100418
Dolerithammer, Figuren und Obelisk von Sesostris I # 62
Hallo Forum,
„Ob sich Gesichtszüge, das Nemes-Kopftuch mit Horusfalken,
der Zeremonienbart, detaillierte Körperkompartimente oder überhaupt eine Statue
mit dem Dolerithammer herstellen lassen“, war die Frage aus Beitrag # 60.
Die Heutigen können diese Frage nicht beantworten, da noch
nicht einmal der Ansatz eines solchen Versuches gemacht wurde ( aus guten Grund
). Praktisch ausprobiert haben es die Früheren. Die dritte
Dimension bereits erkannt, beließen sie es als Felszeichnungen mit angedeuteter
Schattenwirkung. Wenn die primitivste Art aller Bearbeitungen, in unseren Fall
das Steinhammerverfahren gelungen wäre, wüssten wir von einfachen bis zu komplexen
Steinskulpturen aus der frühesten Steinzeit.
Wenn diese Hypothese erneut oder vielleicht auch
grundsätzlich von Engelbach (1922) aufgegriffen und/oder als Alternative zur
Steinbearbeitung beschrieben wurde, so ist es verständlich, da er andere umfassende Inhalte seiner
Kollegen nicht kennen konnte.
Wer aber im zehnten Jahr des einundzwanzigsten Jahrhunderts
an diesen Pionierleistungen mit Scheuklappen festhält, der demoralisiert die
Werte von Menschen die Großartiges geleistet haben.
Hierzu ein weiterer Eisenfund mit nachvollziehbar
überlieferter Dokumentation:
Karin Dohrmann (2004) schreibt in
Analyse der Sitzstatuen Sesostris I aus Lischt , S 128 zum „Dechsel“:
„D. Arnold fand in Lischt ein kurzes
breites Eisen mit aufgerolltem Ende. Mit dem aufgerollten Ende konnte es in
einem Holzgriff verankert und als kurze, präzise einsetzbare Dechsel verwendet
werden. Quelle 762: Arnold, Pyramid, 102, fig. 49 , 4. Dieses Eisen wurde von
ihm als „scraper“ bezeichnet“.
Seite 115, Q 699, Steinmann, ZÄS 118
(1991) 154: Da die Eisen staatlicher Besitz waren wurden sie vor der Ausgabe
und nach dem Einsammeln gezählt und gewogen“.
In Beitrag # 58, zur Wortfamilie bjA,
zitiert ein Text einer Stele aus dem Mittleren Reich ( Zeit von Sesostris I ) :
„Auf dem Schlitten die kostbare Fracht aus Eisen, die zu holen der König den
Beamten zu der Mine geschickt hatte“.
Auch Stefan Przeworski (1939), Die Metallindustrie Anatoliens in der Zeit
von 1500 – 700 v. Chr., Seite 142, weis von der Inschrift:
„Außerdem berichtet ein Text aus dem
Anfang des –19. Jhd. von der Entsendung eines ägyptischen Gesandten nach Nubien
um Gold und Eisenerz zu holen“.
( Die Gegend um Assuan und dem ersten
Katarakt war zu dieser Zeit noch unter nubischer Hoheit )
Fazit 1: Die Steinmetzgilde um - 2000
konnte mit eisernen Werkzeugen ausgerüstet werden.
Wurde der erste granitene Obelisk von
Sesostris I in der 12. Dynastie ( Gewicht ca. 120 Tonnen ) mit Eisenmeißel
erarbeitet ?
K. Dohrmann analysiert für die Lischter
Statuen über ein Dutzend verschiedenartiger Steinmetzmeißel und bemerkt auf Seite 95: „ zu den Befunden der
Werkzeuganalyse gehört auch der Statuenkomplex des Mykerinos, ... besteht jedoch aus Hartgestein“.
Seite 145 wird für die
Mykerinos-Statuen ein Randschlag, S. 146, im Stadium IV die Abspitztechnik
vergleichend beschrieben.
Fazit 2: Ein Randschlag wird mit einem
Breitmeißel, die Abspitztechnik mit einem Spitzmeißel erzeugt, bei Seth, der
Dolerithammer macht aber keine Meißelspuren.
