Seite XIV ------------------------------------------------------------------------------------------------- Diese Seite versteht sich als Fortsetzung des Beitrags # 78 auf Seite XIII (Bernd Scheel
Teil I : Die Schmiede und Erzarbeiter im altägyptischen Reich)
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Inhaltsangabe
79
110308 Teil II: Der Schmied und
die Erzarbeiter des Mittleren
Reiches, im alten Ägypten Zu B. Scheel, Teil II
Eine Beschreibung mit Anmerkungen zur Dokumentation von B. Scheel:
Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten II Handlungen und
Beischriften in den Bildprogrammen der Gräber des Mittleren Reiches. SAK
13, 1986, Bernd Scheel.
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79/1 110422 Nachtrag zu den Beiträgen # 78/1 und
# 79 1.) Die Lehre des Cheti, Sohn des Duauf;
2.) Eisenfund, ägyptische Speerspitze bei Buhen 1800 v. Chr;
3.) Götter bewohnten Ägypten,die Schreibung für Kupfer, Bronze und
Eisen (bj3) im alten Ägypten;
4.) G. A. Wainwright, Iron In Egypt;
5.) Der Disput des Eisens an das Kupfer. (berichtigt 15.02.17)
-------------------------- 80/1 110312 Teil
III-A) Irrungen und Wirrungen zur bjA-Diskussion Zu B. Scheel, Teil III
Eine Beschreibung mit Anmerkungen zur Dokumentation von B. Scheel:
Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten III Handlungen und
Beischriften in den Bildprogrammen der Gräber des Neuen Reiches und der
Spätzeit. SAK 14, 1987, Bernd Scheel
79 110308 Die Schmiede und Erzarbeiter des Mittleren Reiches, im alten Ägypten zu Bernd Scheel Teil
II Eine Beschreibung mit
Anmerkungen zur Dokumentation von B. Scheel:
Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten II
Handlungen und Beischriften in den Bildprogrammen
der Gräber des Mittleren Reiches. SAK 13, 1986, Bernd
Scheel.
Seite 182, 1. Einleitung
Anknüpfend an die Untersuchung über die Darstellungen des
Metallhandwerks in den Gräbern des Alten Reiches, soll im Folgenden eine
Analyse zu den Tätigkeiten der Metallarbeiter gegeben werden, wie sie im
Flachbild der Gräber des Mittleren Reiches dargestellt sind. … (a) Nicht nur die angewandten Verarbeitungstechniken, die
Inhalte der als Beischriften auftretenden Handlungserläuterungen, Titel- und
Berufsangaben etc. unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander, sondern
auch die Darstellungsweise bzw. Anordnung der Szenenabläufe.
Anmerkung: Die Arbeitsabläufe der Metallhandwerker werden
sich nicht verändert haben, vielleicht passen die neuen Erkenntnisse nicht mehr
in das festgelegte Grundschema (?).
Nachfolgend werden vier Quellen vorgestellt, wobei sich
Quelle 2, das Grab des B3k.t.j auf eine Metallarbeiterdarstellung zu
Fig.1-Quelle 2A und auf eine Edelmetalldarstellung zu Fig.2-Quelle 2B bezieht.
Neu ist, aus welchen Gründen auch immer, dass nun beide
Metallverarbeitungsarten ( im Teil I noch getrennt behandelt ) tabellarisch in
derselben Spalte zusammengefasst sind !
Missverständnisse sind deshalb vorprogrammiert, da der
Konflikt zwischen Metall- und Goldarbeitern wie oben (a) erkannt, aber nicht
weiter verfolgt und untersucht wurde.
Seite 183, Zusammenstellung der Handlungen
Die folgende Tabelle 1 …. Um eine für alle Quellenangaben
einheitliche Handlungsabfolge angeben zu können …
Anmerkung: Bereits im Teil I waren Unstimmigkeiten in den Deutungen
aufgefallen, dass nun hier wiederum einheitliche Handlungsabfolgen erwartet
werden sollen, wird, wie wir später sehen, zu äußerst fragwürdigen Auslegungen
führen.
Seite 184, 4. Anmerkungen zum Handlungsablauf
Die erste Darstellung
im Grab des B3k.t.j, Fig. 1, … Die Inschrift lautet wdn bj3 ( Wiegen des
bjA-Metalls ) , und es folgen typische Handlungen der bj3-Metallarbeiter.
Die zweite Darstellung, die die Verarbeitung von Gold nennt,
als auch die dazu dargestellten Arbeitsszenen werden eindeutig den
Goldarbeitern zugewiesen, siehe Fig. 2.
Anmerkung: Entgegen der ursprünglichen Annahme und
Zusammenführung der Metalldarstellungen von B. Scheel, gelten für das Grab des
B3k.t.j bedeutende Unterschiede. Wie wir später sehen werden, treffen diese
auch auf Q3-Fig.3 und Q4-Fig.4 zu.
Seite 186, … Lassen wir daher die speziellen Fertigkeiten
der Goldarbeiter (Anm.: Löten, Polieren u. ä.) im folgenden außer acht, so
stellen sich als Tätigkeiten der eigentlichen Metallarbeiter, die sogenannte
unedle Buntmetalle bearbeiten, für das behandelte Quellenmaterial sieben
Handlungen heraus, die nachfolgend in ihrer arbeitstechnisch logischen
Reihenfolge angegeben sind.
Anmerkung: Seine Definition, dass beide Metallproduzenten
die gleichen Tätigkeiten ausführen müssten, ist nicht nachvollziehbar und führt
zu Missdeutungen, wie wir später sehen werden.
“Die Rekonstruktion des Reliefs B3k.t.j (A), Q2, Fig.1“
Seite 188, So kann beispielsweise für die teilweise stark
zerstörte Wandmalerei eine relativ sichere Ergänzung für die zerstörten
Arbeitsszenen gegeben werden. Und zwar schließen sich rechts an die Wiege- und
Schmelzerszene m. E. mit Sicherheit der Arbeitsgang des Schmelztragens bzw. des
Weiterreichens des Schmelztiegels an. … Die Inschrift ist leider zu stark
zerstört, um ergänzende Aussagen zu machen.
Anmerkung: Dass es sich beim Schmelztragen um das Übergeben
eines Gefäßes mit flüssigem Metall handelt, ist eher unwahrscheinlich und kann
nur vermutet werden, mit Sicherheit ist das Transportierte auf keinen Fall ein
Schmelztiegel. Die Abbildung beschreibt, dass ein heißer Gegenstand zwischen
zwei Isolierkörpern ( vielleicht zwei Steine ) überreicht wird, der Gegenstand
ist etwa faustgroß und etwas größer als die Isolierkörper.
“Mit der Kenntnis der in Tabelle 1 aufgestellten Übersicht …
lässt sich jedoch auch der nahezu vollständig zerstörte Teil des Bildregisters
sicher rekonstruieren.“
Anmerkung: Die Tabelle 1 verschafft uns einen statistischen
Überblick über tatsächlich vorhandene Handlungen. Ob sie nun dazu geeignet ist,
und ob es überhaupt nötig ist, damit Reliefe zu vervollständigen, ist fraglich.
Noch dazu, wenn postuliert Rekonstruiertes als Fakt integriert und der Inhalt
der Tabelle 1 als wissenschaftliche Grundlage verstanden werden soll.
Ebenso ist das “V“ für Vollständigkeit des Reliefs nicht
richtig und sollte mit “F“ für fragmentarisch gekennzeichnet sein. Vier
Handlungen sind nicht überliefert, zwei davon können durch Inschriften belegt
werden, somit sollten zumindest das Wiegen des Endproduktes und das
Schmelzausgießen ( Metallentnahme )
wovon wir keine Kenntnis haben, in Klammern stehen.
Beides gilt auch für Q1, das Grab des Inj-itj=f.
Seite 189 bis 192 werden die Darstellungen von Q1 und Q2A “annähernd
genau rekonstruiert“, mit der Feststellung: S. 192 letzter Satz im vorletzten
Absatz: „So stützt sich beispielsweise der wegen der anstrengenden Arbeit am
Schmelzfeuer offenbar ermüdete Schmelzer ( s. Fig. 3 - Q3 - Ht.jj, rechts im
Bilde ) mit seinem linken Arm am Boden auf“.
Anmerkung: Wenn dem so wäre, hätte man auch in den
Darstellungen des B3k.t.j (A) - Q2 - Fig.1 und des Imn-m-h3.t, Q4, Fig.4
übermüdete Schmelzer dargestellt. Ist dem so ?
Warum wurden die erschöpften Schmelzer nicht abgelöst ?
Bei der Edelmetallherstellung sind üblicherweise vier bis
sechs Schmelzer, beidhändig das Blasrohr haltend und offensichtlich sehr
aufmerksam am Geschehen beteiligt.
Bei den drei genannten Motiven könnte man meinen, dass die
sitzenden Schmelzer, einhändig das Blasrohr führend, leicht zurückgelehnt, sich
lässig mit einem Arm am Boden abstützend, in angenehmer, entspannter Atmosphäre
ihre Tätigkeit verrichten.
Vielleicht haben sie einen Vorteil gegenüber ihren Kollegen,
die die Schmelzmetalle auf ca. 1200 °C. erhitzen müssen. Nur angenommen,
hätte man ein reduzierbares Eisenoxid im Schmelzofen, wobei der Schmelzprozess bei
ca. 800 – 900° C. stattfindet und bis zu zehn Stunden dauern kann, so würde
erklärbar, dass es die Tätigen etwas lockerer angehen lassen können. Untermauert wird die
Annahme der Herstellung eines Roheisens dadurch, dass der Schmelzofen nicht wie
bei den Herstellern von gießfähigen Metallen eine Ausgussmündung besitzt und
dass wie in Fig.3 – Q3 gezeigt, nach dem “Schmelzen“ ein Feststoff mit der
Zange bewegt wird.
Die Deutung von Scheel zu den “übermüdeten“ Männern trifft
nicht zu.
Ergänzend schreibt B. Scheel zur Herstellung von
Schmelzmetallen:
Seite 194, Die in eine flache Form zu Plättchen
unterschiedlicher Stärke gegossene Schmelze wird nach dem Abkühlen durch die
Grobschmiede weiterbearbeitet.
Seite 195, zu B3k.t.j (B) - Q2 - Fig.2, Ein Goldarbeiter
schmilzt Elektrum, damit es in dünne Plättchen ausgegossen werden kann.
Anmerkung: Aus den Beschreibungen als auch aus den
Darstellungen ist zu erkennen, dass die Goldarbeiter Plättchen treiben, die
Metallarbeiter massive Klumpen hämmern.
