oder
einer Klinge zur Lederbearbeitung (Weill, RdE3, 1938); H. Gardiner beschreibt
es als Metallbarren W13 ausgehend ab der 11. Dynastie;
und
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B.) Die Hieroglyphe „Tiegel oder Barren“
lt. Sir Alan H. Gardiner´s Sign-list „Metallbarren“ N34, ab der 18. Dynastie in
Form eines Hornes und welche uns ab dem Neuen Reich für die Schreibung Kupfer –
hmt/hmtj bekannt ist.
Selten kommt es
vor, dass sich hierüber nun mal alle einig sind.
C.) Für später benötigen wir vielleicht
noch <unsere Hieroglyphe C.)>. Gezeichnet ist sie wie ein stehender
Halbkreis mit oben seitlichen kleinen Schlötchen (aussehend wie ein
Pfeifenkopf).
Hauptteil: Literaturforschung zur Hieroglyphe für
„Erz“ und „Erzarbeiter“
Teil
1.) :
Beginnen wir unsere
Exkursion mit E. Graefe (Q6), Seite 87, § 20 Die Lesung der Zeichen für Erz und
Erzarbeiter:
“… Kaplony versucht
die Lesung der Hieroglyphen für Erz und Erzarbeiter als bj3 bzw. bj3j
festzustellen. Er stellt folgende Thesen auf: „Erstens, es existiert ein Wort
bj3 “Kupfer“ und zweitens existiert ein davon abgeleiteter Titel bj3j
“Kupferarbeiter, “Erzarbeiter“.
Das von Harris hmtj
gelesene Zeichen “Barren“ <unsere
Hieroglyphe B.)> bezeichnet zweifelsfrei ab dem Neuen Reich Kupfer.
Andererseits betrachtet nun Kaplony den “Schmelzofen“ <unsere Hieroglyphe
A.)> als adäquates früheres Zeichen im Alten Reich für dasselbe Kupfer“.
“Dass eine
Zeichenänderung mit dem Erscheinen eines neuen Wortes hmtj zusammenfällt, setzt
jedoch ein unübersehbares Warnsignal, eine gleiche Bedeutung für beide Zeichen
annehmen zu dürfen. Dass bj3 “Metall" bedeutet, liegt auf den ersten Blick
natürlich nahe, da es sich bei dem von Kaplony mit “Kupfer“ übersetzten <unsere Hieroglyphe A.)> um eine
Schreibung für bj3 handeln könnte.
Doch lassen sich an
Stelle eines Beweises nur Indizien anführen, …Wegen seiner Lesung des Zeichens
(A.) als bj3 “Kupfer“ kommt Kaplony in Schwierigkeiten, die Bezeichnung “Kupferschmied“ wäre hier
nicht passend, da von Gold die Rede ist, „Metallarbeiter“ drängt sich auf, Kaplony
muss das damit erklären, Kupfer sei das gewöhnliche Erz schlechthin, und daher sei
der Name “Kupferarbeiter“ auch auf andere Metall-Handwerker übertragbar.
Weiter nennt er die
vermeintliche Parallele der Lesung des Schlittens als bj3j und seinen Gebrauch
für bj3, um seine angenommene Lesung für Kupfer zu stützen.
Kaplony beruft sich
auf Gardiner S. 517, doch handelt es sich dabei um ein Mißverständnis. „bj3j“
bezieht sich bei Gardiner auf PT 800d, es ist die Bezeichnung “aus bj3
bestehend“ (Nisbeform).
Der Schlitten ist
daher bj3 zu lesen, das –j ist nur die Endung der Nisbe.
<Anmerkung: S.
Curto Seite 67, er ist zwar der Meinung, dass bj3 Bronze darstelle, übersetzt
auch den Schakalschlitten mit Block als Determinativ für „aus bj3
bestehend“>.
Daher ist auch kein
Analogieschluss in Bezug auf die Existenz verschiedener verwandter Zeichen -
nach Kaplony <unsere Hieroglyphe
A.)> sei in Verbindung mit Kupfer bzw. Kupferschmied / Erzarbeiter zu bringen – für bj3 und bj3j möglich.
(Anmerkung: Kaplony bestätigt den
Schlitten als Gebrauch für bj3, aber es ist kein Kupfer!)
“Als Fazit bleibt, dass nach wie
vor die Lesung der Zeichen für „Erzarbeiter“ und der verwandten Zeichen für
„Erz“ unsicher ist. Bj3 wie hmtj sind im Alten Reich nicht zu belegen.
Es könnte sich ohne weiteres um
ein uns noch unbekanntes Wort für „Metall(arbeiter)“ handeln oder um
Ableitungen von einem Wort für „Schmelzofen“, etwa „“der zum Schmelzofen
Gehörige“ (= “Metallarbeiter“) oder “das, was im Schmelzofen entsteht“ (= “Metall“).
Dass das Zeichen für uns nicht als Ideogramm “Schmelzofen“ belegt ist, spricht
nicht dagegen, denn da dieses Zeichen einen
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Ofen darstellt, dürfte es auch ein
Wort „Schmelzofen“ gegeben haben – wohl ein anderes als bdt, das uns nicht in
der Schreibung mit <unsere
Hieroglyphe A.)> überliefert ist“.
Unser Fazit: Bis in die 80er Jahre
des letzten Jahrhunderts – eigentlich auch bis heute - konnte trotz erheblicher
Anstrengungen eine Zeichenfolge mit der Bedeutung Erzarbeiter nicht identifiziert werden. Der Grund dafür liegt
eindeutig darin, dass die Zeichendeutung dahingehend beeinflusst wird, um aus
dem Metall bj3 ein Buntmetall zu konstruieren. Die Versuche, gut gemeint und
teils visionär ausgeschmückt, stoßen daher immer wieder – und das gegenseitig -
auf Gegendarstellungen bzw. auf nicht Akzeptanz.
Unsere Hieroglyphe
A.) wird von allem unsinnigen getrennt
und E. Graefe konzentriert sich mit „Metallarbeiter drängt sich auf“ auf das
wesentliche, was ebenso in den umfassenden Werken von B. Scheel Q8, Teil I bis
III bestätigt wird.
Teil 2.)
Rezension zu Herman
Junker 1956, Die Hieroglyphen für „Erz“
und „Erzarbeiter“, MDAIK 14, Beginn ab
Seite 91:
A. Die Hieroglyphen für „Erz“ und
„Erzarbeiter“
„Über den Stand der Frage unterrichten
am besten die kurzen Bemerkungen in Sir Aland H. Gardiner´s Sign-list und die
Angaben des Berliner Wörterbuchs über die Schreibungen von bj3 (bjA). Unter N34
wird in der Sign-list bei <unserer Hieroglyphe B)> festgestellt: „Ingot
of metal“ für die 18. Dynastie, in der 11. Dynastie bezeichnet es das Zeichen
W13 „Metallarbeiter“ (unsere Hieroglyphe
A), und für das Alte Reich, der 3. – 5. Dynastie wird es vom Zeichen X3
„Tropfen mit Kringel unten“ bezeichnet. Es sei das Ideogramm für Kupfer, welches
vormals als bj3, später als hmt (?) gelesen wurde. Es determiniert Objekte aus
Kupfer oder Bronze.
Laut dem Wörterbuch der ägyptischen
Sprache, Band I (Wb I, Seite 436) steht zur Bedeutung der Zeichenfolge von bj3,
es sei die ägyptische Bezeichnung für das Gebrauchsmetall „Erz, Kupfer““.
Anmerkung: Wir sind nun inzwischen
in der Sprachforschung ca. 50 Jahre weiter. Die Vorkarte des verzettelten
Wörterbuches zur ägyptischen Sprache übersetzt die Zeichen mittlerweile als
Eisen. Auch Hannig 1995, spricht von Erz, Metall; Eisen und tellurischen Eisen
(siehe Bartel/Hallof 2003). Ebenso wird
die Übersetzung von bj3 als Kupfer von Graefe, Harris, Wainwright u. a. abgelehnt.