Fazit 3: Für Hartgestein – da sind sich
alle Fachleute einig, genügen gehärtete Kupfermeißel nicht.
Zusammenfassend kann gesagt werden,
dass die Statuenherstellung im Mittleren – als auch im Alten Reich mit
Eisenmeißel ausgeführt wurde. Die Grundvoraussetzung, so erklärt K. Dohrmann,
ist die Herstellung von rechtwinkeligen und maßhaltigen Quadern. Somit wären
auch die Pyramidenbausteine ohne Dolerithammer geklärt.
Gruß, cq.
100420 Th. Schipper
bezieht sich auf D. und R. Klemm #63
Hallo cq,
Hier ein Auszug aus: Klemm R, Klemm D.D., Steine und Steinbrüche im Alten
Ägypten, Heidelberg 1992, S. 320-324
Zitat:
Während die relativ weichen und leicht zu bearbeitenden
Gesteinstypen des Kalksteins einschließlich des Calcit-Alabasters und des
Sandsteins von Anfang an mit Spitzmeißeln aus Metall abgebaut und ebenfalls mit
diesen bzw. häufig auch mit etwas breiteren Meißeln zur Werksteinform
hergerichtet wurden, ließ sich diese Technik wegen der hohen Gesteinshärten
bzw. sehr dichten Kornbindung bei den Graniten von Aswan nicht durchführen.
Hier mußte für den Abbau eine geeignete Methode entwickelt werden, die es
gestattete, mit möglichst einfachen Hilfsmitteln die für die Herstellung eines
gewünschten Werkstückes notwendige Oberfläche herzustellen, ohne das
Werkstück selbst in seiner inneren Struktur dadurch wesentlich zu
beeinträchtigen.
Zweifelsohne lagen den altägyptischen Fachleuten bereits zu Beginn der
dynastischen Zeit in dieser Richtung einschlägige Erfahrungen vor, was die
vielen Funde von Natursteingefäßen aus sehr sorgfältig oberflächenbearbeiteten
Hartgesteinstypen zeigen.
Die Bearbeitung von Hartgestein war den Ägyptern kein Geheimnis. Für das
gesamte AR errechnet sich nach diesem Artikel eine verbaute Granitmenge von
insgesamt 45000 m3, was einer Rohmaterialmenge von rund 100000 m3 entsprechen
sollte.
LEIDER verbirgt sich, ob sie zur Verarbeitung EISEN verwendet haben, oder doch
ein anderes Material … wie zum Beispiel das Basaltgestein Dolerit, über dessen
Verwendung es genügend Nachweise gibt.
Gruss Thomas
100501 Kommentare
zum ersten Absatz aus Klemm / Klemm
# 64
Hallo Thomas,
wenn man den Artikel von R. und D. Klemm so ließt,
verfällt man in das Labyrinth einer Verknüpfungswelt, die
mit meisterhafter Rhetorik versucht, eine Anschauung, nach der es keine
objektiven Erkenntnisse gibt - sondern alle Erkenntnisse Schöpfungen des
subjektiven Bewusstseins sind, zu
suggerieren.
Fakten werden miteinander vermengt und mit Prinzipien falscher
Regeln begründet. Und das mit großem Erfolg, wer nur liest und nicht kritisch
hinterfragt verliert sich unfreiwillig in einer neuen Glaubenswelt.
Kommentare zum ersten Absatz aus Klemm / Klemm, Steine und
Steinbrüche im Alten Ägypten:
Zitat:
Während die relativ weichen und leicht
zu bearbeitenden Gesteinstypen des Kalksteins einschließlich des
Calcit-Alabasters und des Sandsteins
<< Anmerkung 1 >> von Anfang an mit Spitzmeißeln aus Metall
abgebaut und ebenfalls mit diesen bzw. häufig auch mit etwas breiteren Meißeln
zur Werksteinform hergerichtet wurden
<<Anmerkung 2 >>,
ließ sich diese Technik wegen der hohen Gesteinshärten bzw. sehr dichten Kornbindung bei den Graniten von
Aswan nicht durchführen.