Seite 194, 5. Anmerkung zur Technik der Metallbearbeitung:
Nach dem Schmelzen des Rohmetalls folgt das Ausgießen des
verflüssigten Metalls. (a). Vor dem Ausgießen wird durch Umrühren der Schmelze
mit einem frischen Holzstab eine Raffination durchgeführt (s. Fig. 1 mit
Fragmenten der Szene) (b). Die in eine flache Form zu Plättchen
unterschiedlicher Stärke gegossene Schmelze wird nach dem Abkühlen durch die
Grobschmiede weiterbearbeitet (c).
Anmerkung (a): Keine der aufgeführten Ikonen für das
Mittlere Reich zeigen die hier genannte Arbeitsabfolge. Wiederkehrende
Versuche, die Arbeitsabläufe zu systematisieren führen zu Missverständnissen
und Fehlinterpretationen. Weiter bei (b)
Anmerkung (b): wie (a) und: Weder das Ausgießen noch das
Umrühren ( was weder Sinn macht noch von den Schreibern dargestellt wurde ) ist
in Fig.1 und auch nicht in den nicht vorhandenen Fragmenten erkennbar. Da aber
am Schema der “arbeitstechnisch logischen Handlungsabfolge“ festgehalten werden
soll, wird durch passende Wiederbelebung der Motive das Dogma gefestigt.
Anmerkung (c): Ich hoffe nicht, dass dies auch noch zu Fig.1
gehören soll, denn dort werden keine Plättchen gedengelt, sondern es wird bjA
gehämmert.
Anmerkung zu a), b) und c): Es werden nicht vorhandene
Arbeitsvorgänge suggeriert und verallgemeinert, da die existenten
Unstimmigkeiten nicht erklärt werden können.
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Textseiten, die
ausdrücklich bj3 ( bjA ) beschreiben:
Seite 184 und S. 200, zu B3k.t.j (A) - Q2 - Fig.1, wiegen
des bj3-Metalls.
S. 200, Zur Begriffsbestimmung bj3 (bjA) Beleg/Diskussion
51
„es muss sich hierbei
um die materialbezogene Sammelbezeichnung “Metall“ handeln. Dies belegen die
Beischriften im Grab des Ibj (Ibi) in Deir el-Gebrawi aus der 6. Dynastie; im Grab
des Ibj wird bj3 gewogen und geschmolzen und im Arbeitsprozess unter anderem
getrieben“. !
“Das könnte darauf
hindeuten, dass bjA den metallurgischen Rohstoff im Allgemeinen bezeichnet. …
Erst im Laufe des Alten Reiches bildet sich eine Spezialisierung heraus, wobei
neben dem Metallarbeiter auch ein Metallarbeiter mit dem Werkstoff Gold =
Goldarbeiter nachzuweisen ist.
Siehe hierzu die entsprechenden Belege im Grab des
Wp-m-nfr.t wo der Metallarbeiter bj3
bearbeitet; am Unasaufweg der Metallarbeiter Gold, Silber oder Elektrum
bearbeitet“.
… S. hierzu die entsprechenden Belege im Grab des
Wp-m-nfr.t, Hassan, Fig. 219,
<Doppelschmelztiegel = Metallarbeiter > BEARBEITET
<. Stößel = bjA >
S. 201, Beleg 55; Die angefügte Diskussion, ob es sich denn
beim bja um Kupfer, Gold oder vielleicht um ein Erz handelt, ist symptomatisch
für die spekulativen Erklärungsversuche!
Eine endgültige Klärung findet angesichts “mangelhafter Publikationen“
nicht statt !
S. 202, 7.4 Die
Beischriften zum Blechtreiben
Zu B3k.t.j (A) - Q2 - Fig.1 „He, hämmere das bj3-Metall gut“.
“Die Schreibung für bj3 (bjA) ist m. E. aus der belegbaren
Austauschbarkeit bzw. Vermischung mit dem Zeichen für “Brunnen / Wasserloch“
entstanden“.
Anmerkung: siehe hierzu meine Beiträge # 56, insbesondere # 57
ff, Diskussion zur Abhandlung der
“Wortfamilie bjA“ vom Verfasser Menna, wobei eine Ableitung des Brunnen- /
Wasserlochzeichens als direkte Beziehung von bjA und dem Werkstoff Eisen bzw. Eisenerz
verdeutlicht wurde.
S. 202, Beleg 57, Erklärungsnöte zum bjA werden als Phänomen
bezeichnet !
Wir notieren: Das bjA bezeichnet den metallurgischen
Rohstoff, und
“Doppelschmelztiegel = Metallarbeiter“ be- und verarbeitet “Stößel = bjA“, somit stellt B. Scheel fest,
dass bjA eine Werkstoffbezeichnung definiert.
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I.) Eine neue
Definition zu den Tätigkeiten des Ausgießens und des Tragens der Schmelze
bei den Metallarbeitern
Irgendwie sind diese beiden Tätigkeiten bei den Metallarbeitern
in Teil I und II etwas ungereimt aufgefallen. Vorgreifend auf Teil III, Die
Gräber des Neuen Reiches und der Spätzeit, sollen nun zusammenfassend die
metallurgischen Vorgehensweisen der drei Abhandlungen auf Sinn und “nicht Sein“
überprüft werden.
I.a) Das Ausgießen der Schmelze bei den
Metallarbeitern, die das Metall bjA bearbeiten:
Für das Neue Reich
und die Spätzeit werden drei Handlungen zum Schmelzausgießen angeführt.
Quelle a) bezieht sich auf die Goldherstellung und braucht
deshalb nicht besprochen zu werden.
Quelle c) Beim Grab des Rekhmire wird keine ausgießende
Tätigkeit festgestellt.
Quelle f) Hp.w (B)
wird das Ausgießen angenommen / postuliert, es ist nur fragmentarisch erhalten.
Für das Mittlere
Reich werden zwei Quellen angeführt. Die Forderung für Quelle 1) ist nicht nachvollziehbar, da das
Ausgießen nicht überliefert ist. Ebenso wird für Quelle 2 (A), Fig.1, das
Ausgießen postuliert; für den Handlungsablauf wäre sicherlich auch das Aus-
oder Zwischenglühen passend.
Für beide Zeitperioden existieren keine Beischriften, die das
Tun beschreiben.
Für das Alte Reich
sind sechs Handlungen für das Ausgießen der Schmelze bekannt.
Quelle 8) und 13) bestätigen die Tätigkeit, da es sich um
Goldschmelzen handelt.
Quelle 3) ist schwierig einzuordnen, es werden keine
konkreten Aussagen geliefert. Seite 128 wird angemerkt, dass es sich um eine
Einzeldarstellung aus Musterbüchern handeln kann.
Für die Theorie,
dass das bjA als Eisen verstanden werden kann, geben die verbleibenden drei Beschreibungen
des Alten Reiches zweckdienliche Informationen:
Das Relief des Wp-m-nfr.t
( Quelle 4 ) beschreibt das Schmelzen und das Ausgießen des bjA-Metalls.
Unter “Ausgießen“ ist die Entnahme des
Metalls zu verstehen, da es nicht flüssig wurde, sondern im Herd /
Verhüttungsofen als Feststoff übrig blieb. Es ist vielmehr die Eisenluppe, die nach
dem Vorgang des Ausgießens oder ablaufen lassen der Schlacke entnommen werden
konnte.
Bei Ppj-cnh Quelle 21
(S. 140 u. 145) wird die Tätigkeit mit einem Ruf: „Gib, dass die Schmelze ( die
Breie ) herabsteigt (herabsteigen) zum Abkühlen!“ bestätigt.
Quelle 2) Hier wird vor dem Ausgießen die Schmelze getragen
und wird deshalb im nachfolgenden Punkt 2.) beschrieben.
Wir stellen fest, das “Ausgießen der Schmelze“ bei den
Metallarbeitern, die das Metall bjA bearbeiten, beschreibt die Entnahme eines
Metallkörpers im festen Zustand, das Ausgießen eines flüssigen Metalls ist
nicht zu erkennen und nach dem technologischen Ablauf nicht zu erwarten.
I.b.) Das Tragen der Schmelze bei den
Metallarbeitern die das Metall bjA bearbeiten
Für das Neue Reich und die Spätzeit werden zwei Quellen
angegeben. Quelle b) ist nur fragmentarisch erhalten, der Vorgang wird
postuliert. Für das Grab des Rekhmire Quelle c), kann das Tragen nicht
bestätigt werden, da es nicht dargestellt ist.
Für das Mittlere Reich zu Quelle 1) ergibt sich aus der
Handlung Tragen-Schmelzen-Treiben ein unlogischer Ablauf, richtig wäre
Schmelzen – Tragen – Treiben.
Nähere Auskunft erhalten wir in der Darstellung des B3k.t.j
(A) Quelle 2), Fig.1:
Die Abbildung beschreibt, dass ein heißer Gegenstand
zwischen zwei Isolierkörpern ( vielleicht zwei Steinen ) überreicht wird. Die
Isolierkörper sind etwa faustgroß, das getragene Objekt ist etwas größer dargestellt.
Sollte es sich bei dem Tragen um flüssige Schmelze handeln,
wäre das Umfüllen in ein Tragegefäß notwendig gewesen, denn dass der
Schmelztiegel nicht überreicht wird, ist leicht an der Dimension zu
erkennen. Die Theorie und die Praxis des
Metallschmelzens besagt, dass das Metall erstarrt, wenn die Einwirkung der Energiezufuhr
auf die flüssige Schmelze gestoppt wird. D.h., nach dem Absetzen der Blasrohre
bleibt nur so viel Zeit, um das flüssige
Metall in eine Form zu gießen. Sehr schnell jedoch erfolgt die Hautbildung und
Erstarrung des Metalls von außen nach innen.
Dasselbe passiert beim Umfüllen in das Tragegefäß, man
könnte dann tragen aber nicht mehr ausgießen, weil sich die Schmelze verfestigt
hat. Fachtechnisch richtig ist das Ausgießen von den alten Ägyptern (AR) beim
Grab des Mereruka Quelle 13), Fig.2 dargestellt, unmittelbar wird nach dem
Schmelzen des Goldes der Schmelztiegel selbst ausgegossen.
Wir stellen fest, dass es sich beim Tragen der “Schmelze“ bei den Metallarbeitern, die bjA verarbeiten, um
ein massives Objekt bzw. einen festen Werkstoff handelt, der unmittelbar beim Verhüttungsprozess
entstanden ist. Das Tragen einer flüssigen Schmelze ist weder plausibel noch
überliefert.