“WB I, Seite 438 wird nach 2
angeführt: „drei Sandkörner, <unsere Hieroglyphe B>, Brot und drei Striche
von links oben nach rechts unten“ es sei die hieroglyphische Schreibung für
ERZARBEITER für das Mittlere Reich und “Halbkreisförmige Schale mit seitlicher
Erhöhung wie ein Zapfen, Brot und die drei Striche“ sei die Bezeichnung
Erzarbeiter für das Neue Reich.“
Anmerkung:
Die hier zuletzt genannte
Schreibung für Erzarbeiter entspricht den Tatsachen, wie wir es später beweisen
werden. H. Junker´s Untersuchung wäre hiermit zu ende, denn er hat bereits die
Lösung gefunden - würde er nicht wollen, dass nach seiner Meinung aus dem bj3
der Werkstoff Kupfer abzuleiten sei. Die
Diskrepanzen der obigen Definitionen hinterlassen wesentliche Spuren, denn er
schreibt weiter:
Seite 7
„Wenn sich bei dem Vergleich
dieser beiden Angaben große Unstimmigkeiten ergeben, und wenn die Hieroglyphen
dabei so wesentlich verschiedene Formen
aufweisen, so erklärt sich das aus dem Umstand, dass hier allmählich zwei ganz
verschiedene Zeichen ineinander flossen, von denen das eine das „Erz“, den
Werkstoff, das andere den „Erzarbeiter“ bezeichnet, und weiter, dass für
letzteres von Anfang an zwei verschiedene, wenn auch verwandte, Hieroglyphen im
Gebrauch waren.“
Anmerkung: Junker signalisiert hiermit die Schwierigkeit
seiner Aufgabe. Da er nicht wissen kann, dass die Symbole das Eisen bezeichnen,
wird er nun große Anstrengungen auf sich nehmen, um die bj3-Hieroglyphen für
das Neue Reich als Kupfer deuten zu können. Andererseits erhalten wir aufgrund
seines sorgfältigen Studiums wertvolle Anhaltspunkte zur Schreibung der
Hieroglyphen.
Seite 91:
Vorbemerkung: H. Junker ist auf
der Suche nach den Zeichen für Erzarbeiter, er will für sich und auch aus
grundsätzlichen Entscheidungsfragen die damit zusammenhängenden Hieroglyphen
deuten und festlegen. Den Sachverhalt, dass zu unterschiedlichen Epochen
verschiedene Schriftbilder für dasselbe Metall angewandt wurden, will er nun über
den Wandel der Formgebung aus zeichnerischer Sicht lösen.
Die sechs von Junker angeführten
Argumente hatte ich an dieser Stelle ausführlich dargelegt und dementiert. Der
Inhalt bringt keinen entscheidenden Vorteil, deshalb folgt kurzum die …
… Zusammenfassung von Punkt 1. bis 6., ab Seite 91:
Das Zeichen für Kupfer im Alten Reich, vorerst als
Tropfenform, änderte sich zu <unserer Hieroglyphe A.)>, dann
im Verlauf bis zum Mittleren Reich zu <.unserer Hieroglyphe C.)>, mit der
Lesung bj3 (lies bjA). Ab dem Neuen Reich verwandelte sie sich zu <unserer
Hieroglyphe B.)> mit der Lesung hmtj für Kupfer, wobei gleichzeitig ein
neues Metall, nämlich das Eisen, die seit 1500 Jahren die gebräuchliche
Schreibung und Lesung für bj3 übernommen habe. Kann das denn sein?
Wieso sollte man, wenn vielleicht
nur vier Metalle in dieser Zeit bekannt waren, die Bezeichnung für Kupfer
ständig ändern? Bei Gold und Silber blieb es jedenfalls gleich.
Berechtigt schreibt Graefe, wie
bereits oben Teil 1:
„Dass eine Zeichenänderung mit dem
Erscheinen eines neuen Wortes hmtj zusammenfällt, setzt jedoch ein
unübersehbares Warnsignal, eine gleiche Bedeutung für beide Zeichen annehmen zu
dürfen!“.
Hermann Junker, B. Das Zeichen für „Kupfer“
Ab Seite 92 : „Zunächst gilt es,
die Fälle zusammenzustellen, in denen während des AR die Hieroglyphe “Tropfen“ (Anm.:
sie sei das Ideogramm für Kupfer - in ihrer Erscheinung herzförmig oder wie ein
Herzblatt mit Spitze nach oben gezeichnet, mit oder ohne unteren Kringel) zweifellos das Erz bezeichnen soll“.
a) “Die ältesten Belege stammen
aus Rehtp = Petrie Medum Taf. XIII, und in Gardinder´s Lign-list an erster
Stelle angeführt. Hier wird, bei dem Geräte-Verzeichnis links oben über den
fünf abgebildeten Gegenständen je ein Zeichen der Form “Tropfen“, eines breiten
Tropfens, gesetzt; zu beachten ist, dass das obere Ende nicht abgerundet,
sondern immer zugespitzt ist. Dann muss erwähnt werden, dass die Färbung der
Zeichen wechselt; sie sind in regelmäßiger Folge rot und blau gemalt; obwohl
man doch bei der Werkstoffangabe eine einheitliche Tönung erwartete“.
Anmerkung: Junker geht dann weiter
davon aus, dass die unterschiedliche Farbgebung der bj3-Hieroglyphe aus der
Freude am Farbenwechsel zu verstehen sei.
Seite 8
Andererseits wissen wir aus dem
alten Ägypten, dass die Farbgebung der Metalle festgeschrieben war. So
symbolisierte die Farbe Blau das Eisen, Rot das Kupfer, wenn Werkzeuge oder die
Metalle bezüglich ihrer Werkstoffbezeichnung kenntlich gemacht werden sollten.
Wir wissen dies aus seriösen Quellen, insbesondere ein Zitat aus
Dr. Richard Andree, Das Eisen bei
den Nigritiern, Seite 1:
“Schon Wilkinson (Manners and
Costums of the ancient Egyptians III, 247) hat darauf hingewiesen, dass in den
Gräbern von Theben die eisernen Fleischermesser blau dargestellt sind; die
blaue Farbe der Klingen und die Unterscheidung von Bronze- und Stahlwaffen im
Grabe Ramses III., die einen rot, die anderen blau gemalt, lassen wenig Zweifel
darüber, dass die Ägypter der frühen pharaonischen Zeit mit dem Gebrauche des
Eisens vertraut waren, eine Beobachtung, welche in Bezug auf die polychrome
Behandlung der die Metalle darstellenden Hieroglyphen (rot = Kupfer, grün =
Bronze, blau = Eisen) von Ebers und Lepsius bestätigt wird. Die Inschriften
belehren uns vollkommen über das Vorkommen und den Gebrauch des Eisens in der
ältesten Zeit in Ägypten“.
Weitere Erkenntnisse diesbezüglich
vermittelt uns das Relief im Grab des Rekhmire (Rechmire), welches zweigeteilt,
rechts die Verarbeitung von Bronze, im linken Teil die Verhüttung von Eisen
dargestellt wird. Das Erz, Eisenerz (rotes Eisenoxid) wird angeliefert,
dargestellt als rot bemalte Eimer vor den Feuerstellen. In der Glut der
Feuerstellen ist blau gemalter Metallinhalt deutlich auszumachen. Thutmosis I,
als auch sein Wesir Rekhmire lassen also keinen Zweifel daran, dass die
Verhüttung von Eisen ebenso wichtig war, wie die neuere Errungenschaft, Bronze
zu verarbeiten.
Die Feststellung von Junker kann dann
so erklärt werden, dass die Hieroglyphe “Tropfen“ einen ausgeschmiedeten Barren
in Herz- oder Blattform darstellt, dessen rote Färbung das Erz, den Rohstoff,
also das rote Eisenoxid aus dem das Eisen gewonnen wird, die blaue Färbung den
Eisenbarren darstellt.
In der weiteren Gliederung b) bis
h) erklärt Junker die verschiedenen Zeichen für bj3, bei Bedarf komme ich auf
einzelne Punkte zurück. Wichtig erscheint mir folgende Feststellung:
„Abweichungen von der Tropfen-
oder Blattform des Zeichens für bjA sind im ganzen Alten Reich nur vereinzelt
zu belegen. Wenn in Deir el-Gebrawi I Taf. XVI das Metall in der Überschrift
(nbj.t bj3) wie ein Oval wiedergegeben wird, so kann man dabei nicht von einer
verschiedenen Hieroglyphe reden; es ist das gleiche Bild, nur nachlässig
gezeichnet“.
Seite 94
H. Junker kommt nun in ausweglose
Schwierigkeiten, da er voraussetzt, dass das Erzzeichen X3 “Tropfen“ eben das
Kupfer sei, sich dem Zeichen <unserer Hieroglyphe A.)> nähern,
gleichzeitig als Polierstein dargestellt wäre, ebenso in anderen Fällen zum
Holz Glätten benutzt wurde. Und er schreibt: „So könnte es an sich nicht
wundernehmen, dass auch die so ähnliche Hieroglyphe für Metall so auffällig
Verschiedenheit aufweist“, und weiter spricht er sogar von einer Vertauschung
der Zeichen, sowie „dass die verschiedenen Zeichen sich nähern würden, und dass
in späterer Zeit ein gleiches neues Zeichen <unsere Hieroglyphe B.)> bei beiden
Wörtern in Gebrauch sei.