<< Anmerkung 1 >>
In der Auto-Bild würde der gleiche
Sachverhalt so formuliert: Während sich die relativ weich und leicht zu
fahrenden Autos der BMW´s, des 2CV-Citrön und der VW´s von Anfang an mit gutem
Handling erwiesen, ließ sich dies bei den AUDI´s nicht durchführen.
Solche Pauschalaussagen geben keinen
Sinn. Es stellt sich die Frage:
Welche Gesteine sind nun relativ weich,
welche relativ hart, und ist Kalkstein oder Sandstein leicht zu bearbeiten ?
Wir kennen Alabaster als Schach- oder
Zierfigürchen, es ist ein meist farbig, glasig und leicht durchscheinendes
Material, was relativ weich und leicht zu bearbeiten ist. In den Klemm´schen
Satzkonstellationen kann man leicht verführt werden, für Sandstein und
Kalksteine ähnliches zu empfinden, da zudem der „Calcit-Alabaster“ scheinbar
den Anschein beansprucht ein Marmor zu sein.
Alabaster ist ein Gips ( CaSO4 + xH2O )
mit einer Härte nach Mohs von 1,5 – 2
und lässt sich bei kräftiger Hand mit einem Messer schnitzen. Calzium
ist zwar im Molekül integriert, es hat aber nichts mit dem Calcit ( CaCO3
) , Härte 3, was mit dem Stahlmesser ritzbar ist, zu tun.
Calcit-Alabaster gibt es nicht.
Wie hart oder wie weich ist Kalkstein ?
Stellen wir einige Fachautoren gegenüber:
R. und D. Klemm, Steinbrüche S 70 sind
der Meinung: Der Turakalkstein lässt sich im bergfeuchten Zustand fast wie
weiches Holz modellieren. << müsste dann nicht geschnitzt werden ? >>
R. Stadelmann wiederum meint, der
Turakalkstein sei sehr hart und fest.
D. Stocks lässt das Kupfer so hart wie
Werkzeugstahl härten um Kalkstein zu bearbeiten, demzufolge wird auch er von
relativ harten Kalkstein ausgehen.
Müller-Römer, Die Technik des
Pyramidenbaus, 2008, S.76 schreibt: „...sehr harten Nummulitenkalkstein“ und
kategoriert ebenso den Turakalkstein.
K. Dohrmann, Sitzstatuen von Sesostris
I in Lischt, 2004, S 146 lässt die Fasen des Kalksteinrohling`s mit dem groben
Spitzeisen und dem schweren Zuschlaghammer abschrägen, also scheinbar auch ein
sehr fester Turakalkstein.
Fazit: Der Kalkstein ist weder so weich
wie Holz, noch leicht zu bearbeiten. Er ist eher sehr hart und man benötigt
gestählte Werkzeuge.
Wie hart oder wie weich ist Sandstein ?
Es gibt Sandsteinvorkommen die mit
einem Baggerlöffel abgebaut werden können, solche Gebiete nennt man Sandgruben.
Dauerhafte Werkstücke mit einem gewissen Anspruch an Ausstrahlung wurden aus
Natur-Werk-Stein hergestellt . Es gibt auch Sandsteine die in der
Bearbeitbarkeit dem Granit in Nichts nachstehen.
Am Ende der zweiten Seite des Artikels
steht, dass auch „silifizierte“ Sandsteine als Gesteinshämmer zur Bearbeitung
von Granit und Basalt Verwendung fanden ( ? ), womit sich das
Weichheitsspektrum von Sandsteinen selbst definiert.
( Mehr dazu an geeigneter Stelle )
<< Anmerkung
2 >> Da das Ehepaar Klemm nicht näher auf das
besagte Metall eingeht, nehmen wir an es sei Kupfer gemeint. Wie hart oder wie
weich ist Kupfer ?
D. Stocks beruft sich auf die
Möglichkeit der Kalthärtung von Kupfer mit dem Ziel, dass es stählerne
Eigenschaften mit sich bringt und erklärt so die Bearbeitung von Kalkstein.