Zu I.a.) und I.b): Der logische Handlungsablauf wird in den
Beschreibungen der Reliefs zu Fig. 1, 3 und 4 ergänzt.
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Anmerkungen zu den Darstellungen der Reliefs
Das Relief
B3k.t.j (A), Quelle
2, Fig.1
Links beginnend, wird das Wiegen des Rohmetalls, der Verhüttungsvorgang
und das Tragen des Metalls überliefert. Die nachfolgenden weiteren Szenen sind
stark zerstört und nicht identifizierbar. Weiteren Aufschluss geben uns zwei
Inschriften zum Schmieden und für die Endproduktabgabe.
1.) Das Wiegen des Rohmetalls:
Die Inschrift lautet „Wiegen des bjA-Metalls“. Gewogen
werden beutelartige Wiegebehältnisse aus Leder oder Textil (S. 201).
Bei den Darstellungen der Goldarbeiter wird das Rohmetall in
Form von Ringen oder Hufeisen (B3k.t.j (B) - Q2 - Fig.2) oder in kleinen Barren
(AR, Mereruka, Q13, Fig.2) gewogen. Was auch verständlich ist, da das Gold als
Staub oder Flitter am Ursprungsort gewonnen wird, dort zu Gewichtseinheiten
verschmolzen ( Rohstoff Holz !), nach Farbe und Qualität verifiziert und in
massiver Form sicher transportiert und gelagert werden kann.
Analog zu Kaemrehu, wo das Eisenerz ( Eisensand, Eisenoxid,
Hämatit ) in schlauchartigen Säcken als Rohmaterial zur Verfügung steht, wird
bei Bakt (A) das Eisenerz in Beuteln gewogen. Das Größenverhältnis zwischen
Beutel und dem zu bestückenden Ofen weist darauf hin, dass es sich nicht um
Edel- oder Buntrohmetall handeln kann. Wenn es Rohmetall wäre, würde der
Beutelinhalt das Volumen des Ofens (nur mit Rohmetallfüllung) übersteigen. Für
Holzkohle wäre kein Platz.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Verhältnis von Erz zu
Holzkohle für die kleinen Verhüttungsöfen abgestimmt und zugeteilt wird, was
dann genau einer Ofenfüllung entspricht.
2.) Das Verhütten der Erze
Zwei Schmelzer, einhändig das Blasrohr haltend, sitzen verweilend
mit einem Arm nach hinten abgestützt auf dem Boden vor einem kleinen Rundofen
ohne Ausgussstutzen, also kein Schmelztiegel. Wie oben, Anmerkung zu Seite 189
– 192 ausführlich beschrieben, besteht ihre Aufgabe darin, die Holzkohle maßvoll
am Glühen zu halten. Die Farbe der Glut, Rauchbildung und Funkensprühen gibt
ihnen Auskunft über den Verhüttungsfortschritt. Abgeschlossen ist die Arbeit,
wenn nach dem “Abbrand“ der Ofenfüllung eine schwammige Eisenluppe auf
Kohlenresten über der Schlacke zum Vorschein kommt.
3.) Das Tragen des
Metalls (Tragen der Schmelze), siehe oben, Punkt I.b.)
Wir stellten fest, dass es sich beim Tragen der
“Schmelze“ bei den Metallarbeitern die
bjA verarbeiten, um ein massives Objekt bzw. einen festen Werkstoff handelt,
der unmittelbar beim Verhüttungsprozess entstanden ist. Der noch heiße
Gegenstand aus dem Verhüttungsofen wird mit Isolierkörpern entnommen und
getragen.
4.) Das Zwischenglühen
Die Szene wurde von B. Scheel als Schmelzausgießen interpretiert.
Weder am getragenen Objekt
noch am Ofen wird eine Ausgussform ersichtlich.
Wahrscheinlicher aber ist es, dass die nicht vorhandene
Ikone das Zwischen- oder Ausglühen beschreibt.
5.) Das Schmieden ( die ehemals gezeichnete Szene ist
zerstört)
Die Inschrift lautet: „He, hämmere das bjA-Metall gut!“
6.) Die Abgabe des Endproduktes ist ebenfalls zerstört,
die Inschrift lautet: „Geben von Tausend … ?“
Das Relief an der Südwand des Hauptraumes im Grab des Bakt
ist mit anderen bürgerlichen Handwerksdarstellungen wie z. B. den Töpfern,
Schreinern und Bäckern vergesellschaftet. Es ist anzunehmen, dass die
Metallhandwerker Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens
herstellten, was dann den Wunsch erklärt, Tausende davon zu besitzen.
Siehe auch hierzu Scheel Teil I) Seite 156 zu den
Metallarbeitern die bjA verarbeiten:
“Die Titel- und Berufsangaben zu den Schmelzerszenen zeigen,
dass offenbar nur einfache Arbeiter mit der harten, schweren und wegen der
großen Hitzeentwicklung unangenehmen Tätigkeit betraut wurden“.
Und ergänzend Seite 175, Fußnote 188, die Lehre des Cheti
(Htjj), Mittleres Reich: „Ich sah aber den Erzarbeiter
bei seiner Arbeit an der Öffnung des Schmelzofens, indem seine Finger wie
Krokodilskrallen sind und er stinkend ist wie Fischdreck“.
Zusammenfassung:
Die detailgetreuen bildlichen Überlieferungen, die Reden und Rufe zu den
Darstellungen im Grab des Bakt (A) belegen den Vorgang, wie er zur Herstellung
von Eisen zu erwarten ist. Die Vergesellschaftung mit Reliefen die nicht den
pharaonischen Edelmetall-Werkstätten zugehörig sind bezeugt, dass die
bj3-Metallherstellung (Erzarbeiter !) den Spezialisten des einfachen Volkes
überlassen war.
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Das Relief
des Inj-itj=f, Quelle 1
In der Tabelle 1 wird die Handlungsabfolge mit “V“ für
Vollständig deklariert, wobei auf Seite 196 und 188 darauf hingewiesen wird,
dass sie stark zerstört sei. Erhalten sind das Schmelzen, Ausglühen und das
Treiben, Pos.4, das Schmelztragen wurde theoretisch rekonstruiert, zu Pos.5
Schmelzausgießen gibt es keinerlei Hinweise. Lässt man Pos.5 außer Acht, ergibt
sich dennoch ein falscher Vorgang in der Reihenfolge des Arbeitsablaufes.
Unlogisch ist beschrieben von rechts nach links 3, 4, 1/2, richtig wäre 1/2, 3
und dann 4.
Hypothetische Rekonstruktionen können also zu einem Debakel
führen, mit der Folge, dass unseriöse
Endergebnisse auf verfälschten Grundlagen wurzeln. (wie bereits bei B3k.t.j (A)
vermerkt).
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Das Grab des
Ht.jj – Quelle 3 - Fig.3
Dass der Darstellung der Arbeitsabläufe keine Inschriften beigefügt
wurden, könnte damit erklärt werden, dass man die Tätigkeiten als hinreichend
bekannt angenommen hat.
Das Verhütten der Erze ( siehe Beschreibung Seite 189 bis
192)
Symptomatisch ist, wie bei Bakt (A) und annähernd bei
Kaemrehu:
Zwei Schmelzer, einhändig das Blasrohr haltend, sitzen
verweilend mit einem Arm nach hinten abgestützt auf dem Boden vor einem kleinen
Rundofen ohne Ausgussstutzen (also kein Schmelztiegel).
Das Ausglühen, Hämmern und Wiegen
Die Herdstelle ist ähnlich wie die bei der Verhüttung
gezeichnet. Rechts sitzt, einarmig das Blasrohr haltend, derjenige, der die Glut
anfacht. Gegenüber sein Kollege mit weit ausgebreiteten Armen, die Ellbogen
nach außen zeigend, und hält mit den Händen eine Zange. Wenn er zwei Stäbe
hätte, lägen die Ellbogen am Körper an. Mit der Zange wird ein massives,
hochgezogenes Metallstück in das Schmiedefeuer hinein oder herausbewegt. Links
der beiden hämmert der Schmied einen Barren, Brocken oder einen Klotz. Danach
folgt das Wiegen und die verwaltungsmäßige Auflistung durch einen Schreiber.
Der Vorgang zum Arbeitsablauf
Bei den Goldarbeitern wird ein vorhandenes Metall
umgegossen, umgearbeitet oder umgeformt.
Bei Kaemrehu und Bakt (A) ist der Rohstoff, das
sandig/mehlige Erz in Beuteln verpackt, bzw. wird gewogen.
An der Arbeitsabfolge bei Htjj sowie Kaemrehu und Bakt (A)
ist abzulesen, dass erst nach dem Feuerungsprozess also nach der Verhüttung des
Eisensandes ein metallischer Festkörper entstand und zwischen Schmied und der
Schmiedeesse beliebig ausgetauscht und geformt wird.
Dieser für B. Scheel ungewohnte Arbeitsablauf kann nun nicht
mehr von ihm erklärt werden und passt auch nicht in sein Auffassungsmodel,
welches für alle Metallarbeiter gleichermaßen zugrunde liegen soll. Er nimmt
an, dass das Schmelzen doppelt aufgeführt sei, und beginnt fälschlich bei der
Katalogisierung mit der Szene des Ausglühens, was er für das Schmelzen
favorisiert (S. 195) Die Schmiedeszene,
wo offensichtlich ein sehr massives Teil gehämmert wird, wird als Blechtreiben
/ Ausglühen der Treibarbeit beziffert. Weder das Treiben von gegossenen
Plättchen, noch irgendeine Hitzequelle gehen aus der Szene hervor.
Für grundsätzliche Erkenntnisse der insgesamt fünf
aufgelisteten Quellen in Tabelle 1) sind drei davon (ohne Einfluss Zweiter)
nicht mehr als ergebnisrelevant anzusehen.
Das Wiegen
Gewogen werden mehr als faustgroße Barren oder Würfel, wie sie
auf dem Amboss und auf dem Tisch nach dem Wiegen dargestellt sind.
Die Form des Endproduktes versetzt uns nun in die Lage, den
zu erwartenden tatsächlichen Vorgang bei der Verhüttung zu beschreiben. Die
beim Verhüttungsprozess entstandene unförmige teigige Eisenluppe oder mehrere
Kleinere zusammen, wurden gehämmert und zwischengeglüht, bis man die entsprechende
Menge und oder Form bis zum Würfel erreicht hatte. Diese drei Szenen sind bei
Htjj auch dargestellt.