Etwas zweifelnd begründet er seine
Erklärungen unter Fußnote 2.) „welch seltsame Wege die Entwicklung von
Hieroglyphen auch gehen …“, und „aber wie wir auch immer den Befund deuten
mögen …“.
In der Tat hat Junker alle
Möglichkeiten in Betracht gezogen, wie sich das Zeichen für Kupfer hätte im
Laufe der Zeit wandeln können. Die besprochenen Hieroglyphen scheinen keine Entwicklung
aus zeichnerischer Sicht, und auch nicht aus logischen Aspekten herzuleiten.
Seite 9
Letzter Absatz:
„Für die behandelte Frage wäre es
von einiger Bedeutung zu wissen, in welcher endgültigen Form das Erz die
Schmelze (?) verließ. Im Relief von Wreszinski, Atlas III Taf. 34, steht neben
dem Vorsteher der Erzarbeiter eine Kiste mit “eiförmigen Metall-Stücken“ oder
Barren, ebenda S.60. In der unteren Lage scheinen die Stücke mehr eiförmig zu
sein. Ganz frei liegen nur die beiden Barren in der obersten Schicht, und von
ihnen zeigt der linke eher ein längliches Oval ( wie in Deir el-Gebrawi I, Taf.
XVI), der rechte dagegen sieht aus wie ein liegendes Erzzeichen “Tropfenform“
mit ausgeprägter Spitze am linken Ende“.
Hätten doch Kupferbarren gleiches
Aussehen, Größe und Gewicht. Im nachfolgenden Bericht von Franz Stuhlmann
erfahren wir vielleicht mehr über die besagte Tropfen- oder Herzform.
Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts, Band I, von Franz Stuhlmann Handwerk und Industrie in Ostafrika(1910), Punkt 10.) Eisen-Industrie ab Seite 50:
Stuhlmann überzeugt in seiner umfassenden Rezension über die Eisenherstellung in frühesten Zeiten mit ausgeprägt fundiertem Wissen, was er in Zusammenarbeit mit ca. 70 weiteren Wissenschaftlern seiner Zeit erarbeitet hat. Was er denn so schreibt:
„Eisenerze sind in Afrika sehr weit verbreitet (Anm.: siehe hierzu Lucas1962: 235, P. T. Nicholson and Ian Shaw 1999, Ancient Egyptian Materials and Technology, Iron: 166), bei der Verhüttung entsteht eine Luppe, das Schwammeisen. Dieses zerschlägt man, sondert die Beimengungen aus, bringt die metallreichsten Stücke in einem Paket wieder in den Ofen (Esse), erhitzt sie aufs neue und schweißt die glühende Masse durch Hämmern zusammen, das vielfach wiederholt werden muss“.In diesem Zusammenhang wird auf Abb. 27 “einer eisernen Hacke“ verwiesen.Seite 53: „Wer weiß, ob Schmiedeeisen nicht sehr lange vor oder mit der Bronze in weiten Gegenden bekannt war“.
Im ganzen Artikel, speziell ab Seite 152, “Die Gewinnung des Eisens in alter Zeit“, beschreibt Stuhlmann, dass die Schmiede ausnahmslos die vorerst als Luppe gewonnenen Eisenbrocken zu Hacken - später vornehmlich als Feldhacken benutzt, in der Blatt- oder Herzform ausschmiedeten. Die einfachere Formgebung war ein ovaler Fladen. Immer aber war ein solches Objekt als Barren, Wertbarren, Tauschgut und als Bargeld zu verstehen. Einerseits konnte aus diesem Barren die Qualität des Materials abgelesen werden, andererseits konnten daraus Klingen oder Werkzeuge vom ansässigen Schmied, unter Einbehalt gewisser Rohstoffmengen als Lohn, umgeschmiedet werden.
Seite 156: „Die Speere, Pfeile und
Messer werden geschmiedet aus den Bruchteilen der Hacken“.
Somit ist der letzte Absatz von
Junker ausreichend beschrieben, die Hieroglyphen als gezeichnete Tropfen,
blatt- und herzförmig mit oder ohne unteren Zapfen(Kringel), Ovale, als fladen-
oder eiförmige Gebilde dargestellt, sind die seit Jahrtausenden gebräuchlichste
Warenform eines Halbfertigproduktes aus Eisen, da dieser Rohstoff zu einer Form
mit dem Hammer getrieben werden musste. Dass es sich bei den hieroglyphischen
Zeichen meist um Werkzeuge handelt, befürwortet S. Curto (Q3) sowie Weill RdE3,
1938: 71. Gleichzeitig wird auch der wundersame Umstand von Junker, wo sein
Erzzeichen nun das Holz glättet aufgeklärt, indem es eiserne Schabeisen sind,
die natürlich zum Schnitzen von Holz und auch zum Bearbeiten von Schiffsplanken
geeignet sind.
Seite 10
Hier ist nun auch der Zeitpunkt,
wo wir auf Junker S.93, f.) eingehen können. Er schreibt, dass sein
angenommenes Zeichen “Tropfen“ für Kupfer, bezeichnet als bj3, das “Bargeld“
sei, das die Arbeiter an der Mastaba als Entlohnung neben Öl, Kleidern usw. erhielten. Mit unserem Wissen, dass
keinerlei Ressourcen in Sachen Kupfer vorhanden waren, hätten Arbeiter nicht
mit den beschriebenen Waren und zusätzlich mit Kupferbarren ausbezahlt werden
können. In dem Falle aber, wo in jeder größeren Siedlung ein Eisenschmied tätig
war ( siehe Beiträge # 79, 80), macht es eher Sinn, Roheisenstücke oder kleinere
Barren als Lohn zu vergüten, denn daraus umgeschmiedete kleine Helfer in Form
von Klingen, Messern, Schabern usw., bzw. als Tauschgut oder Bargeld, hatte man
einen verwertbaren und übertragbaren
Rohstoff in der Hand.
Zitieren darf ich
wiederholt Prof. C. Stanley Smith, Historiker der Metallurgie, S.41: „Kupfer
war ausschließlich für den pharaonischen Hof bestimmt“.
Kleinförmige Gussformen für Kupfer
und auch annähernd dazu passende Positive, genannt Gusskuchen, sind im alten
Ägypten bekannt. Es sind kleinformatige Barren von ca. 3 Kilogramm Gewicht, die
Form ist rechteckig mit abgerundeten Ecken, die Seitenkanten sind leicht
eingezogen, damit der Barren leicht aus der Abgussform lösbar ist. Das
Aussehen, die Größe und somit auch das Gewicht waren demzufolge genormt, um
einen einheitlichen Verrechnungswert festlegen zu können.
Somit hätten von den Schreibern
der Reliefs für Kupfer, nur einheitliche, immer gleich aussehende
Rechteckbarren gezeichnet werden können, da sie in den genormten Negativformen
gegossen wurden. Die äußerst unterschiedlichen Barrenformen für Eisen (Tropfen-
und Blattform, blatt- und herzförmig mit oder ohne unteren Zapfen(Kringel), ovale
oder als fladen- oder eiförmige Gebilde), unterlagen den in zufälliger Größe
erzeugten Eisenluppen und der Lust und Laune des Schmiedes, dessen Aufgabe es
war, die Eisenbrocken nach oftmaligem Zwischenglühen in die handwerklich
angedachte Form zu treiben.
Wenn wir nun noch die
Eisenbarrenformen einzeln beschreiben wollten, so könnten wir davon ausgehen,
dass die edlere Blattform für internen Handel, Tausch und als Wertbarren, und die fladenförmigen Ovale als Formen zur
Massenherstellung eiserner Werkzeuge angefertigt wurden.
Die unterschiedlichen Schreibungen
sind somit keine Schreib- oder Zeichnungsfehler, sondern Gebrauchs- und
Wertgegenstände.
Nun noch ein kleiner Rückblick zu
Beitrag # 78, wo die Verhüttungs- und Schmiedeszene zum Relief des Kaemrehu
beschrieben wurde. Aus dem Arbeitsablauf ergab sich ohne Zweifel die
Herstellung von Eisen; B. Scheel übersetzte das Oval als bjA und Junker S. 93,
d) beschreibt uns ein weiteres Zeichen zum Relief:
„Am Schluss der Werkzeugliste des
K3jmrehw (Kaemrehu) = Giza IV, Taf IiX
und S 72, erscheint vor dem Mineral ein “Tropfen-, Blattform mit unterem
Haken“, das ganz deutlich die Form unserer Hieroglyphe mit dem unteren Zapfen
zeigt“.
Auch hier überzeugt unser
Argument, dass der Vielfalt zur Darstellung für “Eisenbarren“, dem Zeichen für
Eisen, in gewissem Rahmen kaum Grenzen gesetzt sind. Der gegossene Kupferbarren
in genormter Form allerdings hätte innerhalb eines Reliefs gleich aussehen müssen.