Zur Granitbearbeitung lässt er nur das
Sägen mit Kupfersägen gelten, obwohl seine stahlharten Kupfermeißel dem
Anspruch - wie es in der Eisenzeit praktiziert wurde, genügt hätten,
Hartgesteine zu bearbeiten.
Beim Bohrvorgang beschreibt er das
elementare Kupfer wie folgt: Erst durch die Weichheit des Cu´s wird die Bohrung
ermöglicht, infolge dessen sich das Bohrsubstrat in das weiche Kupfer eingraben
kann.
R. und D. Klemm wissen aus Funden von
kupfernen Scheinwerkzeugen , können sich aber mit der gestählten Kupferversion
nicht anfreunden und reduzieren deshalb die Bearbeitungshärte des Kalksteines
auf Kupferniveau, bzw. auf weiches Holz.
K. Dohrmann, S 106, aus Quelle von
Teichmann: Das gewaltsame Härten von Cu sei prinzipiell möglich. Der Nachteil
einer solchen Behandlung liegt darin, das das Cu sehr spröde wird und Werkzeuge
leicht ausbrechen können.
Müller-Römer 2008, S.76: „...sehr
harten Nummulitenkalkstein“ , kategoriert ebenso den Turakalkstein und lässt
nur das Sägen mit Kupferblättern für die Außenverkleidung in Frage kommen. Ein
entscheidendes Problem hierbei stellt sich im termingerechten Fertigungsablauf
des Pyramidenbaus wobei nach einer Hochrechnung ca. 520 Kupfersägemaschinen in
einer Non-Stopp-Beschickung ( 24 Stunden am Tag ) im Einsatz sein müssten.
Woher das ganze Kupfer nehmen?
Auf Seite 6 schreibt er „ Die immer
wieder geäußerte Behauptung, es müsse bereits im AR spezielle Härtungsverfahren
für Kupfer gegeben haben, wodurch dieses mit der Härte von Eisen vergleichbar
sei, trifft nicht zu“.
Prof. Dr. Moesta, Erze und Metalle –
ihre Kulturgeschichte im Experiment, Versuch 11- Die Grenze der Schmiedbarkeit,
Seite 59:
„Einige Hammerschläge verringern die
Dicke des Fladens auf etwa die Hälfte seiner Anfangsdicke. Dann stellt man den
breiten Fladen mit einer Pinzette auf die Schmalseite und hämmert die Probe zu
einem kleinen Barren von annähernd quadratischen Querschnitt. Wir beobachten,
dass sich diese Verformung ohne jede Schwierigkeit durchführen lässt ....“
Hieraus lässt sich gut erkennen wie
weich das Kupfer wirklich ist und wir betonen die Aussage von Müller-Römer „das
Härtungsverfahren für Kupfer trifft nicht zu“.
Und nun noch das fachmännische Urteil
des Goldschmiedemeisters: Die Edelmetalle Gold, Silber und Kupfer sollten nur
im hocherwärmten Zustand gehämmert werden. Die gewaltsame Verdichtung würde
eine Verfestigung von ca. 5 bis max. 10 %
der Bearbeitbarkeit des Ursprünglichen Materials verursachen. In diesem
ausgereizten Stadium werden die Metalle sehr spröde, paradox rissig und lösen
sich vom weniger gefestigten Material ab. Dieser Zustand sollte peinlichst
nicht erreicht werden da das Werkstück völlig unbrauchbar wird und nur mittels
erneutem Einschmelzen das Material gerettet werden kann, und somit den
ursprünglichen Zustand wieder herstellt. Ein erster Schlagversuch mit solch
gehämmerten Metallen bedingt unverzeihlich den Verlust des Verfestigten
Materialanteiles.
Fazit: Das Kupfer wird nicht an der
Abarbeitung von Ziervasen, Kalksteinblöcken, Statuen, unterirdischen Galerien
oder Bootsgruben in massiven Kalksteinvorkommen beteiligt gewesen sein.
Ausgehend von den Aussagen der
besprochenen Experten muss ein anderes Metall die Steinmetzarbeit ausgeführt
haben.