Hätte man die Herstellung des Würfels bei den Schmelzmetallen
darstellen wollen, hätten die alten Ägypter das Schmelzen und das Ausgießen des
Metalls in die gewünschte Form dargestellt, also nur zwei Szenen mit ganz
anderer Darstellung als bei Htjj zu sehen ist.
Der arbeitstechnisch logische Handlungsablauf beschreibt die
Herstellung eines Eisenwürfels.
Dass auch hier Experten der einfacheren Bevölkerungsschicht
am Werke sind, belegt das Umfeld der Motive wie bürgerliches Handwerk, Hirten,
Tierhaltung und der Landwirtschaft. Höfische Edelmetallverarbeitung ist eher in
der Nähe des Grabherren mit zusätzlichen Attributen zum Polieren, Löten, Gefäß-
oder Schmuckherstellung belegt.
Zu dem gilt auch Seite 175, Fußnote 188, die Lehre des Cheti
(Htjj): „Ich sah aber den Erzarbeiter
bei seiner Arbeit an der Öffnung des Schmelzofens, indem seine Finger wie
Krokodilskrallen sind und er stinkend ist wie Fischdreck“.
Die detailgetreuen bildlichen und schriftlichen
Überlieferungen im Grab des Htjj belegen den Vorgang, wie er zur Herstellung
von Eisen zu erwarten ist.
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Das Grab des
Imn-m-h3.t - Q4 - Fig.4
Dargestellt ist die Verhüttung, das Endproduktwiegen und die
Endproduktübergabe.
Das Verhütten der Erze ( siehe Beschreibung Seite 189 bis
192)
Symptomatisch ist, wie bei Bakt (A), Htjj und annähernd wie bei
Kaemrehu:
Zwei Schmelzer, einhändig das Blasrohr haltend, sitzen
verweilend mit einem Arm nach hinten abgestützt auf dem Boden vor einem kleinen
Rundofen ohne Ausgussstutzen (also kein Schmelztiegel).
Gewogen werden metallische kuchenartige Massivteile oder
rundliche Barrenformen.
Vom System her könnte es sich um eine abgekürzte Version der
Tätigkeiten handeln, wie sie bei Htjj dargestellt sind. Die “Schmelzer“ mit dem
Attribut einer gelassenen Beschaulichkeit sind untrüglich das Merkmal für die
Leute die das bj3-Erz verarbeiten.
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Die soziale Stellung der Schmiede
und der Erzarbeiter, die bjA-Metall verarbeiten, zur Zeit des Cheops
Siehe Nachtrag zu 110208 # 78
B. Scheel Teil I, und
B. Scheel
Teil III-A 110312 # 80/1
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Zusammenfassung zum Teil II:
Die Studie zu den Reliefen des Mittleren Reiches von Bernd
Scheel besticht durch den enormen Umfang des Auswertungsmaterials. Aus seiner Ansicht
heraus, dass nur schmelzbare Metalle für das alte Ägypten gelten, wird das
Grundkonzept wie in Tabelle 1 beschrieben festgelegt. Im ersten Teil für das
Alte Reich waren noch Edelmetallschmelzen und Buntmetallschmelzen getrennt
behandelt, wobei sich schon erkenntlich Ungereimtheiten einstellten. Schon in
der Einleitung Seite 182 wird darauf hingewiesen, dass sich die grundsätzlichen
Kriterien erheblich voneinander unterscheiden.
Vielleicht aus dem Grund, und da die Diskrepanzen im Schema
des hier besprochenen zweiten Teils, der Gräber des Mittleren Reichs, anfingen
leicht auszuufern, zog er es vor, beide Metalle für den Schmelzprozess zusammenzulegen
und als gleichartig zu behandeln.
Das Ergebnis der Studie ist in Teilen nicht nachvollziehbar
und führt zu Fehldeutungen, denn wie weiter oben bereits geschrieben, tappt er
in die eigene Falle und leistet sich unbewusst einschleichende aber gravierende Fehler.
Für grundsätzliche Erkenntnisse der insgesamt fünf
aufgelisteten Quellen in Tabelle 1) sind drei davon (ohne Einfluss Zweiter),
dies entspricht 60%, nicht mehr als ergebnisrelevant anzusehen.
Noch ein Wort zum bjA
Sobald es bei Erklärungsversuchen zum bjA etwas eng wird,
bezieht man sich auf Lucas/Harris und J. R. Harris, die beide das Eisen für das
Alte Ägypten ablehnen und man zitiert die dort angegebenen Textpassagen.
Übersehen wird das anscheinend “Nebensächliche“, denn die Autoren stellen sehr
wohl einen Bezug des bjA über Hämatit zu Eisen her.
J. R.
Harris, 1961, Seite 167: „“that the Egyptian conception of meteoric material
was not very exact, and that bj3 therefore included other analogous materials,
particular iron ores, the nature of which was not properly understood.”
Haben sich die Autoren mit der eisenzeitlichen
Eisenherstellung befasst?
Dem Anschein nach offenbar nicht, denn der Funke ist
nicht übergesprungen. Stattdessen überlässt man es kosmischen Niedergängen und schickt die Expeditionen des Sesostris I
ins Wadi Hammamat um “bjA-Amethyste“, zur Ausschmückung pharaonischer Galerien,
zu holen. Ein Eisenstück des Sesostris I hat D. Arnold gefunden, Amethyste aber
nicht.
Weitere Erkenntnisse sehen wir vielleicht bei der
Beschreibung und den Anmerkungen zu Teil III.
# 79/1 110422 Nachtrag zu den Beiträgen # 78/1 und # 79
1.) Die Lehre des
Cheti, Sohn des Duauf;
2.) Eisenfund,
ägyptische Speerspitze bei Buhen 1800 v. Chr; 3.) Götter bewohnten
Ägypten,die Schreibung für Kupfer,
Bronze und Eisen (bj3) im alten Ägypten; 4.) G. A. Wainwright, Iron In Egypt; 5.) Der Disput des
Eisens an das Kupfer. (berichtigt 16.02.17)
Dieser Beitrag versteht sich als Ergänzung zu Beitrag # 79 “Die Schmiede und Erzarbeiter des Mittleren
Reiches, im alten Ägypten“, insbesondere als Verdeutlichung des Beitrages #
78/1 “Die soziale Stellung der Schmiede und der Erzarbeiter, die bj3-Metall
verarbeiteten, im Alten Reich Ägyptens, zur Zeit des Cheops.
1.) Die Lehre des Cheti (altägyptische
Weisheitslehre der 12. Dynastie um 2000 v. Chr., Mittleres Reich)
Eine etymologische Untersuchung von Hellmut Brunner und Alexander
Scharff, Professor der Ägyptologie, 1944.
Aus dem Inhalt:
Seite 22: „Aber ich habe den Erzarbeiter über seiner Arbeit
beobachtet, an der Öffnung seines Schmelzofens. Seine Finger sind
krokodilartig, er stinkt mehr als Fischlaich.
Punkt 4,9; Seite 29 : Jeder Holzarbeiter führt den Meißel, den
Erzstichel. (siehe zu Seite 29)
Seite 30: Die
Verwendung des Meißels:
Dies Werkzeug des Steinmetzen ist sonst nur als Meißel des
Holzarbeiters belegt. …, dass der Steinmetz dasselbe Gerät, wohl stärker
gebaut, in ganz derselben Weise verwendet wie der Tischler.
Seite 58: „Jeder Holzarbeiter ist müder als ein Ackersmann;
sein Feld ist das Holz, seine Hacke ist der Erzstichel“ (4,9). (siehe zu Seite
29)
Seite 38: Zu den Waffen und Pfeilspitzen:
…, sonstige Konstruktionen von Pfeilspitzen, werden aber
während der zweiten Zwischenzeit für das Heer völlig von Metallspitzen
verdrängt.
Seite 29, III Erläuterungen zur Übersetzung:
zu Punkt 4,9: ’n.t
bj3 wörtlich „der eherne Meißel“ ( mit Apposition des Stoffes zum Gegenstand)
bezeichnet das Handwerkszeug des hmw-Schreiners.
Seite 67 – 68: „…, das Vorbild der Lehre des Cheti, wenn
auch nicht aus dem Alten Reich, sondern wohl aus der späten 1. Zwischenzeit,
oder dem frühesten Mittleren Reich stammt“, und „große Teile der Lehren des Mittleren Reiches,
könnten sich ebenso in Werken des Alten Reiches finden“.
Anmerkung zu Seite 22
Wenn Cheti den Erzarbeiter während seiner Arbeit über die
Schultern geschaut hat, läßt es nur den Schluss zu, dass die Verhüttung von
Erzen ein allerorts übliches, und in jeder Siedlung praktiziertes Handwerk
darstellte. Dass es sich nicht um Kupfer handelt, kann damit begründet werden,
dass sich die nächstgelegenen Malachitvorkommen im Sinai befinden und auch dort
verhüttet wurden. Es ist deshalb nicht anzunehmen, dass Cheti diesen Vorgang im
weit entfernten Timna hätte beobachten können, um seinen Sohn von dieser Arbeit
abzuhalten. Die Eisenerze hingegen sind in Ägypten an zahllosen Stellen abbau-
und verarbeitbar, belegt wird dies, da sich die Beschäftigungszahl der
Erzarbeiter mit den Holzarbeitern, Töpfern und Maurern vergleichen lässt. Die
kommunale Erzeugung des Eisens aus Erzen im alten Ägypten erlaubt es,
vorteilhaftes Handwerkszeug für die arbeitende Bevölkerung herzustellen. Sei es
als Tauschobjekt oder zur Verwendung in der eigenen Sippe, um die Erträge zu
steigern.
Des Erzarbeiters Kleidung ist nicht der Lendenschurz, es ist
ein schmaler Lederstreifen oder gar nur eine Schnur. Gleich seinem unangenehmen
Geruch ist er im selben Maße mit Ruß beschmiert, reinigt sich nicht und ißt mit
schmutzigen Fingern.
Nach der religiösen Anschauung in Sachen Rituale, Reinigung,
Waschung und Hygiene gehörte der Erzarbeiter - der das Eisen im alten Ägypten
herstellte - der untersten sozialen
Schicht an.
Es wäre also nicht verwunderlich, wenn das Eisen - fast
ausnahmslos geschmiedete Werkzeuge für arbeitende Hände - seit Menschengedenken
unter solchen Umständen hergestellt wurde, deshalb dann nicht für Grabbeigaben
geeignet war.
Anmerkung zu Seite 29:
G. A. Wainwright, Iron In Egypt Wainwright definiert in aller Ausdrücklichkeit dass es sich
bei der Schreibung bj3 (bjA) um Eisen handelt.