Hermann Junker, C.) Das Zeichen für „Erzarbeiter“ <unserer
Hieroglyphe A.>
C.a.) Die
Belege, Seite 95 bis 97
Es wird das Zeichen <unserer Hieroglyphe A.)>
“Metallarbeiter “ von Junker grundsätzlich überarbeitet.
Er stellt vielleicht nicht zu Unrecht fest, dass das Zeichen
in zwei verschiedenen Versionen existieren könnte. Das breitere Exemplar in
Form einer Klinge sei das Zeichen für bj3- (Kupfer-) Schmied, das
schmalere, mehr der Form eines Stößels ähnelnd, sei das
Zeichen für Erzarbeiter, darüber hinaus meint er, dass die Zeichen den Ofen
darstellen würden.
C.b.) Die Erklärung des Zeichens, ab Seite 97 bis 98
„Das ist aber genau eine Form des
Schmelzofens …“ fasst Junker die Belege zusammen, und erläutert die graphische
Wandlung zu <unserer Hieroglyphe
B.)>, die sich dann in späterer Zeit (Neues Reich) als “Tiegel“ etabliert.
Unser Fazit:
Seite 92 und Seite 94 wird das
Zeichen von Junker als “Metallarbeiter“ beschrieben. Wohlwissend, dass es nach WbI 436
als Erz und als Kupfer Bedeutung erlangt, wird es mit ausgeprägter Wortwahl
primär zum Synonym für (Kupfer-)Schmied, in der weiteren Entwicklung zum
Erzarbeiter, mit dem Ziel, das Zeichen für Kupfer (<unserer Hieroglyphe
B.)>) ab dem Neuen Reich zu bestätigen.
Nur die letzte Feststellung trifft
zu, die Herleitung jedoch ist unlogisch und bringt nur Verwirrung, wenn man
versucht das bj3 oder den Metallarbeiter für Kupfer deklarieren zu wollen. Was
Junker noch nicht wissen kann ist, dass dreißig Jahre später Bernd Scheel in
seiner dreiteiligen Abhandlung <unsere Hieroglyphe A.)> eindeutig als
Metallarbeiter belegt.
Hermann Junker`s Deutungen zur
Hieroglyphe “Erzarbeiter“ sind demnach nur hypothetische Erklärungsmodelle, was
sich im anschließenden Teil D.) seiner Recherchen weiter niederschlägt.
Hermann Junker, D.)
Die spätere Hieroglyphe, der “Tiegel“ (unsere Hieroglyphe B.), ab
Seite 98:
a.) „Nach dem Alten Reich ändern
sich die Zeichen für Erz und Erzarbeiter ganz wesentlich. Für den Werkstoff
treten im Mittleren Reich neben den Ableitungen der alten “Tropfenform“ auch
neue Hieroglyphen der Gestalt <unserer Hieroglyphe B.)> auf, siehe Wb I
437; für „Erzarbeiter“ erscheint ebenda S. 438 ein “Rundtiegel mit seitlich,
obigem Zapfen“ <unsere Hieroglyphe C.> als übliches Zeichen des Mittleren
Reichs, das aber dann durch <unserer Hieroglyphe B.)> u. ä. ersetzt wird“.
Anmerkung: Junker macht indirekt auf die
abweichende Darstellung <unserer Hieroglyphe B.> für das Mittlere Reich und
dem Neuen Reich aufmerksam. Hierzu kann ich nur die Worte von E. Graefe, S. 87
wiederholen: „Dass eine Zeichenänderung mit dem Erscheinen eines neuen Wortes
(hmtj) zusammenfällt, setzt jedoch ein unübersehbares Warnsignal, eine gleiche
Bedeutung für beide Zeichen annehmen zu dürfen“.
Ab Seite 99:
„Damit sind wir auf dem rechten
Weg der Erklärung des Zeichenwandels; aber noch scheint ein Hindernis zu
bestehen: bisher war es der Schmelzofen (AR), den die Berufsbezeichnung der
Erzarbeiter wiedergab, jetzt aber soll es für das Neue Reich der Tiegel sein?“
Anmerkung: Der Zweifel, ob ein
Ofen oder ein Tiegel dargestellt werden soll, ist berechtigt.
„Wenn daher der Tiegel (oder dem
ihm ähnlichen Zeichen) nicht bei seiner Verwendung in den Darstellungen wiedergegeben
wird, sondern in einem Titel erscheint, könnte es wie in unserem Falle unsicher
bleiben, was hier gemeint ist …“.
Seite 12
Ab Seite 100:
„Dieser schon am Ende des Alten
Reiches (Meir V) auftretende Wechsel vom Ofen mit mehreren Tiegeln (Anm.:
Edelmetallarbeiter) zum Eintiegelofen (Anm.:Verhüttungsofen wie im Relief des
Kaemrehu für Eisen) als Hieroglyphe dürfte zur Grundlage haben, dass letzterer
häufiger im Gebrauch war, siehe Atlas I, 402“.
Dem können wir nur zustimmen, da
der Verhüttungsofen (“Eintiegelofen“) bei der eisenverarbeitenden Bevölkerung
ausschließlich in Gebrauch war. Die Tiegel in der offenen Feuerstelle zum
Schmelzen der Edelmetalle kamen ausnahmslos in den Tempelwerkstätten zur
Verwendung.
Seine obigen Erklärungen, die
ausschließlich auf die gestalterische Entwicklung der Zeichen im Laufe der
Epochen zurückzuführen sei, ist nicht nachvollziehbar. Es bleibt beim Versuch,
eine Lösung finden zu wollen.
Wichtig
erscheint mir, dass der Tiegel der Ofen sein soll.
b.) Text Seite 100: „Im Neuen
Reich tritt der Tiegel selbst an die Stelle des Ofens …“ und „…spricht dafür, dass der Tiegel schon im
Mittleren Reich als Berufszeichen vertreten war“.
Anmerkung: Richtig ist, dass im NR
der Tiegel das Kupfer bezeichnet, aber wieso soll eine Teekanne in früheren
Zeiten den Herd dargestellt haben? Richtig ist auch die zweite Aussage, wobei
es sich nicht um den hmtj-Tiegel sondern um ein artverwandtes Zeichen, nämlich den
Gefäßblasebalg handelt, wie wir es später belegen werden.
Hermann Junker, E.)
Die Lesung der Zeichen, ab
Seite 100:
Näher darauf einzugehen, würde den
Rahmen dieser Arbeit bei weitem Sprengen. Das Wesentliche beschreibt er auf
Seite 103: „Ist es auch zu bedauern, dass wir die Lesung unseres Berufszeichens
nicht festzustellen vermögen …“.
Zu unserer Fragestellung nach dem
Zeichen für Erzarbeiter könnte folgende Feststellung von Bedeutung sein: „Da
wäre es nicht unmöglich, dass von bj3 „Erz“ ein bj3t „Erzofen“, „Schmelzofen“
gebildet worden wäre, von dem man ein bj3tj (Anm.: bj3-Schmied) abgeleitet
hätte“.
An dieser Stelle wird es nun
nötig, das Wort „Erz“ etwas genauer zu erläutern. Oftmals, besonders bei Junker
ist festzustellen, dass er unter „Erz“ ein Metall, also eine
Werkstoffbezeichnung versteht.
Bei den Edelmetallen spricht man
nicht von Erz, da es bereits als Metall in gediegener Form aus den Seifen oder
aus goldhaltigen Gesteinen gewonnen wird. Bei Eisen oder Kupfer - wenn es nicht
in gediegener Form als Metall, gefunden wird – spricht man dann vom Erz, wenn
es als mineralischer Staub oder Sand als Grundstoff zum Verhütten, welcher noch
nichts mit einem Metall gemeinsam hat, in Minen oder an Erz führenden
Gesteinsschichten abgebaut wird. Für
Kupfer ist es vorwiegend das grünliche Mineral Malachit, beim Eisen sind es die
Eisenoxide, als Hauptminerale gelten Hämatit, Magnetit, Siderit usw..
Unser gesuchter Begriff
“Erzarbeiter“ kann also nur im Zusammenhang mit Arbeitern stehen, die aus einem
Mineralpulver oder Mineralsand mittels Verhüttungsofen das Metall (den
Werkstoff) an sich erzeugen.
Im letztgenannten Zitat scheint Junker
tatsächlich das Erz zu meinen, denn die Ableitung vom Erz zum Erzofen worin das
Metall erzeugt wird, bis zum Schmied, der das Metall verarbeitet, beschreibt
den richtigen Weg, der zur Metallgewinnung führt.