Der Inhalt des Fachartikels „Kupfer“ im
alten Ägypten ( mit Dank an aegyptologie.com/forum/ lexikon/kupfer ) :
Erläutert uns die spärliche Verwendung des Kupfers im Gebrauch und in der
Anwendung. In schriftlichen Überlieferungen findet es kaum Erwähnung, die
industrielle Notwendigkeit der steintechnischen
Aktivitäten wird nicht im geringsten bestätigt . Somit scheidet Kupfer als
belebende Handwerksinnovation der damaligen Zeit aus.
Tipp:
K. Dohrmann, S 128: D. Arnold
fand in Lischt ein kurzes breites Eisen mit aufgerolltem Ende. Mit dem
aufgerollten Ende konnte es in einem Holzgriff verankert und als kurze, präzise
einsetzbare Dechsel verwendet werden. Quelle 762: Arnold, Pyramid, 102, fig. 49
, 4. Dieses Eisen wurde von ihm als „scraper“ bezeichnet.
Da man weder den Dolerithammer noch
neue oder gebrauchte Kupfermeißel archäologisch nachweisen kann, jedoch einen
eisernen Dechsel fand und dessen Rohmaterialbeschaffung von Sesostris himself
beschrieben wird, können die Meißel nur aus Eisen gewesen sein.
Zitat:
„Die Bearbeitung von Hartgestein war den Ägyptern kein
Geheimnis. Für das gesamte AR errechnet sich nach diesem Artikel eine verbaute
Granitmenge von insgesamt 45000 m3, was einer Rohmaterialmenge von rund 100000
m3 entsprechen sollte“.
Dem sind ca. 11 000 000 Kubikmeter, teils millimetergenau
bearbeitete Kalksteinblöcke hinzuzurechnen.
Nun kommen wir zu deiner Frage:
LEIDER verbirgt sich, ob sie zur Verarbeitung EISEN
verwendet haben, oder doch ein anderes Material...?
Das Schweigen der Klemm´s über das Metall schließt also das
Eisen nicht aus. Nur können oder wollen sie es nicht aussprechen.
Zitat:
... Basaltgestein Dolerit, über dessen Verwendung es
genügend Nachweise gibt.
Sicherlich gibt es genügend Nachweise in der Anwendung des Dolerithammers, siehe
Beitrag # 27, aber keine für die Herstellung von Werksteinen, Skulpturen und Hieroglyphen.
Gibt es irgendwelche ägyptologischen Hinweise in Wort,
Schrift oder Bild zu den Steinhammer-Bildhauern ?
Gruss, cq.
100527 Wollsackverwitterung,
Schiefer, Granit und unser Dolerithammer # 65
Hallo Thomas, hallo Forum,
zur letzt gestellten Frage : „Gibt es irgendwelche
ägyptologischen Hinweise in Wort, Schrift oder Bild zu den
Steinhammer-Bildhauern ?“, erwartete ich auch keine Antwort, da es keine gibt.
Seit dem der Freiraum zur Überlieferung für profane
Tätigkeiten gegeben war, kennen wir ab der 6. Dynastie des alten Reiches die
Reliefe, wobei die Steinbildhauer mit Hammer und Meißel ihr Tun verrichten. Für
den Chephren-Bezirk zählte man 58 Statuen, darunter vier Kolossalsphingen
vorwiegend aus dem Hartgestein Diorit.
Von Mykerinos kennt man über zwanzig Bildnisse und Triaden vorwiegend aus Hartgestein, oft als „Schiefer“ beschrieben.
Dieser Schiefer ist aber nicht der Herkömmliche, den wir in
Plattenformat auf Dächern kennen. Es ist ein nahe von Quarzitvorkommen
auffindbarer metamorpher Sandstein mit höherem Glimmer und Feldspatanteil. Der
Tongehalt wurde vornehmlich in Phengit und/oder Fuchsit umgewandelt und ist
bestimmend für den grünlichen / graugrünlichen Farbton. In der Petrologie
werden solche sehr feinkörnigen Gesteine als Glimmerquarzit - mit fließendem
Übergang je nach Mineralanteile – und bis zum Typus Glimmerschiefer bezeichnet.