Seite 15:
„The expression means bj3 …. was applied to iron that was man-made”
“bj3 means
iron” und “The word bj3-n.pt, this clearly means iron” und “Moreover, the word
bj3 proves to have stood primarily for iron”
Anmerkung zu Seite 38:
Dass man keine ehernen Pfeilspitzen für die Zeit des Alten
Ägyptens findet, lässt sich mit der Varusschlacht leicht erklären.
20.000 mit Eisen bewaffnete und gepanzerte Römer, dazu noch
Tross und Wagen, liefen in ihr Verderbnis. Man fand nichts aus Eisen, nur Reste
von Holzkohle und Schmiedeöfen. Kaum war das Kampfgetöse verhallt, wurde alles,
bis auf den letzten Eisennagel gesammelt und für eine andere Verwendung
umgeschmiedet.
Anmerkung zu Seite 58:
Dass die Handwerker zur damaligen Zeit überaus geknechtet
wurden geht aus vielen Beispielen hervor. Hätten sich Bauern oder Holzarbeiter
kupferne Dechsel, Hacken oder Sicheln leisten können, die den Mehrertrag rechtfertigen?
Hätten solche kupfernen Werkzeuge überhaupt getaugt?
In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 20.02.2011,
wurde von Tilman Spreckelsen und Ernst Pernicka Archäometallurge an der
Universität in Tübingen, ein zweiseitiger Artikel über den Ursprung und der
metallurgischen Entwicklung des Kupfers veröffentlicht. Neben Schmuck und
Figuren werden auch Werkzeugfunde aus Kupfer vorgestellt. Jedoch tragen diese
Kupferwerkzeuge keine Gebrauchsspuren. Beschrieben werden sie allgemein als
Prunkwaffe, Prunkaxt, Symbolgerät oder Ritualgeräte. Seite 56 unten: „Dass im
Neolithikum Prestigeobjekte geschaffen wurden, die als Werkzeuge oder Waffen
kaum taugten, dafür aber umso schöner waren, ist lange bekannt“.
Ägypten findet im gesamten Artikel keine Erwähnung.
Hierzu will ich nochmals hervorheben, dass Kupferwerkzeuge
oder Kupferwaffen nicht den von uns gedachten Zweck als Werkzeug oder Waffe
erfüllen sollten, und auch nicht erfüllen konnten.
Anmerkung zu Seite 67 – 68:
Dass der Inhalt und die beschriebenen Berufe der arbeitenden
Bevölkerung, in der Lehre des Cheti bereits zur ersten Zwischenzeit (ca. 2200
v. Chr.) Bestandteil der Schriften war, wird auch von anderen Historikern
erkannt.
Besonderes Interesse erscheint mir im Sachverhalt zu liegen, dass der
Erzarbeiter Werkzeuge aus Erz herstellt – den Erzstichel – und dass dessen
Werkstoffbezeichnung als bj3 (bjA) angegeben wird.
Sind nun tatsächlich nur die Erzarbeiter gemeint, die aus Eisenoxid
(Hämatit) das Metall herstellten, oder sind die Schmiede gemeint, die aus Rohmetall
Werkzeuge hämmerten? Denn auch sie haben die Finger beim schmieden sehr nahe am
glühenden Halbfertig- oder Fertigprodukt. Ebenso sind die Männer beim Vorgang
des Zwischen- bzw. Ausglühens an der Schmiedeesse betroffen. Wie wir zur
Beschreibung des Reliefs des Kaemrehu ( siehe Beitrag # 78) feststellten,
konnten sie aufgrund ihrer ikonographischen Abbildung als jugendliche
Nachwuchskräfte identifiziert werden.
Somit wäre es nicht von der Hand zu weisen, dass unter “Erzarbeiter“
alle Metallarbeiter eines Clans oder Sippe innerhalb einer Stammesgemeinschaft
gemeint sind, die sich von der Verhüttung bis zum Endprodukt und um die
Instandhaltung der Metallwaren kümmerten.
Insgesamt hat Cheti 16 Berufe beschrieben, von denen sich
sein Sohn Pepi, wenn irgendwie möglich, distanzieren möge.
Die Aufzählung erfolgt nun von mir unterteilt in zwei Kategorien:
Kategorie 1): Sehr arbeits- und personalintensive Tätigkeiten
der arbeitenden Bevölkerung sind die Erz- und Holzarbeiter, Steinmetz, Mauerer,
Töpfer und Bauer/Landwirtschaft.
Kategorie 2): Dienstleistungsbezogene, weniger arbeits- und
personalintensive Berufe sind der Barbier, Weber, Schuster, Wäscher,
Pfeilmacher, Eilbote, Vogelfänger, Schafhirte , Fischer und Gärtner.
Die folgende Rechnung versucht, den Anteil der Erzarbeiter
an der arbeitenden Bevölkerung näherungsweise zu ermitteln. Angenommen wird,
dass die personalintensiven Berufe der Kat. 1 dreimal so viele Beschäftigte
haben wie die Kat. 2. Daraus folgt: 75% Beschäftigte für Kat. 1 und 25%
Beschäftigte für Kat.2. In der personalintensiven Kategorie 1 sind sechs Berufsgruppen
zusammengefasst, also 75:6 = 12,5% der Arbeiter könnten Erzarbeiter gewesen
sein.
Bezüglich der Nutzung des bj3-Metalls, wie vom Sohn des
Duauf beschrieben, ist diese Zahl offensichtlich realistisch genug, den regen
Bedarf an Eisen zu decken. Gleichzeitig widerspricht dieser Gedankenansatz die
Vermutung, dass es sich in dem Land ohne eigene Kupfervorkommen um Kupfererz
Arbeiter handeln kann.
G. A. Wainwright´s Vermutung, dass es sich beim bj3 um
Meteoreisen für das Alte und Mittlere Reich handeln könnte, ist somit nicht
mehr ( war es auch noch nie ) aktuell. Das Eisen wurde aus Erz hergestellt. (
siehe # 78 und # 79 )
Als Zusammenfassung des Inhaltes der Lehre des Cheti,
stellen wir fest, dass die Werkzeuge wie Hacken, Meißel, Dechsel und Beile aus
dem Metall bjA bestehen. Brunner/Scharff beschreiben das bjA-Metall wörtlich
als eherne (stählerne, eiserne), also aus Eisen bestehende Werkzeuge. Die Lehre
des Cheti bestätigt als schriftlicher Beweis die Herstellung von
Eisenwerkzeugen, genauso, wie es aus den Reliefen vom Alten bis zum Neuen Reich
abgeleitet werden konnte. (siehe Beiträge #78 und #79)
2.) Der technische
Stand des Schmiedens von Eisen im Alten Ägypten, nachweislich für das Mittlere
Reich, um ca. 2000 v. Chr., wird zusätzlich durch einen archäologischen Fund
untermauert:
Professor Dierk Raabe, „Geschichte der Metalle“, S.
73:
"Als ältestes
Eisenstück lässt die Forschung heute meist eine ägyptische Lanzenspitze gelten, die in einem Grab zu Buhen in
Nubien von 1800 v. Chr. gefunden
wurde".
Nur nebenbei angedeutet, ob dann die Obelisken von
Hatschepsut, Thutmosis, usw. vom Dolerithammer erschaffen wurden? (siehe #27
und #60 ff)
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Einige weitere Indizen, dass das bj3 (bjA) nur Eisen sein
kann:
3.) Götter bewohnten Ägypten, Bronzefiguren
der Sammlungen <<Bibel + Orient>> der Universität Freiburg Schweiz,
von Madeleine Page Gasser (2001), Seite 5:
hsmn Wb III, 163: belegt seit dem Alten Reich, als Bezeichnung für Bronze
hmtj Wb III, 99:
belegt seit dem Mittleren Reich als Bezeichnung für Kupfer
dhtj Wb V, 606:
belegt seit dem Neuen Reich, 18. Dynastie; Schreibung für Blei
dhtj hd Wb V, 606: “Weisses Blei“ = Zinn (Anm. lt. Davies ab
dem Neuen Reich)
Anmerkung: Die schriftlichen Zeugnisse der alten Ägypter
belegen erst ab dem Mittleren Reich das Bekanntsein von Kupfer. Da nun Kupfer das
Grundmetall für Bronze darstellt, kann es für die alten Ägypter nicht möglich
gewesen sein diese Legierung zu einer früheren Zeit herzustellen.
Um Bronze herzustellen benötigte man zusätzlich Blei, bzw.
Zinn, welche aber erst ab dem Neuen Reich Erwähnung fanden. Somit konnte für
das Mittlere Reich keine Bronze in Ägypten legiert werden. Der Befund des
Kupfers als Verarbeitungsmetall für das Alte Reich ist ebenso negativ.
Madeleine Page Gasser schreibt: “Funde von vereinzelten
Bronzefiguren fallen ins Alte Reich. Sie sind jedoch so spärlich, dass nicht
von einer eigentlichen Bronzemanufaktur gesprochen werden kann“.
Demzufolge kann es sich nur um Importe handeln.
“bja Wb I, 436-37:
belegt seit dem Alten Reich, Bezeichnung für das ägyptische Gebrauchsmetall und
Erz“. Dies ist richtig, und sie hatten bereits Erfahrungen zur
Eisenherstellung seit dem Beginn der Schrift, wie wir es von Anedjib dem König
der ersten Dynastie wissen.
4.) G.
A. Wainwright, Iron In Egypt
Wainwright definiert in aller Ausdrücklichkeit dass es sich
bei bj3 (bjA) um Eisen handelt.
Seite 15: „The
expression means bj3 …. was applied to iron that was man-made”; “bj3 means
iron” und “The word bj3-n.pt, this clearly means iron” und “Moreover, the word
bj3 proves to have stood primarily for iron”.
In den Studien zum Metallhandwerk, von Bernd Scheel, vom
Alten bis zum Mittleren Reich, Teil I und Teil II, wurden 32
Metallarbeiterdarstellungen Untersucht und Besprochen. Die akribischen Aufzeichnungen der pharaonischen Schreiber
vermitteln uns die Herstellung von Gold, Silber, Elektrum und Eisen (bj3),
welches sich zusätzlich durch andersartige Arbeitstechniken in den Reliefen unterscheidet.
Nicht aber die Schreibung für Kupfer, und schon gar nicht das Legieren mehrerer
Metalle miteinander, wie es zur Herstellung von Bronze erforderlich wäre, und
was wir erst für das spätere Neue Reich kennenlernen werden.