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Seite 13
Im nachfolgenden Teil 3, wird uns die von Graefe (oben
Teil I.) gesuchte Hieroglyphe für “Erzarbeiter“ von A. und H. Brunner vor Augen
geführt. Das Zeichen für die Schreibung ist anscheinend vorerst als “Ofen“ (siehe
auch Junker, Teil II) zu verstehen. Im Nachhinein aber wird es aufgrund der
Belege als der Gefäß-Blasebalg
identifiziert.
Teil 3.) Die Lehre des
Cheti, Sohnes des Duauf
Q1) Dr. Arnold Brunner /
Prof. A. Scharff, 1941
Die Urheber dieses Literaturwerkes
Dr. Phil. Arnold Brunner und sein Sohn Helmut, der die Arbeit seines Vaters im
Nachhinein vervollständigt hat, sowie der begleitende Prof. d. Ägyptologie Alexander Scharff hatten
kein Interesse, sich an den Querelen des Sein oder Nichtsein von
Metallbezeichnungen zu beteiligen. Die Sprachforscher übersetzen minutiös, was
die altägyptischen Schreibvorlagen überliefern, bzw. was die Schreiberlehrlinge
auf Papyrus und Ostraka zu schreiben vermochten.
Ab Seite 22: II. Die
Übersetzung
4,8;) ( Kap.4 nach Helck) „Aber
ich habe den Erzarbeiter über seiner Arbeit beobachtet, an der Öffnung seines
Schmelzofens“.
Es scheint, dass es Cheti am
Anfang der Handwerkerliste wichtig war mit der Herstellung des ehernen Metalls
zu beginnen, deshalb kann es nur folgerichtig sein, wenn anschließend die
Handwerker genannt werden, die mit eisernen Werkzeugen ihre Arbeit verrichten:
„Jeder Holzarbeiter führt den
Meißel ( determiniert mit bj3-nt),
4,9) er ist müder als ein
Ackersmann; sein Feld ist das Holz, seine Hacke der Erzstichel ( ebenso
determiniert mit bj3-nt)“.
5,1) „Der Steinmetz graviert mit
dem ehernen Meißel in allerlei harten Steinen“
5,4) „Der Barbier schert noch am
späten Abend …“ Aus anderen Übersetzungen geht hervor „dass er seine Klinge auf
der Straße schleift …“
Wenn in 4,9) der Erzstichel des
Holzarbeiters mit der Hacke des Ackersmann verglichen wird, so deutet dies
darauf hin, dass es sich gleichfalls um eine Erzhacke aus bj3-nt handeln wird,
ebenso sind auch die nachfolgenden Werkzeuge aus demselben Werkstoff.
Da Brunner die altägyptischen
Schriftvorlagen handschriftlich wiedergibt, also keine Standard-Drucktypen für
die Hieroglyphen benutzt, lassen sich Unterschiede in der Formgebung der
Zeichen erkennen. Siehe auch bei Graefe (Q7) Seite 37, 38, 81.
Der Erzarbeiter wird mit dem leicht abgewandelten Zeichen <unserer Hieroglyphe B.)> determiniert. Wobei der Unterschied
darin liegt, dass der Tiegel einen in der Regel eher rundlich massigen Umriss
zeigt, die Hieroglyphe für Erzarbeiter und die Bezeichnung des Metalls “bj3-nt“
mehr langgestreckt und spitz zulaufend gezeichnet ist. Dass es sich dabei
weniger um das Erz an sich handelt, kann darin begründet werden, da die sonst
üblichen Pluralstriche, oder als gleichbedeutende Schreibweise mit den “drei Sandkörnern“ nicht gegeben sind. Es kann
sich nur um ein Determinativ für Ofen handeln,
welches aber selbst keinen Ofen darstellt. Es ist das Ideogramm für den Gefäßblasebalg.
Auch Graefe (Q7) ist überzeugt,
dass es einen Doppelgänger unserer Hieroglyphe B mit anderslautender Lesung
gibt. Auf Seite 81 schreibt er zur Lesung des Begriffs bj3: „… Das erste
Zeichen sieht dem hmtj-Tiegel ähnlich, es
wäre die einzige Stütze für dessen Lesung bj3 vor der Spätzeit. Dies dürfte
jedoch nicht ausreichen, die These von Harris, dass der Tiegel in älterer Zeit
nicht
Seite 14
bj3 zu lesen ist, zu erschüttern.
Eine Betrachtung des Originals wäre nötig, um die genaue Form des Zeichens
festzustellen“.
Und weiter auf Seite 88: „Es
könnte sich ohne weiteres um ein uns noch unbekanntes Wort für „Erzarbeiter“
handeln oder um Ableitungen von einem Wort für „Schmelzofen“, etwa “der zum
Schmelzofen Gehörige“ oder “das, was im
Schmelzofen entsteht“.
Wir ergänzen weiter: „oder ein
Gerät welches unabdingbar zum Erz-Schmelzofen gehört, und welches die Zunft
eindeutig von anderen Ofenbetreibern unterscheidet“. Es ist das
Ideogramm für den Gefäßblasebalg.
Wir beschreiben nun die neue
Hieroglyphe für den Erzarbeiter, es ist der Gefäßblasebalg (den Erzschmelzofen
bezeichnend), und nennen sie
<unsere
Hieroglyphe Blasebalg>,
graphisch dargestellt als “Schultüte mit nach unten, seitlich abgebogener
Spitze, ähnlich einer langgezogenen umgedrehten Zipfelmütze“.
Der “Blasebalg“
ist der Doppelgänger unserer jedoch kürzer und gedrungener dargestellten
Hieroglyphe B.).
Bestätigt wird diese Annahme dadurch, dass der Erzarbeiter
mit dem Berufszeichen und <unserer neuen Hieroglyphe Blasebalg> betitelt wird; sprich: „derjenige, dessen Ofen mit dem
Blasebalg betrieben wird“. Siehe die Schriftvorlagen 4.7 Seite 112.
Die als ehern bezeichnete Hacke, der Meißel und der
Erzstichel werden in der Schreibweise Tropfen, Sandkorn mit Pluralstrichen und
<unsere Hieroglyphe Blasebalg> gezeichnet, mit der Lesung: „der
Metallbarren aus dem Erz, aus dem Ofen, der vom Blasebalg angefacht wird“. Die
Schreibung des Erzes “Sandkorn mit drei Pluralstrichen“ ist analog zu der aus
dem Alten Reich, wie wir es aus den Eisenerz-Expeditionen des Cheops und seines
Sohnes zum “Wasserberg des Djedefre“ (siehe Beitrag #76, #78) kennen. Dort
wurde das Eisenoxid-Pigment mit fünf Sandkörnern determiniert.
Ab Seite 28 folgt III. Erläuterungen zur Übersetzung:
„Der Schmelzofen wird hier zum
ersten Mal textlich erwähnt; … Die Hitze des Ofens macht das Arbeiten an ihm zur
Qual. Im NR wurde der Tretblasebalg eingeführt, also fiel diese
Unannehmlichkeit zu einem großen Teile fort. Dass die Ermahnungen an Schüler
diesen Punkt dennoch immer wieder anzuführen, könnte man vielleicht als eine
Abhängigkeit von unserer vielgelesenen „Musterlehre“ deuten“.
Anmerkung: Auch Brunner erscheint
es als wichtig zu betonen, dass ein Großteil der in der Eisengewinnung
arbeitenden Bevölkerung unter der Hitze des Ofens litt. Für die Kupferverarbeitung, die ausschließlich
in den pharaonischen Werkstätten stattfand, und die man hinter den Mauern nicht
zu Gesicht bekam, wäre seine Feststellung bedeutungslos. Erst später, als man
im Neuen Reich größere Mengen an Kupfer und Bronze verarbeitete, was wiederum
nur durch den Fußtretblasebalg – wegen der effizienteren Leistung – ermöglicht
wurde, konnte erstmals die Arbeitsweise mit den neuen Materialien auf den
Reliefen publiziert werden. Den Darstellungen der Eisenverhüttung, die zu
diesem Zeitpunkt bereits tausende Jahre im Gebrauch waren, schenkte man kaum
mehr Beachtung. Die Ermahnungen an die Schüler, diese traditionelle Tätigkeit
dennoch anzuführen, ist deshalb verständlich.
Bis in unsere Zeit fand der Gefäßblasebalg,
und der mit kleinen technischen Änderungen bezeichnete Stempelblasebalg bei
eisenverarbeitenden Urvölkern Verwendung.
Seite 15
Seite 29:
“bj3-nt, wörtlich „der eherne
Meißel“ (mit Apposition des Stoffes zum Gegenstand) bezeichnet das
Handwerkszeug des hmw-Schreiners (auch des Steinmetzen und des Zimmermanns) …,
es entspricht dem neuägyptischem t3j bj3, wo vielleicht unser Ausdruck dem
Spätzeitkünstler vorlag, der ihn aber missverstanden hat“.