Eine negative Eigenschaft ist, dass sie sich durch äußere
Krafteinwirkung aufschiefern. Im Falle eines
senkrechten oder parallelen „stumpfen“ schlagen´s auf solche
gerichtete kristalline Schiefer, wie
z.B. mit dem Dolerithammer, würden sich die Lagerungen unwillkürlich
aufspalten. Eine mit solchen Instrumenten bearbeitete Statue kann es nicht
geben. Nur ein vorsichtiges Arbeiten mit Meißeln garantiert die Fertigstellung
solcher hartgesteins Bildhauerstücke.
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Ein letztes Wort, nochmals zum Thema in Beitrag # 64, die
Härte von Kalkstein.
Bezeichnend war R. und D. Klemm, Steinbrüche S. 70, mit der
Aussage, dass sich der Turakalkstein im bergfeuchten Zustand fast wie weiches
Holz modellieren ließe.
Hierzu standen vier Fachautoren mit gegenteiliger Meinung.
Zusätzlich zitiere ich noch Frank Dörnenburg,
Pyramidengeheimnisse, Seite 35 zur Pyramide des Djoser : „...außen jeweils mit
einer polierten Lage aus hartem Tura-Kalkstein umgeben waren“,
und Seite 37 zur Pyramide von Snofru in Meidum:
„...polierten äußeren Mantels aus hartem Tura-Kalkstein, der härteste in
Ägypten vorkommende Kalkstein“.
Einen weiteren Qualitätsnachweis von Kalkstein bezeugen das
Empire State Building von 1931, mit einer Höhe von ca. 400 Metern und dem
Rockefeller Center, 1932, Höhe ca. 300
Meter, beide in New York mit Kalkstein gebaut und verkleidet.
Kalkstein, bzw. Turakalkstein so weich wie Holz ?
R. und D. Klemm verfehlen die Ziele ihrer Spekulationswelt
bei weitem.
Der sich dann erhoffte Vorteil des Bearbeiten`s von
Kalksteinen mit Kupfermeißeln erlahmt auf den ersten Blick. Die Härtung von
Kupfer trifft nicht zu, deshalb kann auch nur bei Kalkstein gehärtetes Eisen in
Frage kommen. Weder Granit, Diorit, Basalt noch Glimmerschiefer ( wie oben
beschrieben ) lassen eine Bearbeitung mit dem Dolerithammer zu. Die Pfeiler und
Quadersteine aus Granit sowie die Bodenbeläge aus Basalt der Tempelanlagen des
Alten Reiches als auch Pyramidenbau- und Fallsteine konnten nur mit
Eisenwerkzeugen hergestellt werden.
Welchen Sinn hätten Verschluss- und Fallsteine, wenn sie
durch primitive Handhabung mit dem Dolerithammer durchbrochen werden könnten !
Nach der Klemm´schen Darstellung der Dinge, bewährte sich
die Weichmacherfunktion bei Kalkstein. Dieses Erfolgsrezept ausnutzend, erfand
man ebenso kurzerhand eine Weichmacherformel für Granit.
Die dem Granit
nachgesagte „Wollsackverwitterung“ ist die Lösung aller Dinge. Sie bemächtigt
nun den Dolerithammer das „Zerstörungsfreie“ bearbeiten.
Für uns stellt sich dann die Frage, ob dann nicht auch
Basalt, Diorit, Quarzit und Glimmerschiefer als Wollsäcke anstehen müssten, um
dann mit dem Dh. leicht bearbeitet werden zu können.
Weil, laut Klemm: „durch einfaches abschlagen der
Verwitterungskruste“ die Steine dann zu Bodenbelagsplatten, scharfkantigen
Quadern, bis zu sieben Meter hohe Palmensäulen des Unas und hieroglyphierte
Statuen mutieren müssten.
Bei allem Respekt, die Steinbearbeitung ist nicht ihre
Disziplin. Die 5000 Jahre alte Technik braucht nicht nochmals im 20.
Jahrhundert neu mit unzureichenden, postulierten Mitteln erfunden zu werden.
Erst mit der nachgewiesenen Benutzung von Eisenmeißeln
begann
die steinerne Überlieferung aller antiken Völker.
Grüße, cq.