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5.) Der Disput des Eisens an das Kupfer
(berichtigt 21.02.17.)
Dass das Eisen im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bereits rege im
Gebrauch war, schildert uns der Disput des Eisens an das Kupfer:
Die Frühzeit des Menschen, Die Entdeckung des Metalls von P. Knauth, auf
Grundlage Prof. Cyril Stanley Smith Historiker der Metallurgie, 1977, Seite 41:
<< Ein Metall mit glänzender Zukunft: Trotzdem muss das
Kupfer eine große Anhängerschaft gefunden haben.
Ein Text aus dem Jahre 2000 v. Chr. – ein <Disput> zwischen dem
personifizierten Silber und dem Kupfer – läßt auf die wachsende Bedeutung des
Kupfers schließen (die Sumerer liebten Disputationen und fanden nichts dabei,
Menschen als Metalle auftreten zu lassen). Bei dem Disput wird das Silber vom
Kupfer verhöhnt, weil es nur im Palast zu Hause ist. Das Kupfer erinnert das
Silber rücksichtslos an seine Mängel und hält ihm vor:>>
<< Wenn die Bewässerungszeit kommt, schenkst du dem
Menschen nicht die stoppellösende Kupferhacke.
Wenn der Frühling kommt, schenkst du dem Menschen nicht die pflügenden Dechsel
aus Kupfer.
Wenn der Winter kommt, schenkst du dem Menschen nicht die Feuerholz schlagende
Kupferaxt.
Wenn die Erntezeit kommt, schenkst du dem Menschen nicht die getreideschneidende
Kupfersichel.
Silber, wenn es keinen Palast gäbe, hättest du weder Zuflucht noch Wohnort;
allein das Grab, der Ort des Entkommens, wäre deine Zuflucht.
Silber, gäbe es Paläste nicht, gäbe es keinen Platz, für den man dich
bestimmte. Gleich einem Gott legst du deine Hand niemals an nützliche Arbeit.
Wie kannst du es überhaupt wagen, mich anzugreifen? Geh in deine dunklen
Schreine; leg dich in deinen Gräbern zur Ruhe. >>
Weiter schreibt Knauth/Smith Seite 41, zu Kupferwerkzeugen
und –gefäßen: „Ihre Herstellung war teuer, sie verbogen verhältnismäßig leicht
und wurden schnell stumpf. Nur die Reichen konnten es sich leisten, ihren
Haushalt mit kostbaren Kupfergeräten auszustatten."
Die im Text angegebenen Eigenschaften, sowie die Verwendung der Metalle von Silber
und Kupfer machen keinen Sinn, und entsprechen nicht der Realität. Es wird die
Bezeichnung des Metalls, was die Sumerer als Eisen schrieben, fälschlicher
Weise als das Kupfer gedeutet.
Begründung:
Die Werkzeuge der Holzarbeiter, Bauern, Landarbeiter und Erntehelfer konnten
nicht aus Kupfer sein. Weder konnten sich die Handwerker Kupferwerkzeuge
leisten, noch hätten kupferne Dechsel, Hacken, Sicheln und Kupferbeile die nötige
Stabilität um ihrer Aufgabe gerecht zu werden (siehe auch Spreckelsen /
Pernika, Ritualgeräte). Steinwerkzeuge wären leichter zu beschaffen, hätten
eine höhere Standfestigkeit, waren leicht zu Schärfen und in der Handhabung
bekannt.
Das Kupfer erklärt gegenüber dem Silber seine Vorteile in der höheren
Festigkeit bei der Verwendung als Werkzeug, was nicht sein kann, denn sie haben
dieselben technischen Eigenschaften!
„Silber, wenn es keinen Palast und keine Gräber gäbe, hättest du weder Wohnort
noch Zuflucht“, auch diese Aussage würde dem Kupfer keinen entscheidenden
Vorteil im Dialog bringen, denn die Autoren beschreiben auf Seite 29, kupferne
Götterstatuen und Figuren mit göttlichen Eigenschaften aus den Gräbern des dritten
Jahrtausends vor Christus. Somit, und aus unzähligen anderen Kupferfunden,
ausnahmslos aus Gräbern, kann es sich im Zwiegespräch nicht um Silber und Kupfer,
sondern nur um Kupfer und Eisen handeln, weil letzteres keinen Zugang in die
Gräber fand.
Deshalb kann der Gegenspieler des Kupfers nur das Eisen sein!
Hier die Richtigstellung:
“Wenn die Bewässerungszeit kommt, schenkst du dem Menschen nicht die
stoppellösende Eisen hacke.
Wenn der Frühling kommt, schenkst du dem Menschen nicht die pflügenden Dechsel
aus Eisen.
Wenn der Winter kommt, schenkst du dem Menschen nicht die Feuerholz schlagende
Eisenaxt.
Wenn die Erntezeit kommt, schenkst du dem Menschen nicht die
getreideschneidende Eisensichel.
Kupfer, wenn es keinen Palast gäbe, hättest du weder Zuflucht noch Wohnort;
allein das Grab, der Ort des Entkommens, wäre deine Zuflucht.
Kupfer, gäbe es Paläste nicht, gäbe es keinen Platz, für den man dich
bestimmte. Gleich einem Gott legst du deine Hand niemals an nützliche Arbeit.
Wie kannst du es überhaupt wagen, mich anzugreifen? Geh in deine dunklen
Schreine; leg dich in deinen Gräbern zur Ruhe“.
Auch in den Gesetztestexten des Hammurabi, aus der gleichen
Zeit wie der Disput, wird das Eisen mehrmals genannt.
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Warum findet man nur
wenig Eisen aus dem alten Ägypten?
Für die alten Ägypter war das Eisen nichts Besonderes. Man
kannte es bereits aus vordynastischen Zeiten, aus weit zurückliegender Erinnerung
die bis zum Anfang von Mythen, Legenden und der Schöfpung der Götter verankert
ist. Da es von untermenschartigen Erzarbeitern hergestellt wurde, und es
ausnahmslos zu Gerätschaften für arbeitende Hände verarbeitet wurde, weil es rostete und somit
vergänglich war, fand es kaum Zugang als Grabbeigabe. Dort, wo es Verwendung
fand, wurde es immer wieder bis zum letzten Rest um- und aufgearbeitet
(recycling).
Der Mangel an Kupfererzvorkommen in Ägypten und dadurch dass das
Kupfer kaum einen Zweck erfüllte, somit überhaupt kein Bedarf vorhanden war,
wird durch die archäologischen Funde belegt.
In Bezug auf die gefundenen Gebrauchswerkzeuge dominieren
die Eisenfunde vor den wenigen Scheinwerkzeugen und Modellen aus Kupfer und
Bronze.
Die stumpfe Klinge der hölzernen und bronzenen
Khepesh-Schwerter des Tutanchamun spricht gegen den Gebrauch als schneidende Hiebwaffe
im Kampfeinsatz, lässt jedoch an eine zeremonielle Verwendung denken. Solche Imitate
des Krummsäbels konnten nur aufgrund einer ursprünglichen eisernen Waffe, die
den Gebrauch und Zweck erfüllte, entstanden sein. Dies betrifft auch den
Golddolch, dessen Ursprung nur aus einem realen Werkzeug hervorkommen konnte.
Und: Zur Spätzeit in Ägypten, ab ca. 500 v. Chr. pflegten
drei zukünftige Weltreiche sich zwischenzeitlich, nach und nach, in Ägypten
nieder zu lassen. Jeder mit dem Ziel, danach, die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Die Perser, Griechen und die Römer wußten eben, wo es die besten Schmiede und
die härtesten Stähle der damaligen Welt gab. Nur durch die Aufrüstung mit Eisen
aus Ägypten gelang es ihnen die restliche Welt zu erobern. Nicht mit Gold,
sondern mit Schwert und Lanze.
80/1 110312 Irrungen und
Wirrungen zur bjA-Diskussion
zu Bernd Scheel Teil III-A Eine Beschreibung mit
Anmerkungen zur Dokumentation von Bernd Scheel:
Studien zum Metallhandwerk im Alten Ägypten III
Handlungen und Beischriften in den Bildprogrammen
der Gräber des Neuen Reiches und der Spätzeit. SAK 14, 1987, Bernd Scheel.
Anmerkung: In der letzten Studie von B. Scheel, Teil III,
dominieren zu den Metallarbeiterdarstellungen, insbesondere zur Definition des
bjA-Metalls Fehldeutungen, Missverständnisse und hypothetisches Denken. Ausschlaggebend
für meine Beurteilungen sind unzweifelhaft nachweisbare Widersprüche sowie manipulierte
Deutungen, mit dem Ziel, geforderte Endergebnisse zu erreichen.
Seite 263, der Originaltext aus der vorletzten Seite von
Scheel, Studien zum Metallhandwerk im alten Ägypten Teil III, wurde mit Buchstaben beziffert, damit der Inhalt für sich im
Zusammenhang bleibt und andererseits das Auffinden der besprochenen
Textpassagen erleichtert.
a):Im Grab des Rekhmire ( Rh-mj-Rc ) möchte ich nur für
einen Inschriftenteil über den Antransport von Rohmetall eine zu den bisherigen
Lesungen abweichende Übersetzung vorschlagen (60).
b): Der Begriff - < Scheel zeichnet das Zeichen des
einfachen Schmelztiegels, gefolgt von drei senkrechten Strichen und zusätzlich
das Zeichen für Asien > - wird mit der Lesung hmtj st.t übersetzt als
“asiatisches Kupfer“ oder „“Kupfer aus Asien“.
c): Die Produktangabe <Schmelztiegel mit drei Senkrechten
Strichen> ist bereits vielfach diskutiert worden (61).
d): Sie kann m. E. nicht ohne weiteres als Kupfer gelesen
werden; denn zum einen werden unterhalb der Inschrift im Bilddokument, wie
bereits erwähnt, zwei verschiedene Metalle zum Legieren und Gießen von
Türflügeln herangetragen, zum anderen eignet sich reines Kupfer nur bedingt zum
Guss von Großobjekten (62).
e): Fest steht, dass unter <Schmelztiegel und drei
Striche> eine Werkstoffbezeichnung zu verstehen ist, die in gleicher oder
ähnlicher Form seit dem Alten Reich belegt ist (63).
f): Übersetzt werden muss der Begriff <Schmelztiegel und
drei Striche> m. E. als
Sammelbezeichnung für alle Werkstoffe mit metallischem Charakter. Die neutrale
Bezeichnung „“Metall“ scheint dabei die zutreffendste zu sein.
g): Aus dem Neuen Reich ist uns die Lesung bj3 in der
Schreibung < Fuß = b - blühendes Schilf = j – ägyptischer Geier = A / 3 >
als Begriff für Metall bekannt (64).
h): Auch die Schreibungen < Fuß – Geier – Halbmond mit
Nase ( vielleicht auch schlecht gezeichnete Fisch-Schuppe) – drei Sandkörner
> oder <. Fisch-Schuppe – drei Sandkörner > beziehungsweise <.