Anmerkung: Es ist die analoge
Schreibung für richtiges Eisen für das Neue Reich “bj3 npt“. Angesichts der
zeitlichen Unterschiede und des Wandels in der Schreibung bedarf es keinerlei
Diskussion um den einen Buchstaben. Hierzu erklärend, der Hinweis von Brunner,
dass Schreibfehler bzw. Missverständnisse innerhalb der Schulen durchaus anzunehmen
sind. Siehe hierzu ab Seite 72: Sinnlose Entstellungen, Änderungen von
Buchstaben, fälschliche Sinngebung, Abschreibfehler, Angleichungen u.s.w..
Im letzten Satz des obigen Zitates
erkennt auch Brunner, dass anscheinend das Zeichen des Blasebalgs von
Spätzeitschreibern mit dem Tiegel für Kupfer verwechselt wurde. Alle
Ägyptologen, die genau diese Irritation
von den alten Schreibern wörtlich übernommen haben, trifft somit kein
Vorsatz.
Zur Klärung der Bezeichnung des
“ehernen Meißels“:
Atlas zur altägyptischen
Kulturgeschichte II, Tafel 33a., Wreszinski beschreibt zur Opferliste Thutmosis
III alle Gaben aus den Edelmetallen sowie die aus Kupfer (hmtj) und Bronze
(hsmn). Das Libationsgefäß Nr. 167 mit der Werkstoffbezeichnung bj3 wird von
ihm als „ehern“ bezeichnet. Deshalb,
weil alle anderen Metalle explizit ihrer Werkstoffkennung beziffert sind, steht
für Wreszinski fest, dass es nur das Eisen (ehern, eisern, stählern) sein kann.
Nur Unwissende betiteln „ehern“ als aus Bronze bestehend oder kupfern; obiges
Beispiel beweist das Gegenteil.
Die Aufzeichnungen in der Opferliste
erfolgreicher asiatischer Feldzüge von Thutmosis III beweisen ferner, dass eiserne
Waren in der Region von Syrien bis nach Anatolien nicht zu erbeuten waren. Wäre
an Eisen zu seiner Regierungszeit Mangel gewesen, und hätten es die Hethiter
überhaupt besessen, so hätte er es als Beute mitgebracht, bzw. als Tribut
eingefordert, um es seinem Gott zu Opfern.
Beim Thema Hethiter …
… sollten wir noch etwas
verweilen, denn es soll einen dubiosen Brief von Ramses II an Hattusilis III
geben, in dem die Bitte um eine Eisenlieferung ausgesprochen wird. Diese
Darstellung ist jedoch nicht zutreffend, da der Name des bittenden Herrschers auf dem Dokument nicht identifizierbar
ist.
Professor Cyril Stanley Smith, der
bekannte Historiker der Metallurgie und Experte für mesopotamische Geschichte
(1977) schreibt dazu:
“Unter den Hethiterdokumenten
befindet sich ein Brief aus dem 13. vorchristlichen Jahrhundert. Es wurde in
Beantwortung einer Bitte um Eisen von dem Hethiterkönig Hattusilis III an einen
assyrischen König geschrieben.
„Was das
gute Eisen betrifft, so ist es zurzeit in meinem Siegelhaus zu Kizzuwadna nicht
erhältlich. Ich habe bereits geschrieben, dass es eine schlechte Zeit für die
Herstellung von Eisen ist. Sie werden ein gutes Eisen herstellen, doch sie sind
damit noch nicht fertig. Wenn sie fertig sind, werde ich es Euch senden. Heute
schicke ich Euch eine Dolchklinge aus Eisen“.
Mutmaßliche Altägypten-Kenner
sollten deshalb diesen Brief mit etwas mehr Kritik publizieren, denn weder
Ramses II noch das Land Ägypten wird erwähnt.
Dem Anschein nach wurde das Eisen
von den Hethitern nur gelegentlich zu bestimmten Jahreszeiten hergestellt, des
Weiteren hätte man Ramses II mit einem
Dolch bestimmt keinen Dienst erwiesen, denn bereits Amenophis II. (-1454)
verzeichnet in der Inventarliste seiner königlichen Waffen der
Schatzkammer 140 Eisendolche (Die Schutzwaffen der Skythen, E. V. Chernenko,
124, Fußnote 52: Avdiev, Voennaja Istorija Drevnego Egipta 2 (1959) 263).
Die Grabbeigaben von Amenophis III
sind mit 425 kg Eisen deklariert. Wenn man also meint, die Hethiter haben zu
Beginn des 12. Jh. v. Chr. Eisen produziert und auch schon früher, so hilft nur
ein direkter Vergleich dieser nicht vorhandenen Funde mit der polierten
Eisenklinge des Tutanchamun-Dolches, welcher sich wegen des identischen Griffes
analog zum beigefügten Golddolch als ausgesprochen ägyptische Schmiedearbeit
ausweist.
Tutanchamun hätte es nicht gewollt
und weder die Verwandtschaft noch die Priester hätten ihn mit fremdländischen
Grabbeigaben bestattet.
Hätte man hethitische Vergleichsobjekte,
würde die Qualität der Schmiedestücke Auskunft geben können, wer größere Erfahrung
im Schmieden hatte und somit wohl früher mit der Herstellung vertraut war. Es
gibt sie nicht.
------------------------------------
Exkurs zu Wolfgang
Helck, Die Lehre des Dw3-Htjj (1970)
Abschnitt 17, Seite 102
Helck schreibt zum Beruf “Heizer“,
der ebenso mit einer leicht abgewandelten Form des Blasebalgs determiniert
wird:
a) Da ein Beruf stnw sonst
unbekannt ist, wird darin eine Verschreibung zu sehen sein, wohl hervorgerufen
durch das häufige Wort stnj “hochheben“.
…, aus dem Zusammenhang ergibt sich,
dass der hier genannte Beruf mit Feuer zu tun hatte“.
b) “…, dass der Beruf unter Rauch
und Hitzeeinwirkung zu leiden hatte“.
Der Heizer ist somit anscheinend
ein Helfer der Erzleute am Erzofen oder an der Schmiedeesse. Sein Deutezeichen
ist der Blasebalg, seine Tätigkeit ist das „Hochheben“ und Niederdrücken der
Füllmembran.
Der Beruf ist freilich unbekannt,
da man bislang weder den Blasebalg als Zeichen noch als Bezeichnung kennt, noch
Vorkommen und die Verarbeitung von Schmiedeeisen für das Mittlere Reich oder
gar früher als gegeben ansieht.
Da Helck das nach seiner Meinung
Wesentliche emendiert, sich nicht an der
Übersetzung für bj3-nt und an der Bezeichnung „ehern“ stört, können wir die Metallangabe von Brunner als
akzeptiert betrachten.
Aus seinen hieroglyphischen
Aufzeichnungen z.B. Seite 44, 46 und 108 wird dasselbe Zeichen wie das des
Blasebalgs auffällig. Gezeichnet wird es jedoch immer nur in halber Größe im
Vergleich der anderen Zeichen der Zeile. Auf Seite 111 wird es beschrieben als
“der Rand des Gefäßes“ und unter b) “überfließende Schalen“. Die somit nur in
unterschiedlicher Größe gezeichneten Symbole bezeichnen also ein Gefäß, wie es
für den Blasebalg des Erzarbeiters als Vollzeichen geschrieben wird.
-----
Prof. Dr. Silvio Curto, Postille circa la Metallurgia Antico-Egizia,
1962
Die Vorstellung, dass bj3 nun
Bronze sei, lässt sich leicht entkräften. Denn wieso sollten sich die
vielfältigen Zeichen für bj3 vom Alten-
bis zum Mittleren Reich in das Zeichen für den Bronze-Tiegel wandeln. Im Neuen Reich
bezeichne der Tiegel dann das Kupfer und Bronze erhielte wiederum ein neues
Zeichen mit anderer Lesung, wobei gleichzeitig die Schreibungen für bj3 parallel
dazu
Seite 17
weiterexistierten und nun als das
Eisen angesehen werden. Seine unschlüssige Logik bis zum MR selbst erkannt:
„Dies gilt nicht für das Neue Reich!“ gibt er auf Seite 65 offen zu.
Seine Recherchen liefern jedoch
auch wertvolle Erkenntnisse in unserer Angelegenheit.
Nämlich erstens Seite 66, dass das
neue Zeichen ab dem MR - für uns der Gefäßblasebalg – als bj3 zu lesen ist, und
zweitens, dass das “Gefäß“ damals ein reelles Werkzeug gewesen sei.
Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts,Band I, von Dr.Franz Stuhlmann Handwerk und Industrie in Ostafrika(1910), Punkt 10.) Eisen-Industrie ab Seite 62, bezw. 65, die Beschreibung des Gefäßblasebalges:
“Er besteht aus einem einzelnen
Tontopf oder auch aus Holz geschnitzt, die unten eine horizontal verlaufende,
durchbohrte stilförmige Verlängerung hat mit angesetzter Tondüse, und deren
obere Öffnung mit einer Haut lose überspannt ist. In der Mitte dieser
Bespannung ist ein Holzstab eingebunden, evtl. auch nur ein Knoten, durch
dessen stoßartiges Auf- und Abbewegen der Hohlraum unter der Haut vergrößert
oder verkleinert wird. Alternativ dazu kann in der Mitte der Haut ein Loch sein,
in das der „Blasebalger“ einen Finger einführt, wenn er die Haut, in die Höhe
zieht, und das er mit der Hand zudrückt, wenn er die Luft austreibt. Es ist
also hier ein wenn auch primitives Ventil vorhanden. Es ist der Gefäßblasebalg
ohne Stempel mit Lochventil“.
Stuhlmann beschreibt das Gerät als
sich nach untern verjüngend und bis zur Tondüse als spitz zulaufend, so wie es
die mit drei Strichen gezeichnete Hieroglyphe wiedergibt.
Seite 71 bemüht er sich um die
Datierung: „der Blasebalg ohne Stempel und mit Ventilloch wohl um die Zeit des
alten Reiches von Ägypten, vielleicht auch früher …“
Gemäß seiner Beschreibungen wurde
dieser Blasebalg zur Gewinnung des Eisens aus den Erzen und zum Auf- bzw.
Zwischenglühen an der Esse eingesetzt. (siehe auch zu Dirk Siebers)
“Das Eisen bei den Nigitiern“
von Dr. Richard Andree, 1884
Seite 8: „… Aus allem diesem scheint mir so
viel hervorzugehen, dass die Kenntnis der Eisengewinnung in Afrika von
Nordosten nach Süden und Westen vorrückte und ohne irgendeine Zwischenperiode
der Steinzeit folgte. … Aus eisenhaltigem Kies, der vielfach in diesen Ländern
oberflächlich zu finden ist, wird das Roheisen auf höchst einfache Art gewonnen; sehr primitiver
Art sind auch die Blasebälge, deren sich die Schmiede bedienen. Zwei tönerne
Gefäße, ähnlich einem Trichter, dessen sich verengernder Hals seitwärts gebogen
ist, werden auf dem Boden so aufgestellt, dass die beiden Mündungen gegen die
Feuerstelle gerichtet sind; ihre obere breite Öffnung wird mit einem Stück
durch Anfeuchten dehnbar gemachter Tierhaut, in der Mitte mit einer Handhabe
versehen, fest zugebunden. Durch rasches Auf- und Niederbewegen dieser Haut und
durch das dadurch entstehende Ein- und Ausströmen der Luft durch die Mündung am
Feuer wird die nötige Hitze bewirkt. Das so glühend gemachte Eisen wird von dem
Schmiede auf einem als Ambos dienenden Stein mit einem den Hammer ersetzenden
zweiten Stein geschmiedet, indem er es mit einer leichten Zange handhabt (Fig
2)“.
Seite 18
Wie von Dr. Andree korrekt
beschrieben, und in Fig. 2) auf der beigefügten Zeichnung von v. Harnier
dokumentiert, gleicht der Umriss des Gefäßblasebalgs der von mir gemeinten
„gebogenen Schultüte“, bzw. einer Zipfelmütze mit Spitze nach unten.
-----------------------------------------------------------------------------------
Teil 4.) Die Erklärung der
Symbole für den Erzarbeiter
Wir haben die zeichnerische Form
der Hieroglyphe zu unterscheiden. Ist der Gefäßblasebalg die Bezeichnung für
bj3, so erfolgt die graphische
Darstellung des Zeichens ab der oberen Horizontalen mit kurz angesetzten
senkrechten Linien, die sich zur seitlich gebogenen Spitze hin mit einer Kurve
verjüngen.
Ist es der hmtj-Tiegel, das
Zeichen für Kupfer, so verlaufen die handschriftlichen Linien von oben
beginnend sofort mit parallelen Kreisbögen, sich zur Spitze hin treffend.
4.1.1) Wiederholung von oben: Auch
E. Graefe (Q7) ist überzeugt, dass es einen Doppelgänger unserer Hieroglyphe B
mit anderslautender Lesung gibt. Auf Seite 81 schreibt er zur Lesung des
Begriffs bj3: „… Das erste Zeichen sieht dem hmtj-Tiegel ähnlich, es wäre die einzige Stütze für dessen Lesung
bj3 vor der Spätzeit. Dies dürfte jedoch nicht ausreichen, die These von
Harris, dass der Tiegel in älterer Zeit nicht bj3 zu lesen ist, zu erschüttern.
Eine Betrachtung des Originals wäre nötig, um die genaue Form des Zeichens
festzustellen“.
Graefe benutzt keine Drucktypen,
er zeichnet die Hieroglyphen, wie sie in den altägyptischen Texten überliefert
sind. Seine handschriftlichen Zeichen sind länglich, schlank fast sogar
schlauchartig, prägnant unterscheiden sie sich vom typisch gerundeten
hmtj-Tiegel.
Hätte doch Graefe leidenschaftlich
gerne die These von Harris erschüttert - ihm fehlten die Belege – liefert
Brunner anhand der Schriften vom MR und NR eindeutige Beweise für das dem
hmtj-Tiegel ähnliche Zeichen, dem “Blasebalg“ mit der Lesung bja (nt); (siehe auch
4.1.4). Für das NR und den gerundet gezeichneten Tiegel hat seine Feststellung
weiterhin Bestand.
4.1.2) Junker benutzt Drucktypen, die
der Schreibung für “Blasebalg“ entsprechen. In der Einleitung bestätigt er
eindeutig die Lesung dafür als “Erzarbeiter“. Dem gutgemeinten Versuch, nun
dafür auch das Kupfer sehen zu wollen und dazu noch den Metallarbeiter als
Erzarbeiter umzumünzen, können wir aufgrund der Tatsachen späterer Literatur nicht
folgen. Wichtig erscheint mir seine Erkenntnis, dass das Zeichen als Ofen zu
verstehen ist, als auch die markant unterschiedliche Darstellung des Zeichens.
4.1.3) Brunners handschriftliche
Zeichen erfassen teilweise die Charaktere der beiden Versionen, ausschlaggebend
sind aber die schlauchähnlichen Symbole die eindeutig nur den Gefäßblasebalg
versinnbildlichen können, die er sinngemäß von den originalen Schreibweisen
übernommen hat.
4.1.4) S. Curto benutzt
Drucktypen, die gemäß seiner Beschreibung auf Seite 63 laut Petrie und Brunton mit
Kreisbögen gezeichnet sind und für das Neue Reich die Bronze bezeichnen würden.
Für das Mittlere Reich sei es das Ablösezeichen für Metallarbeiter (sehr
fraglich), aber auch gleichzeitig (Seite 66 g) ein reales Werkzeug, was
wiederum unseren Blasebalg bestätigt. Alle Zeichen seien vom Wert “bj3“ abzuleiten.
4.1.5) Encyclopedia of the
Archaelogy of Ancient Egypt, 1999, Seite 524, bestätigt den Gefäßblasebalg (pot
bellows) für die zweite altägyptische Zwischenzeit.
Seite 19
4.2) Die altägyptische Schrift machte keine Fehler, die Zeichen
wurden Missverstanden und falsch gedeutet.
Wie bereits mehrfach erwähnt
unterscheidet sich der Gefäßblasebalg vom hmtj-Tiegel durch die Formgebung.
Maßgebend jedoch ist, dass man das Symbol des Gefäßblasebalgs spätestens im
Mittleren Reich verwendete, wahrscheinlich auch schon früher. Determiniert ist es zusätzlich mit dem
Ideogramm für das Erz und dem Tropfen für den bj3-Barren (s. Teil 3.), die
Lesung lautet: „der Erzarbeiter, der mit dem Blasebalg aus dem Erz einen Barren
macht“.
Die industrielle Verarbeitung des
Kupfers im Neuen Reich erlaubte es den Kalligraphen, den für das Schmelzen und
Gießen verwendeten Tiegel - eher einer hohen Schüssel mit Ausgußstutzen
gleichend (siehe “Fundobjekte einer ptolemäerzeitlichen Metallverarbeitungsstätte
in Theben“ Bernd Scheel, 1988) - als typischen Gegenstand des Gewerkes zu
vergeben. Um die Eindeutigkeit zu unterstreichen wird er mit den üblichen “drei
Sandkörnern“ beziffert, die Lesung lautet: hmtj „das Metall Kupfer“.