Schmelztiegel – Fisch-Schuppe – drei Sandkörner > und <. Schmelztiegel –
drei Sandkörner > sind entsprechend belegt.
i): Bezeichnet < Schmelztiegel – drei senkrechte Striche
> also einen Werkstoff, so liegt wohl die Lesung bj3 als “Metall“ nahe, und
somit würde in der Wandmalerei im Grab des Rekhmire “Metall aus Asien“
angeliefert werden (65).
Anmerkungen und Besprechung:
Zu a):
Die Fußnote 60 gibt Davies und Wreszinski an. Wreszinski
beschreibt eindeutig in der Opferliste von erfolgreichen Feldzügen Thutmosis
III, das Kupfer mit < Schmelztiegel und drei Sandkörnern >, das Eisen als
bjA mit <. Fuß – Schilf – Brunnen – Barren >.
Davies “The Tomb of
Rekh-mi-re at Thebes, 1943, pl.53”, weist auf Grund der Reliefdarstellung von
Rekhmire (Rechmire) und der dort angelieferten Metalle nach, dass es sich um
einen Kissenbaren aus Kupfer handelt und somit Kupfer und Bronze ab dem Neuen
Reich erstmalig beschriegen wird.
Somit deffiniert Scheel selbst, dass es sich bei der
Schreibung von bjA um ein anderes Metall als Kupfer handelt, es sich in der
Schreibung von Kupfer unzweifelhaft unterscheidet und was seit dem
altägyptischen Reich bekannt ist. Es ist daher keine zusätzlich abweichende
“Übersetzung“ von Nöten.
Zu b): Dies ist richtig.
Zu c): Zur Produktangabe, die bereits ausgiebig diskutiert
sei, verweist er auf die Fußnote 61, deren Inhalt sich mit Beschreibungen zum
bj3 und der Wortfamilie bjA befasst.
Zu d): Davies,
“The Tomb of Rekh-mi-re at Thebes, 1943,
pl.53”, schreibt zur Anlieferung der Rohmetalle: „Three workers carry copper in
the shape of an ox-hide ingot and baskets containing small rounded ingots of
lead an tin”. Die Annahme, dass sich reines Kupfer zum Gießen nur
bedingt eignet ist deshalb hinfällig, da es sich bei der Rezeptur der zu
schmelzenden Metalle um Kupfer, Blei und Zinn handelt, und somit ein Metall mit
der Werkstoffbezeichnung Bronze verarbeitet wurde.
Es kann also ohne weiteres als Kupfer gelesen werden, siehe
auch zu a).
Zu e): In akribischer Detektivarbeit wurden die drei Studien
vom Alten Reich bis zur Spätzeit nach den beschriebenen Zeichen <
Schmelztiegel und drei Striche > sowie
< Schmelztiegel und drei Sandkörner > untersucht, und festgestellt, dass weder von
B. Scheel, noch von zweiten Quellen diese Zeichen jemals angeführt wurden.
Das Zeichen, welches in den Studien speziell für die
bj3-Metallarbeiter überliefert ist, und Verwendung fand, ist als Stößel (U32
Mörser; im weitesten Sinne Keule/Hammer) oder als Zeichen für “schwer“
insgesamt vier mal dargestellt. In der Form als – bezeichnen wir es zukünftig
einheitlich als “Stößel“ - < Stößel mit drei Sandkörnern > sind sechs
Darstellungen überliefert. Also insgesamt zehn eindeutige Nennungen für bjA in
Form des Stößels (U32).
Aus hieroglyphischer Sicht unterscheiden sich die Zeichen
Stößel und Schmelztiegel eindeutig.
Das Zeichen mit der
Schreibung < Schmelztiegel und drei Striche > wird unter Wb. I 437,1 –
438,1 eindeutig als Kupfer / Erz beschrieben.
Sinngemäß richtig muss der Absatz e) lauten: Fest steht,
dass unter <Schmelztiegel und drei Striche>
die Werkstoffbezeichnung für Kupfer zu verstehen ist,
wogegen die Schreibung < Stößel mit drei Sandkörnern > den
metallurgischen bj3-Rohstoff (Scheel, S. 200, Beleg 51) in Form des Eisenerzes,
als auch das daraus gewonnene bj3-Metall als Werkstoffbezeichnung für Eisen
beschreibt. Die hieroglyphische Schreibung des bj3 ist die seit spätestens dynastischer
Zeit verwendete Lautschrift, die Gegenstände aus Eisen bestehend kennzeichnet.
Der Hinweis auf die Fußnote 63, “Wb I, 436 ff“ dokumentiert,
dass es sich um die Beschreibung des bjA im Allgemeinen und im Speziellen
handelt. Weiterhin definiert das verzettelte Wörterbuch, als auch Hannig 1995,
S.245 das bj3 als Erz, Metall, Eisen, tellurisches Eisen.
Die Konsequenz zu e) ist: Bernd Scheel verwendet vorsätzlich
oder unbewusst ein falsches Zeichen für seine Definition, bzw. wenn er
tatsächlich den <Schmelztiegel> meinen würde, entbehrt der Definition
jegliche Grundlage.
Zu f): Die von den Alten Ägyptern verarbeiteten und auch
benannten Werkstoffe, müssen nun nicht mehr mit anscheinend zutreffenden
Wortspielereien wie z. B. “Begriffe“, “Sammelbezeichnung
für alle Werkstoffe mit metallischem Charakter“ oder “neutrale Bezeichnung von
Metall“ übersetzt werden, da die Werkstoffbezeichnungen im Moment des
Vorhandenseins mit der Schrift verifiziert wurden.
Zu g): Es ist nicht ganz richtig, dass die Lesung des bj3
erst ab dem Neuen Reich bekannt sei:
Anedjib, (eigentlich Hor-aned-jib) ist der Horusname eines
altägyptischen Königs (Pharaos) der 1. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher
um 2910 v. Chr. regierte.
Sein Nebtiname: Nbwj-mr.j-bj3-p = Geliebter des ehernen
Throns der beiden Herren
Der Thron- und Eigenname: Mr.j-bj3-p = Geliebter des ehernen
Throns. (Q: Wikipedia, Anedjib)
Siehe auch die unterschiedlichsten Schreibungen von bjA seit
den ersten Dynastien und den Pyramidentexten des Alten Reiches; sowie Graefe
“Wortfamilie bjA“ und Aegyptologie.com/Lexikon/Wortfamilie bjA, als
übersichtliche Zusammenfassung des bislang Geschriebenen, von Menna.
Zu h): Wie bei g) und, nachgewiesen besteht der Begriff und die
Schreibung des bjA-Metalls nicht erst seit dem Neuen Reich. Die dritte und
vierte Zeichenfolge ist hier nicht von Bedeutung.
Das fünfte beschriebene Zeichen < Schmelztiegel mit drei
Sandkörner > darf hier nicht mit den bjA-Schreibungen vermischt oder
verstanden werden, da es eindeutig, wie bereits oben bei a, b, c, d, e, f), als
Zeichen für das Metall Kupfer definiert ist.
Die Annahme von Bernd Scheel entbehrt jeglicher Grundlage.
-------------
Zu i): Der Absatz macht keinen Sinn, denn er beschreibt
folgenden Inhalt: „Bezeichnet Metall also einen Werkstoff, so liegt wohl die
Lesung Metall als „Metall“ nahe“, … (?)
Die Richtigstellung des letzten Satzteils lautet gemäß g):
„und somit würde in der Wandmalerei im Grab des Rekhmire “Kupfer aus Asien“
angeliefert werden“. Es ist somit unnötig und auch falsch, wenn man sich auf
eine andere Übersetzung einließe.
Das seit e) und nun auch bei Fußnote 65 eingefügte Zeichen mit
der Schreibung <Schmelztiegel> sei nun für bjA anwendbar und soll durch die
angefügten Quellen bestätigt werden!
Originaltext zu Fußnote 65:
Zur unterschiedlichen Lesung des Zeichens
<Schmelztiegel> in
Berufsbezeichnungen als bd.t.j “Metallarbeiter“ und in Werkstoffbezeichnungen
als bjA “Metall“ s. auch Junker, in: MDAIK 14, 1956, 100; Wb I, 437.1.
Hierzu B. Scheel, Teil II, Seite 200:
“In der Metallarbeiterszene des B3k.t.j (A) wird bj3-Metall
gewogen; hieroglyphisch als <Stößel mit drei Sandkörnern> ausgedrückt.
Diese Form der Schreibung ist bereits im Alten Reich belegt und beinhaltet
keine weiteren Lesungsschwierigkeiten (51)“.
Text zur Fußnote 51:
“Im Grab des Ibj werden <Stößel mit drei Sandkörnern>
bj3 gewogen, geschmolzen und getrieben. Das könnte darauf hindeuten, dass
<Stößel mit drei Sandkörnern> bjA den
metallurgischen Rohstoff im allgemeinen bezeichnet. Analog hierzu ist die
Begriffsbildung der Berufsbezeichnung <Doppelschmelztiegel> bd.t.j
“Metallarbeiter“ zu sehen, er bearbeitet Metalle im allgemeinen. …Erst im Laufe
des Alten Reiches bildet sich eine Spezialisierung heraus, wobei neben dem <Doppelschmelztiegel>
= Metallarbeiter auch ein <.Doppelschmelztiegel und Goldzeichen> = bd.t.j
nbw Metallarbeiter mit dem Werkstoff Gold = Goldarbeiter nachzuweisen ist.
S. hierzu die entsprechenden Belege im Grab des Wp-m-nfr.t,
Hassan, Fig. 219,
<Doppelschmelztiegel> BEARBEITET <.Stößel> ;
am Unasaufweg <Doppelschmelztiegel> bearbeitet Silber
und Elektrum,
im Grab des Hm-Rc <.Doppelschmelztiegel und
Goldzeichen> = Goldarbeiter bei der Treibarbeit“.