Auch wenn man in den ramessidischen Schreibschulen noch die “Lehre des Cheti“ aus
dem MR diktieren ließ, konnte man, wenn auch schlecht skizziert, durch die
Deutzeichen das Kupfer vom Eisen recht gut unterscheiden. Eine Fehldeutung ist
somit weder zeitlich noch stilistisch unmöglich.
Ein Beispiel: W. Helck, Seite 39,
Ostraka Toronto: Der ramessidische Schreiber hätte wie seine Kollegen den
bj3-Meißel mit bj3-nt schreiben sollen. Geschrieben hat er eigenmächtig aber
nur “Barren und Blasebalg“, weil er sich bewusst war, dass seine Schreibung
unverkennbar nur das bj3-nt-Eisen welches mit dem Gefäßblasebalg verfertigt
wurde, meinen kann. Zweitens, war ihm klar, dass Kupfer und Bronze ab dem Neuen
Reich mit dem leistungsfähigeren Fußtretblasebalg geschmolzen wurde, was einer
anderen Schreibung unterlag.
Das Aufkommen der sehr viel
leistungsfähigeren fußbetriebenen Blasebälge im Neuen Reich wurde notwendig,
als sich das Legieren von Kupfer und Zinn zur Herstellung von Bronze zu einem technisch
etablierten Herstellungsverfahren entwickelt hatte.
Vergleichen
wir die Lesungen der übersetzten Hieroglypen, die bj3 als das Schmiedeeisen betrachten:
Koptisch: bj3 n
pt E. Gräfe, Wortfamilie bj3, S.
30
bj3 nj pt
G. A. Wainwright, Iron in Egypt, S. 15
Spätzeit: bj3 np t Befunde der Inschriften
im Wadi Hammamat, alle Quellen
Neuägyptisch: bj3 j pt laut Brunner
Neues Reich bj3 np t E. Graefe, Seite 30
bj3 nj pt etymologisch spätere
Bezeichnung für das frühere Wort bj3, lt. Dr. Schott,
20. Dynastie bj3 pt Inschriften von Ramses IV, Q:
Wainwright bj3 nj pt
Werkstoffbezeichnung des Schwertes von Ramses III, Q: Wainwright, S. 14
18. – 19. Dyn. bj3 nj
pt „es ersetzte das “alte Wort“ bj3“, Q: Wainwright, S. 15
18. Dynastie bj3 entspricht bj3 nj pt, die eisernen
Grabbeigaben des Tutanchamun, Q:Wainwright, S. 15
bj3
Bezeichnung unter Thutmosis III, Q: Wainwright, S.14
Mittleres Reich: bj3 nt Brunner, Die
Lehre des Cheti, Seite 29
Altes Reich: bj3 nbj t(?) Hermann Junker S. 93, zur
Werkzeugliste des Kaemrehu, 4. Dyn.
bj3 nj bt Inschrift im Grab des Ij-mrjj, 5. Dyn. Q: B. Scheel, SAK 12, Seite 156
bj3, allgemein für
Metall, Erz, Eisenoxid (Hämatit), Bergwerk/Mine sowie Werkzeuge
Seite 20
G. A. Wainwright, Iron in Egypt
(1932), Seite 13:
Die hieroglyphische
Werkstoffbezeichnung der ehernen Waffen im Kampf zwischen Horus und Seth, so wie
die eiserne Klinge seiner Mutter Nut - als Überlieferung aus dem Alten Reich - werden als bj3 gelesen; es sei Meteoreisen,
wie es auch von E. Graefe gedeutet wird .
Die identischen Hieroglyphen aus
der Spätzeit (römische Epoche) werden mit der Lesung bj3 (Seite 7), bj3 nj pt (Seite
15), bzw. bj3 np t (Graefe) interpretiert, jetzt ist es das von Menschenhand aus Erz
erzeugte Eisen.
Zweitens, der von Wainwright zitierte Dr. Schott bestätigt für
die angegebenen Hieroglyphen die spätere Lesung bj3 nj pt des als früher
gelesenen bj3 (Seite 15).
Drittens, belegt dieselbe Diskussion zu diesen
Hieroglyphen bei Graefe, Dissertation “Wortfamilie bj3“, Seite 26, §3 bj3 “Erz,
Metall“, die Lesung bj3 als tellurisches Eisen.
Viertens, im Spätzeitgrab des Ibj in Theben (Grabnummer TT
36, aus der 26. Dynastie) finden sich an der Südwand der Halle, zwei Szenen aus
dem Bereich des Metallhandwerks. Die Metallarbeiter, die bj3 schmelzen und
wiegen sind im vierten Register dargestellt. Diese Darstellung des Metallhandwerks ist in Handlungsfolge
und Beischriftenangabe eine genaue Kopie einer entsprechenden
Metallhandwerksszene aus dem Grab seines Namensvetter Ibj in Deir el-Gebrawi
aus der 6. Dynastie (B.
Scheel, SAK 14, S. 256). Wird nun der schriftliche und bildliche Inhalt des Reliefs
aus der Spätzeit von der Ägyptologie als das von Menschenhand gemachte bj3-Eisen
gebilligt, so besteht kein Zweifel, dass das überlieferte Originalrelief aus
dem Alten Reich bereits die handwerkliche Herstellung des Eisens beschreibt.
Die hier besprochene
hieroglyphische Schreibung des Werkstoffes blieb in jeden Fall - vom Alten
Reich bis zur Spätzeit - gleich, lediglich die Lesung wurde unterschiedlich
interpretiert.
Erfahrene Wissenschaftler wie v. Luschan,
Andree, Stuhlmann, Junker, Brunner, Curto, B. Scheel sowie viele weitere,
lassen nicht im geringsten Ansatz erkennen, dass das Metall irgendwelche
Assoziationen zu Meteoreisen, Blitz, Donner oder Außerirdischem herstellt.
Die logische Konsequenz erlaubt
demnach nur die eine Sichtweise, die definitiv das aus Eisenerz hergestellte
Metall meint, wie es in den Zusammenfassungen späterer Literatur erfahrbar wird.
Quintessenz
Die wesentlichen Schwachpunkte
sowie die sich ergänzenden Fakten der einzelnen Referenten konnten zu einem
einheitlichen Kontext zusammengeführt werden.
Insbesondere die überlieferten
Schriften des Mittleren Reiches , als archäologischer Befund, vermitteln uns
den Tatbestand der Eisengewinnung. Im Vordergrund stehen etymologische
Erkenntnisse, die uns erlauben den Beruf der Erzarbeiter näher zu Betrachten.
Der breiten sozialen Schicht der Arbeiter angehörig, verstanden sie es, das Erz
mithilfe des Gefäßblasebalgs zu verhütten. Als Endprodukt erhielt man Oval-förmige
Barren, oder mit besonderer Sorgfalt hergestellte Herzblattformen, die vorwiegend
als Wertbarren dienten oder auch zu handwerklichen Werkzeugen umgeschmiedet wurden.
Am Rande werden Heizer und Köhler
erwähnt, die zusätzlich Aufschluss darüber geben, welch immenser
Personalaufwand erforderlich war, um aus roten „Staub“ ein Metall zu fertigen.
So, die Hieroglyphen.
Wainwright, Harris und Graefe
belegen eindrucksvoll, dass bj3 nicht das Kupfer ist, es ist das Eisen. Dass es
sich jedoch nicht um Meteoreisen handelt erfahren wir aus zahlreichen
literarischen Belegen, insbesondere von Brunner (Die Lehre des Cheti) und aus
den Reliefs der Metallarbeiterszenen von Bernd Scheel (siehe hierzu die
Beiträge #78 ff).
Es gilt somit, dass es immer aus
Erzen hergestellt wurde, nicht aus Trümmern von Meteoriten
Nickelhaltige Eisenartefakte aus
dem Alten Ägypten rechtfertigen sich aus der Verwendung von Nickel-Eisenerz,
dessen Vorkommen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft “Strukturen und
Ressourcen in Nordost-Afrika“ (siehe Beitrag #53) und von Farouk El-Baz “The Geology
of Egypt“ bestätigt wird.
Die Texte des Cheti, als auch der
mesopotamische Disput des Eisens an das Silber (Beitrag #80) belehren uns, dass
bereits 2000 v. Chr. eiserne Werkzeuge bei diesen Völkern in Gebrauch waren.
Das vor 4500 Jahren benutzte
Metall zur Bearbeitung von ca. 10 Millionen Kubikmeter verbauten Gesteins im
Alten Reich konnte nun erstmals Widerspruchsfrei nachgewiesen werden.
Siehe dazu auch:
Die Werft und die Werkzeugliste
des Kai-em-anch, aus der 6. Dynastie.