Somit steht fest, dass
1. das Zeichen <Schmelztiegel> zu Fußnote 65 offensichtlich falsch eingesetzt wurde,
2. das Zeichen <Schmelztiegel> nicht in Verbindungen
zu bjA steht,
3. das Zeichen <Schmelztiegel> laut Wb I, 437.1. als
Kupfer zu verstehen ist, 4. das Zeichen <Schmelztiegel> erst seit dem Neuen
Reich bekannt ist, siehe g) und unten,
5. das Zeichen <Doppelschmelztiegel> für
Metallarbeiter steht, der Werkstoffe wie Gold, Silber, Elektrum und <Stößel> be- oder verarbeitet,
6. das Zeichen <Stößel mit drei Sandkörnern> bjA den metallurgischen Rohstoff bezeichnet,
7. das für <Doppelschmelztiegel> bearbeitet <Stößel>, der “Stößel“ die Werkstoffbezeichnung für bj3 definiert
(ungleich Kupfer) und zugleich das bjA seit dynastischer Zeit von den Alten
Ägyptern beschrieben und verarbeitet wurde,
8. wie in Teil I und Teil II aufgezeigt, sind für bjA
abweichende Arbeitsabfolgen und andere Arbeitstechniken im Vergleich zu den
Schmelzmetallverarbeitern überliefert,
9. das bjA unmissverständlich als das Eisen definiert ist.
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Quellen die Datierungen zum Kupferabbau und zur Kupferverarbeitung
beschreiben:
Bernd Scheel, 1989, Egyptian Metalworking and Tools, auf
Seite 14: ägyptischer Kupferabbau in Timna ab Mitte der 18. Dynastie, Neues Reich
V.K.Gouda, M. El-Baradie, M. Eldamaty, 2007, in Survey of Precious Metal Production in
Ancient Egypt: die Verarbeitung von Kupfer, Blei, Zinn, Bronze ab dem Neuen
Reich.
H. G. Buchholz, Keftiubarren und Erzhandel im zweiten
vorchristlichen Jahrtausend, 1959: für ägyptische Kupferimporte gelten die
Zeiten um Thutmosis III, (Amarnabriefe, Inschriften) sowie später die
Ramesidenzeit.
Edgar B. Pusch und Thilo Rehren, Hochtemperatur-Technologie
in der Ramses-Stadt Qantir, 2007, Rubinglas für den Pharao, Teil 1: aktuelles
Material in Form von Befunden und Funden an Grabungsplätzen zur Glasherstellung
lieferte auch weitreichende Erkenntnisse zur Bronzeproduktion. Insgesamt konnte
man eine begrenzte Weiterverarbeitung von Bronze nachweisen. Die ältesten
Grabungsschichten, die Indizien hierzu lieferten, konnten für die Zeit des
Thutmosis, 18. Dynastie datiert werden.
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Wir wissen weiterhin aus dem Relief des Rechmire (Rekhmire), Neues
Reich, dass Kupfer in der Form von Ochsenhautbarren, Kissenbarren oder als sich
nach unten verjüngender Barren mit oberem Wulst (Spitzverbreiterung)
dargestellt sind. Weder diese materielle Form des Kupfers, noch die uns
bekannte Schreibung für Kupfer sind in den Reliefen der
Metallverarbeitungsszenen, und auch nicht in den Beischriften, Reden und Rufen
vom Alten bis zum Neuen Reich überliefert.
Dank Bernd Scheel’s Studien konnten wir bis zum Mittleren
Reich 33 Metallarbeiterszenen untersuchen. Die überlieferten Handlungen
erwiesen sich als technisch logische Arbeitsabläufe, am Anfang wurde das
Rohmetall gewogen, am Ende wog man das Endprodukt. Hätte man Kupfer oder Bronze
verarbeitet, hätten die Schreiber folgende Szenen visualisiert:
1. zum Wiegen des Rohmetalls wäre ein Ochsenhaut oder
Kissenbarren dargestellt,
2. zum Wiegen des Endproduktes wäre ein Kuhhaut oder Kissenbarren
dargestellt,
3. zum Wiegen des Endproduktes wäre ein Werkzeug
dargestellt,
4. zum Verhüttungsvorgang wie es bei Kaemrehu
veranschaulicht wird, könnte nur das Gießen eines Werkzeuges oder eines Barrens
die darauf folgende logische Darstellung sein,
5. beim Gießen eines Werkzeuges oder Barrens wäre das
dargestellte Aus- bzw. Zwischenglühen, sowie das Hämmern / Treiben nicht
erforderlich,
6. zum Gießen von Bronze wären die zusätzlich benötigten
Legierungsmetalle dargestellt,
7. wie oben zu i) festgestellt, wären die Metallarbeiter,
die Werkstoffbezeichnungen verarbeiten, als Doppelschmelztiegel verarbeitet <Kissenbarren>
als auch Doppelschmelztiegel verarbeitet (den einfachen) <.Schmelztiegel>
dargestellt.
Freilich finden weder wir, noch B. Scheel diese Motive und
Attribute. Bernd Scheel verliert sich in Spekulationen, wer sich von Irrungen
und Wirrungen distanziert, erhält zur Genüge Einblick in die sich alternativ
anbietende Werkstoffbezeichnung bjA.
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Die soziale Stellung der Schmiede
und der Erzarbeiter, die bjA-Metall verarbeiteten, zur Zeit des Cheops
Waren es doch die Erzarbeiter und die Schmiede, die den
Pyramiden- und Tempelbau erst ermöglichten, und somit für die Herstellung einer
Massenware zuständig waren. Etymologische und ethnologische Aspekte vermitteln
uns, dass die Herstellung und Verarbeitung des bjA-Metalls von den Handwerkern
der breiten unteren Bevölkerungsschicht ausgeführt wurde.
Zu Bernd Scheel, Studien zum Metallhandwerk der Gräber des Alten Reiches I, Seite 174 - 177 : 8. Zusammenfassende Betrachtungen zu den
Beischriften und Ergebnisse aus ihrem Vergleich
Anmerkung: Wichtig erscheint mir hierbei die Feststellung
das zwischen den Edelmetall- und Metallarbeitern deutliche Unterschiede in der
sozialen Struktur erkennbar sind.
Scheel beschreibt diesen bezeichnenden
Gesichtspunkt für die Metallarbeiter, wie folgt:
1. Es werden wechselseitig (untereinander)Arbeitsanweisungen
erteilt und daraufhin Beteuerungen entgegnet, dass man, wie gewünscht, handeln
werde.
2. Aber auch Beschwerden werden laut über die harte Arbeit
des Handwerks, und es wird nach Bier verlangt zur Erfrischung bei Tätigkeiten,
die unter erschwerten Bedingungen auszuführen sind, wie beispielsweise in
großer Hitze und Rauchentwicklung beim Schmelzen. Dies alles zeigt den
lebensnahen Charakter der Rufe und Gegenreden.
3. Einen Hinweis auf die sozialen Unterschiede zwischen
Arbeitern und Vorgesetzten mögen die Anreden geben, die bei den Rufen und
Gegenreden auftreten. …
4. Titelnennungen oder bezeichnende Attribute bei ranghöheren Vorgesetzten, dass aber keiner der einfachen Arbeiter, z. B. ein
Schmelzer, einen Titel trägt.
5. Die Kleidung der Schmelzer ist der einfache, kurze
Lendenschutz der Arbeiter oder gar nur der Streifengurt.
6. Die Schmelzer, die oft die Masse der Arbeiter innerhalb
der einzelnen Bildbelege stellen, gehörten offenbar der unteren sozialen Stufe
unter den Metallhandwerkern an.
7. Vielmehr wurde von ihnen Kraft und Ausdauer bei einer
harten, unangenehmen Tätigkeit verlangt.
8. … die rauhen Schmelzer, die sich über zu schwere Arbeit
bei ihren Vorgesetzten beklagen.
9. Derselben einfachen sozialen Schicht gehörten offenbar
die Schmelzausgießer an, die auch kaum über besondere handwerkliche Kenntnisse
verfügt haben werden. Ihre Kleidung entspricht der der Schmelzer.
10. Innerhalb der Berufsgruppe der Metallhandwerker im Alten
Reich ergibt sich aus dem Beischriften- und Bildmaterial somit offenbar eine
“soziale Strukturierung“, die letzte Gruppe schließlich sind die Schmelzer und
Schmelzausgießer.
Siehe auch hierzu Scheel Teil I) Seite 156 zu den
Metallarbeitern die bjA verarbeiten:
“Die Titel- und Berufsangaben zu den Schmelzerszenen zeigen,
dass offenbar nur einfache Arbeiter mit der harten, schweren und wegen der
großen Hitzeentwicklung unangenehmen Tätigkeit betraut wurden“.
Seite 174, unter Fußnote 182 wird Guglielmi in Reden, Rufe
und Lieder (177) zitiert: „Die Reden und Rufe sind ohne Zweifel die Äußerungen
der einfachen Bevölkerung, der Bauern, Hirten und Handwerker etc. und können, da
sie dem Alltagsleben entnommen sind, soweit als Umgangssprache gelten“.
Und ergänzend Seite 175, Fußnote 188, die Lehre des Cheti
(Htjj), Mittleres Reich: „Ich sah aber den Erzarbeiter
bei seiner Arbeit an der Öffnung des Schmelzofens, indem seine Finger wie
Krokodilskrallen sind und er stinkend ist wie Fischdreck“.
Zusammenfassung der
sozialen Stellung des Schmiedes und der Erzarbeiter im Alten Reich:
Dass es sich bei den Metallarbeitern die bj3 verarbeiten
nicht um Schmelzer und Schmelzausgießer handelt, sondern um Erzarbeiter die
sich mit der Verhüttung beschäftigen, und somit ein Metall herstellten, wurde
bereits mehrfach dokumentiert.
Weiterhin ist nicht anzunehmen, dass der Dorfschmied zur
Zeit des Alten Reiches das Kupfer – aufgrund des materiellen Wertes – hätte
besitzen können.
Der soziale Stand dieser Arbeiter erlaubt es daher nicht,
dass man davon ausgehen könnte, sie hätten Edelmetalle oder Kupfer bearbeitet bzw. überhaupt handhaben
können.
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Daher, und wegen des Mangels an Kupfererzvorkommen, sowie
den spärlichen Funden von Kupferwerkzeugen, entbehrt es jeder Grundlage, dass
das Kupfer im Alten Reich zur Verwendung
herangezogen wird.
Somit ist es erlaubt, frühere ägyptische Kupferfunde als Gegenstände
aus Tributzahlungen oder Handelswaren und als Import anzusehen.
Fazit : Die Werkstoffbezeichnung bj3 ist nicht das Kupfer,
es ist das Eisen.
Siehe dazu auch:
Die Werft und die Werkzeugliste
des Kai-em-anch, aus der 6. Dynastie.